Oracle beerdigt OpenSolaris

Die Open-Source-Entwickler des Betriebssystems bekommen keinen Zugriff mehr auf aktuelle Entwicklerversionen. Oracle will nur noch mit ausgesuchten Technologiepartnern zusammenarbeiten. Alle Anstrengungen sollen auf Solaris 11 konzentriert werden.

Oracle hat jetzt offensichtlich eine Entscheidung zur Zukunft des quelloffenen Betriebssystems OpenSolaris gefällt. Das geht aus einer internen Mitteilung an Solaris-Entwickler hervor, die einer dieser Entwickler, Steven Stallion, in seinem Blog veröffentlicht hat. Demzufolge werden die Open-Source-Entwickler keinen täglichen Zugriff mehr auf aktuelle Zwischenversionen, „Nightly Builds“ genannt, von Oracle Solaris mehr bekommen. Diese „Grundsatzentscheidung“ tritt ab Version 2010.05, der aktuellen Version des Server-Betriebssystems, in Kraft.

„Wir werden keinen Quellcode mehr für das gesamte Solaris-Betriebssystem jede Nacht parallel zur Entwicklung veröffentlichen“, heißt es in der E-Mail. Die Mitteilung ist von führenden Oracle-Managern wie Mike Shapiro, Bill Nesheim, und Chris Armes unterzeichnet. Oracle will laut dem veröffentlichten Text alle Entwicklerkapazitäten auf die nächster Version des ehemaligen Sun-Systems, Solaris 11, konzentrieren. Sie soll in der zweiten Jahreshälfte 2011 erscheinen.

Zuvor soll es eine Solaris-11-Express-Version geben, die Oracle noch Ende 2010 veröffentlichen will. Aktualisierungen der Express-Version sollen dann zum endgültigen Release von Solaris 11 führen.

Steven Stallion bewertet Oracles Pläne als „Perversion des Open-Source-Gedankens“. Der Blog-Beitrag trägt den Titel „OpenSolaris ist tot“. Dort heißt es: „Das ist ein hässlicher Abschiedsgruß an zahllose Arbeitsstunden und an Qualitätssoftware, die jetzt als Oracle-Produkt ausgeliefert wird, auf das wir – als die eigentlichen Autoren – nicht länger uneingeschränkten Zugriff haben.“

Wer in Zukunft an Solaris mitarbeiten darf, entscheidet Oracle. Man wolle sich von Fall zu Fall „Technologie-Partner“ suchen, die dann Zugriff auf Solaris-Quellcode hätten, der sich noch in der Entwicklung befindet. Natürlich will Oracle in Zukunft auch nicht ganz auf Open-Source-Software verzichten. Man werde weiter Projekte „aktiv und offen entwickeln“, die das Erreichen des Solaris-Gesamtziels beschleunigten. „Beispiele dafür sind unsere Aktivitäten bei Gnome, X11, IPS-Packaging und unsere Optimierungsarbeiten im Umfeld von Apache, OpenSSL“ und Solaris-Perl.

Vor dieser Entscheidung hatte es bereits Konflikte zwischen Oracle und Mitarbeitern an der Open-Source-Version von Solaris, OpenSolaris, gegeben. Im Juli drohte die Führung des OpenSolaris-Projekts, das OpenSolaris Governing Board (OGB), mit einem geschlossenen Rücktritt, falls Oracle weiter einen offiziellen Kontakt mit der Community verweigere. Andere Entwickler haben Anfang August ein eigenes quelloffenes Solaris-Projekt unter dem Namen Illumnos ins Leben gerufen.

Oracle wird den Quellcode von OpenSolaris nicht länger öffentlich bereitstellen (Bild: Dawn Endico und Luke Hopewell, ZDNet Australia, CC BY-SA 2.0).
Oracle wird den Quellcode von OpenSolaris nicht länger öffentlich bereitstellen (Bild: Dawn Endico und Luke Hopewell, ZDNet Australia, CC BY-SA 2.0).

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