IPv6 kommt 2011: So wird man fit für das neue Protokoll

Neben den privaten Adressen gibt es linklokale Adressen. Dafür ist der Bereich fe80::/10 reserviert. Dem Bereich fe80::/64 (Adressen, die mit fe80:0:0:0: beginnen) kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Jedes Netzwerkinterface benötigt eine solche Adresse zusätzlich zu ihrer eigentlichen IPv6-Adresse. Damit kann es im LAN kommunizieren und unter anderem autokonfiguriert werden. Linklokale Adressen werden überhaupt nicht geroutet, auch nicht innerhalb der eigenen Organisation.

Beim Hochfahren eines Netzwerkinterfaces wird der Hostteil der linklokalen Adresse durch die MAC-Adresse bestimmt. Eine Netzwerkkarte mit der MAC-Adresse 00:1e:37:d9:68:19 erhält die linklokale Adresse fe80::21e:37ff:fed9:6819. Mit dieser Adresse kann die Netzwerkkarte unter anderem die Autokonfiguration einleiten oder einen DHCPv6-Server finden.

In kleineren Netzwerken verwendet man anders als bei IPv4 normalerweise kein DHCP, sondern die Autokonfiguration. Dazu sendet ein Client mit seiner linklokalen Adresse eine Anforderung an die Multicast-Adresse ff02::2. Jeder Router muss auf diese Adresse hören. Anschließend schickt der Router ein Paket zurück, dass den Netzwerkteil der IPv6-Adresse enthält und die Destinationen, die man über ihn erreichen kann, etwa 2000::/3 für das Internet.

Der Hostteil der Adresse ist identisch mit dem Hostteil aus der linklokalen Adresse. Ein Rechner mit der linklokalen Adresse fe80::21e:37ff:fed9:6819, der vom DSL-Router das Netzwerkprefix 2001:db8:1234:5678::/64 bekommen hat, erhält also die öffentliche IPv6-Adresse 2001:db8:1234:5678:21e:37ff:fed9:6819.

Damit ist die IPv6-Verbindung ins Internet hergestellt. Allerdings hat der Client auf diese Weise keinen DNS-Server bekommen. Der DNS-Server gehört zwar streng genommen nicht zu den für die IP-Connectivity notwendigen Parametern, dennoch hat man die IPv6-Autokonfiguration später um RFC 5006 erweitert.

So kann der Router seinen Clients auch einen oder mehrere DNS-Server mitteilen, ohne dass dafür extra ein DHCPv6-Server aufgesetzt werden muss. Wer jedoch weitere Parameter an seine Clients übergeben will, etwa NTP-Server zur Zeitsynchronisation, muss DHCPv6 aufsetzen.

Consumer Router verwenden üblicherweise die Autokonfiguration ohne DHCPv6. Dazu muss weder am DSL-Router noch an den meisten Clients etwas konfiguriert werden.

Bei Linux ist zu beachten, dass die Autokonfiguration komplett im Kernel-Code enthalten ist, allerdings mit Ausnahme der Erweiterung nach RFC 5006. Das heißt, es wird kein DNS-Server in die Datei /etc/resolv.conf eingetragen. Um das zu erreichen, muss ein RDNSS-Client-Daemon wie rdnssd installiert werden. Unter Debian oder Ubuntu geht das mit dem Befehl sudo apt-get install rdnssd.

Unter Windows gibt es auf den ersten Blick keine Probleme. Jedoch wird man feststellen, dass der Rechner bei jedem Booten eine andere IPv6-Adresse bekommt. Das ist allerdings kein Bug, sondern ein Feature: Windows aktiviert nämlich standardmäßig die Privacy Extensions nach RFC 4941.

Mit einer ständigen wechselnden IP-Adresse soll die Identität eines Nutzers besser geschützt werden. Das ist aber insofern wenig sinnvoll, da in einem Heimnetz der Anschlussinhaber alleine anhand des Netzprefixes identifiziert werden kann.

Wer einen Windows-Rechner über IPv6 auch von unterwegs erreichen möchte, sollte ihm eine feste IPv6-Adresse geben. Das erreicht man am einfachsten von einer Kommandokonsole mit Administratorrechten, indem man die Befehle netsh interface ipv6 set privacy state=disabled store=persistent und netsh interface ipv6 set global randomizeidentifiers=disabled store=persistent eingibt.

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Neueste Kommentare 

8 Kommentare zu IPv6 kommt 2011: So wird man fit für das neue Protokoll

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  • Am 26. Oktober 2010 um 9:13 von klaussc

    Korrektur Router mit IPv6 unterstützung
    Zitat:

    "Viele Router unterstützen heute bereits IPv6, beispielsweise alle neueren Fritzbox-Modelle wie die 7390 oder 7270"

    Die erste Generation der AVM Fritzbox 7270 (V1) unterstützt leider KEIN IPv6

    Gruß
    Klaus

  • Am 20. Oktober 2010 um 15:19 von Wuschel Mops

    aaaha ALLES verstanden
    mäschtig gewaltisch interessant. der otto normalo leser hat nun endlich alles verstanden ! ipv6 dingsbums ist viel einfacher und doch komplimanzierter als ip4.
    um was ging es gerade ?

    der unbedarfte leser wäre euch maximal dankbar wenn ihr fachidioten solche texte nicht nur für euch tipseln würdet, sondern auch für das breite publikum.

    • Am 21. Oktober 2010 um 10:24 von Theoretiker

      AW: aaaha ALLES verstanden
      Ich empfehle dir die Lektüre der Bildzeitung, diese dürfte dich dann auch kognitiv nicht überfordern.
      Wir „Fachidioten“ bleiben gerne unter uns, wenn wir so „nett“ um Erklärungen gebeten werden.

      Ernsthaft:
      Wenn du etwas nicht verstehst: frag freundlich nach, dann wird dir sicher auch jemand gerne weiterhelfen. Aber so wie man in den Wald hinreinruft, so schallt es heraus.

      • Am 21. Oktober 2010 um 19:32 von Peter

        AW: AW: aaaha ALLES verstanden
        Genau meine Meinung,
        wenn man technische Details nicht versteht, kann man immer noch versuchen, sich diese anzueignen oder man liest einfach einen anderen Artikel, den man versteht.

        Und schon gleich überhaupt nicht in diesem prolligen Ton. Man sollte nicht mit Unwissenheit angeben, das klappt nicht.

        • Am 22. Oktober 2010 um 12:32 von Wuschel Mops

          klaro
          mit angeblichem wissen prollen das 90% der bevölkerung sooo nicht versteht, ist sicher eben was für den elitären fachkreis , aber sicher nichts für die breite leserschaft !

          wie wär es mal mit einem nachvollziehbar aufbereiteten beitrag, anstatt hier fachchinesisch ohne sinnfolgenden faden ins internet zu kippen.

          schleue beiträge mies aufbereitet schreiben die kaum jemand versteht der sich nicht intensiv mit der materie beschäftigt, ist einfach. liest sich wie eine mäßige klassenarbeit, nach dem motto der lehrer wird schon wissen was ich tippsel.

          redaktionell gut aufbereitete verständliche beiträge sind wohl doch ein bischen was anders.
          der leser muss nicht gleich doof sein, wenn er bei solchem kauderwelch den kopf schüttelt.

          • Am 24. November 2010 um 15:38 von Uli Bauer

            AW: klaro
            Oh Mann, noch einfacher gehts doch nicht.
            Wuschel Mops, halt Dich an den Tipp mit der Bild-Zeitung.

  • Am 14. Oktober 2010 um 10:08 von Rerinhard Haller

    NTP ohne DHCPv6
    Wie viele andere Dienste auch, kann man mit IPv6 auch die lokalen NTP-Server über Multicast mit der Adresse ff05::101 erreichen, d.h. es besteht kein wirklicher Bedarf für DHCP, wenn das Netzwerk sauber aufgesetzt ist.

    • Am 14. Oktober 2010 um 11:53 von Christoph H. Hochstätter

      AW: NTP ohne DHCPv6
      Per Multicast-Adresse sind eine ganze Reihe Dienste erreichbar. Während man in großen Firmen zumindest unter ff08::101 einen NTP-Server erreichen sollte, sieht es kleinen Firmen oder Privathaushalten eher schlecht aus. Bisher kenne ich keinen Provider, der Dienste wie DNS, NTP, etc. per IPv6-Multicast zur Verfügung stellt. Wäre dann auch eine Frage, ob der Router des Kunden das überhaupt kann.

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