Wie das vernetzte Auto für alle Wirklichkeit wird

Dass, wie Gartner-Analyst Koslowski meint, immer mehr Anwendungen ins Auto kommen, die nur noch indirekt mit dem Fahren zu tun haben, mag auch daran liegen, dass Fahrzeuglenker künftig mit dem Lenken ihres Fahrzeugs immer weniger beschäftigt sein werden, da ihnen Fahrerassistenzsysteme einen Teil der Arbeit abnehmen.

An einem Konzept für ein autonomes Auto arbeitet die Freie Universität Berlin. Das Team um den Informatik-Professor Raúl Rojas hat schon einige Erfolge bei der Fernsteuerung von Autos mit einem iPhone vorzuweisen. Mitte des Monats will sie ihr Fahrzeug „Made in Germany“ (MIG) vorstellen.

"Leonie" hat sich bei ihrer ersten autonomen Testfahrt auf dem Braunschweiger Stadtring auch beim Spurwechsel gut geschlagen (Bild: TU Braunschweig).
„Leonie“ hat sich bei ihrer ersten autonomen Testfahrt auf dem Braunschweiger Stadtring auch beim Spurwechsel gut geschlagen (Bild: TU Braunschweig).

MIG ist mit Sensortechnologie ausgerüstet und kann so seine Umgebung wahrnehmen, um sich auf Grundlage der ausgewerteten Daten selbstständig in alltäglichen Verkehrssituationen zurechtzufinden. So soll es unter anderem rote Ampeln und Stoppschilder autark erkennen und Vorfahrtsregeln umsetzen können. Der Fahrer wird etwa über ein Tablet auf die gesamte Bordelektronik zugreifen und soll neue Möglichkeiten der freien Bedienung erhalten, die weit über die bisherige Vorstellung einer Fernsteuerung hinausgehen.

Welche das genau sind, wird sich bei der Präsentation Mitte Oktober zeigen. Bereits vergangenen Woche haben Wissenschaftler der TU Braunschweig mit ihrem Forschungsfahrzeug „Leonie“ einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Leonie ist ein VW Passat Variant, 2.0 TDI. Via Satellitenortung kann der Wagen seine Position im Straßenverkehr berechnen. Verschiedene Laserscanner und Radarsensoren sorgen dafür, dass der Wagen sein Umfeld in jedem Moment wahrnehmen und dann im eingebauten Rechner weiterverarbeiten kann

Die Niedersachsen arbeiten im Rahmen des Forschungsprojekts „Stadtpilot“ schon länger gemeinsam mit dem Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik daran, dass ein Auto automatisch eine vorgegebene Strecke fährt. Fahrten auf freier Strecke hat Leonie schon bewältigt (siehe Video unten). Jetzt durfte sie jedoch ihre Fähigkeiten erstmals unter den Augen der Öffentlichkeit im regulären Verkehr beweisen.

Bei Geschwindigkeiten bis 60 km/h hielt das Forschungsfahrzeug auf der zweispurigen Fahrbahn des Braunschweiger Stadtrings die Spur, berücksichtigte Kreuzungen, wich Hindernissen aus und passte Abstände sowie Geschwindigkeiten dem fließenden Verkehr an. Zwar war ein Sicherheitsfahrer, der notfalls eingreifen kann an Bord, weil das so vorgeschrieben ist, er hatte aber nichts zu tun.

„Leonie muss nicht nur die Verkehrsregeln beherrschen, sondern auch all das, was auch ein Mensch zum Autofahren braucht. Sie muss ihre Umwelt ’sehen‘, sie muss Entscheidungen treffen und alleine Gaspedal, Bremse und Lenkrad bedienen. Die ersten autonomen Fahrten auf dem Braunschweiger Stadtring sind allein schon auf Grund der realen städtischen Umgebung ein Meilenstein und Grundlage für viele weitere Forschungsjahre“, so Projektleiter Jörn Marten Wille.

Ziel des Projekts „Stadtpilot“ in den kommenden Jahren ist es, den Braunschweiger Stadtring vollständig autonom umfahren zu können. Die Schwierigkeit dabei ist laut den Forschern die komplexe Umgebung: Der dichte Verkehr auf der teilweise baulich getrennten zweispurigen Straße stelle erhöhte Anforderungen an die Umfeldwahrnehmung, die engen Straßen erforderten präzise Spurplanung und die dichte, städtische Bebauung erschwere die exakte Positionsbestimmung.

Video der Initiative „Innovatives Niedersachsen“ vom Sommer 2009 zum Braunschweiger Projekt „Stadtpilot“, mit dem automatisches Fahren im Stadtverkehr erprobt wird.

Themenseiten: Alcatel, Auto & IT, BMW Group, Daimler, Deutsche Telekom, IT-Business, LTE, Mobile, Technologien, Toyota, UMTS, iPad

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