Nicht Siemens, wie man traditionell vermuten würde, sondern ABB wird nämlich mit der Telekom das neue Feld beackern. Dort hat Riedmann de Trinidad eine Station ihres beruflichen Lebens verbracht. Bei Siemens kritisiert die Managerin den technologischen Ansatz: „Dort setzt man auf Powerline, aber die Powerline-Feldversuche mit Smart Grid werden überall abgebrochen, weil die Übertragung einfach zu langsam ist.“
Die Daten müssen aber blitzschnell über die Leitung, damit sie überhaupt sinnvoll zur Netzsteuerung dienen können. Schließlich treten Verbrauchsspitzen im Stromnetz meist nur sekunden- oder minutenlang auf, und genau dann muss justiert werden – nicht eine halbe Stunde später. Deshalb sieht die Telekom Glasfaser ganz klar im Vorteil.
Weitere Argumente für die eigene Lösung sieht Riedmann de Trinidad in den stark limitierten Datenpaketen, die übertragen werden. „Wir transferieren nur so viel Daten wie wir für die Rechnungsstellung brauchen. Ein Profiling von Anwendern ist bei unserem Ansatz nicht möglich“, betont sie. Um die Netzbelastung gering zu halten, setzt man auf aktive Datenabfrage durch den MUS im Viertelstundentakt. Beim Polling, dem üblichen Verfahren, schicken die Geräte ständig in kurzen Zeitabständen kleine Datenpakete über die Leitung und sorgen dadurch für jede Menge unnützen Verkehr.
In Großbritannien beteiligt sich die Telekom jetzt an der Ausschreibung für eine Smart-Metering-Infrastruktur, die außer dem Strom- auch den Gasverbrauch erfasst. In Deutschland werden nicht nur eigenfinanzierte Pilotprojekte wie Friedrichshafen gefahren, sondern die Telekom verdient bereits Geld, zum Beispiel in Herne und Emden.
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Neue Partnerschaften sind in Arbeit, können aber noch nicht genannt werden. Auch wie viel das Geschäftsfeld in einigen Jahren zum Gesamtumsatz der Telekom beitragen soll, will Riedmann de Trinidad nicht sagen. Als wichtigsten Konkurrenten um die britische Ausschreibung, aber auch sonst, sieht die Managerin derzeit IBM, wo man sich ebenfalls schon lange über Energiefragen Gedanken macht und beste Kontakte zu allen Branchen pflegt.
„Die meisten Hersteller nutzen zur Datenübertragung proprietäre Protokolle und sind nicht offen“, sagt sie. Weil das bei Cisco anders ist, kann sie sich eine Partnerschaft mit dem Netzriesen vorstellen. Cisco ist derzeit ebenfalls intensiv dabei, ins Smart-Grid-Geschäft einzusteigen – etwa mit dem Kauf des Sensorherstellers Arch Rock, einer Partnerschaft mit dem Stromzählerhersteller Itron und speziellen Routern und Switches für Stromnetze. In Deutschland hat Cisco seine Smart-Grid-Pläne bereits in einem Pilotprojekt zusammen mit Yello Strom evaluiert – allerdings nur für 70 Haushalte.
Ganz vorn sieht Riedmann de Trinidad allerdings immer ihr eigenes Unternehmen: „Eine komplette Plattform, die den Stadtwerken Investitionen in Integration und Technik abnimmt, sicher und schnell ist und noch dazu Infrastruktur hat fast niemand im Angebot“, sagt sie.
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