Die deutsche Ausgabe der Online-Enzyklopädie Wikipedia wird im Oktober den „Artikel des Tages“ auch in gesprochener Form anbieten. Partner von Wikimedia Deutschland bei dem Pilotversuch ist die Deutsche Zentralbibliothek für Blinde zu Leipzig (DZB).
Die „gesprochene Wikipedia“ soll es blinden und sehbehinderten Menschen ermöglichen, am Wissen teilzuhaben, das die Online-Enzyklopädie bereitstellt. Auch eine Hörbuchversion der Artikel ist geplant.
Verfügbar sind die Audiofiles auf Wikipedias Schwestersite Wikimedia Commons im Ogg-Vorbis-Format. Zudem wird es einen Podcast geben.
Die Beiträge behandeln unterschiedliche Themen, die Wikipedia-Nutzer als „lesenswert“ oder „exzellent“ gekennzeichnet haben. Aufgenommen werden die Texte von professionellen Sprechern der DZB Leipzig. Die Finanzierung übernimmt der Förderverein „Freunde der DZB“.
Die Idee einer „gesprochenen Wikipedia“ existiert seit mehreren Jahren. Bis dato wurden mehr als 400 Artikel von freiwilligen Mitarbeitern eingesprochen, etwa ein Stadtführer für Berlin. Wie bei Wikipedia üblich, hält sich das Verfassen von Beiträgen an das Prinzip der Freiwilligkeit: „Je nach Zeit, Lust und Engagement kann und darf jeder jederzeit einen Artikel einsprechen. Dadurch wird das Projekt stets sporadisch weiterverfolgt“, erklärt Catrin Schoneville, Sprecherin von Wikimedia.
Der Aufwand sei enorm: „Manche Artikel sind extrem lang und würden ein zweistündiges Vorlesen erfordern“, erklärt Schoneville. Links und Querverweise lässt der Sprecher aus, auf Grafiken und Tabellen verweist er am Rande. Derzeit wird ausprobiert, was funktioniert. „Vielleicht liegt eines Tages die gesamte Wikipedia in gesprochener Form vor.“
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1 Kommentar zu Pilotversuch: Wikipedia liest Einträge vor
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gesrochene Wikipedia
So neu ist das nicht, es gibt schon gesprochene Artikel in der Wikipedia. Allerdings derart monoton und laienhaft gesprochen, dass das Lauschen kein Genuss ist. Das werden erfahrene Sprecher hoffentlich besser machen. Mein Problem: Ausgerechnet die „exzellenten“ und „lesenswerten“ Artikel einsprechen zu lassen, hat keinen Mehrwert für blinde Nutzer: Es sind in der regel extrem aufgeblähte Texte zu Nischenthemen, die nur eine Minderheit interessieren. Den Autoren geht es dabei meist nicht darum, einen Lexikonbeitrag zu verfassen, sondern ein Fleißkärtchen für angebliches Expertenwissen in einem „Orchideenfach“ zu erhaschen. So schreibt denn der Filmfreak einen ellenlangen Artikel über seinen Lieblingsfilm eines völlig unbekannten Regisseurs, der Ägyptenfan einen ebenso langen über die dritte Pyramide von links. „Exzellent“ ist das durchaus nicht immer, da nur sehr wenige Nutzer darüber in einer Abstimmung befinden, Experten sind es, wie oft leider auch die Autoren, meist nicht. Da wird dem Kumpel gerne schon mal das Fleißkärtchen zugestanden. Über die fachliche Qualität sagt dieses Prädikat nichts aus. So geraten diese Artikel dem meist unbedeutenden Gegenstand nicht angemessen über Gebühr lang und langweilen den Nicht-Interessierten. Besser wäre es, ganz normale Artikel einzusprechen, die Nutzen für den Alltagsgebrauch haben.