Es ist kein Geheimnis, dass der BlackBerry-Browser bislang RIMs Achillesferse war. Mit dem langsamen Ansprechverhalten und dem eingeschränkten Funktionsumfang machte das Surfen einfach keinen Spaß. Man muss dem Hersteller zugutehalten, dass er das Problem erkannt und im August 2009 die Firma Torch Mobile gekauft hat. Der Name Torch ist kein Zufall. Torch Mobile hat jedenfalls dafür gesorgt, dass BlackBerry OS 6 jetzt einen vernünftigen WebKit-basierten Browser zu bieten hat.
Das Ergebnis sind eine sauberere Startseite, einfacheres Bookmarken sowie überarbeitete und neue Features wie Browsen mit mehreren Tabs und URL-Sharing. Die Zwei-Finger-Zoomgeste funktioniert jetzt ebenso, wie ein Doppeltipp auf einen Teil der Seite den Ausschnitt automatisch so anpasst, dass der Text bequem zu lesen ist. Die HTML- und JavaScript-Render-Performance wurde ebenfalls verbessert, und der Browser unterstützt – zumindest teilweise – HTML5 und CSS3. Flash-Support gibt es nach wie vor nicht.
Im Praxiseinsatz leistet der neue Browser definitiv bessere Dienste als sein Vorgänger. Insbesondere das Browsen mit mehreren Tabs überzeugt. Auf Befehl verkleinert die Software das aktuelle Fenster, und die anderen Seiten lassen sich in einer Thumbnail-Ansicht per Fingerwisch durchblättern. Die Text-Reflow-Funktion, der Browser passt den Zeilenumbruch so an, dass der Text das Display bei der aktuellen Vergrößerung exakt ausfüllt, funktioniert weitgehend wie versprochen. Lediglich bei Tabellen oder Grafiken kommt man stellenweise nicht um etwas Scrollen herum.
Auch in Sachen Geschwindigkeit hat der Browser zugelegt – aber Raum für Verbesserung gibt es immer. Die Internetseite der Huffington Post lädt in 50 Sekunden. Die mobilen Webseiten von CNN und ESPN nehmen 7 beziehungsweise 6 Sekunden in Anspruch. Zum Vergleich: Der Android-Browser auf dem Nexus One benötigt für die gleichen Internetseiten 15, 3 und 4 Sekunden, der Safari-Browser auf dem iPhone 3GS lässt sich 35, 6 und 5 Sekunden Zeit.
Wie Smartphones mit Android hatten neben auch die BlackBerrys immer ein ganz akzeptables Multimedia-Angebot zu bieten. Das Interface ließ allerdings eher zu wünschen übrig und sah so gar nicht nach Unterhaltung aus. Das ändert sich mit dem Torch. Beim Blättern durch die Musikdatenbank steht beispielsweise eine hübsche, Cover-Flow-artige Darstellung zur Verfügung. Zudem gibt es im Videoplayer eine ganez Reihe erweiterte Optionen, darunter endlich auch die Möglichkeit, Bildseitenverhältnis und Wiedergabegröße der Clips anzupassen.
An Codecs unterstützt der Torch MP3, AAC, AAC+, eAAC+, WMA, FLAC und OGG für Musik sowie MPEG-4, H.236, H.264 und WMV für Videos. Um Inhalte aufs Smartphone zu kopieren, steckt man den Torch einfach per USB an den Rechner an, und der PC erkennt ihn als Massenspeicher. Die Datenübertragung geschieht per Drag and drop mit dem Windows Explorer. Alternativ lässt sich auch die neue BlackBerry Desktop Software 6 zum Synchronisieren einsetzen. Sie bringt Mediendatenbanken vom Windows Media Player oder von iTunes aufs Handy. Mittels WLAN-Music-Sync-Funktion ist das herunterladen von Titeln über das Heimnetzwerk möglich. Der Torch verfügt über 4 GByte integrierten Speicher und bringt – jedenfalls in den USA – eine 4 GByte große Micro-SD-Karte mit. Der Speicherkartenslot unter dem Akkudeckel kommt mit bis zu 32 GByte großen Medien zurecht.
Auf der Rückseite des Torch befindet sich eine 5-Megapixel-Kamera mit Autofokus und zweifachem digitalen Zoom. Einen LED-Blitz gibt es ebenfalls. RIM zufolge sollen kleine Details für richtig Freude am Fotografieren sorgen. So gibt es jetzt Features wie Gesichtserkennung, eine Reihe von Szenenprogrammen für verschiedene Aufnahmesituationen und ein einfacheres Interface.
Innenaufnahmen mit dem Party-Modus wirken ziemlich weich. Ansonsten ist die Qualität der Kamera aber durchaus ordentlich.
Die Verbesserungen sind gut und die Szenenmodi liefern meistens gute Ergebnisse. Bei dem üblichen Handy-Testfoto ist das Motivprogramm Party eingestellt, das der Hersteller für Innenaufnahmen empfiehlt. Ausleuchtung und Farben auf der Aufnahme sind gelungen, doch leider wirkt das Testbild unter diesen Bedingungen etwas zu weich. Außenaufnahmen geraten sehr schön, und mit dem Sport-Modus ist auch das Einfangen schnell bewegter Motive kein Problem. Enttäuschend ist allerdings, dass die Kamera im Videomodus nur 640 mal 480 Pixel aufnimmt.
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