Der neue Mobilfunkstandard LTE: Was er wirklich kann

LTE-Rollout bei Vodafone

Vodafone hat ein Frequenzspektrum von insgesamt 94,9 MHz zum Preis von 1,43 Milliarden Euro ersteigert, darunter auch 20 MHz im teuersten Frequenzbereich bei 800 MHz.

Auf dieser Grundlage hat Vodafone am 23. September 2010 seinen ersten LTE-Standort in Heiligendamm gestartet, und zwar bei 800 MHz. Ende 2010 will man mit mehreren hundert Standorten über 1000 Gemeinden und Kommunen mit LTE versorgt haben. Bis 2011 sollen 1.500 Standorte mit der neuen Mobilfunktechnik ausgerüstet sein.

Obwohl das neue Netz derzeit ausgerollt wird, mangelt es noch an kommerziellen Endgeräten. Ab Dezember 2010 erwartet Bernd Hoffmann, Leiter Regionalpresse bei Vodafone Deutschland, die Verfügbarkeit von LTE-Modem-Sticks, die sich am USB-Anschluss nutzen lassen.

Anfang 2011 erwartet Hoffmann die ersten LTE-Vorschaltmodems, die der LTE-Kunde mit einer Surf-Box aus dem heutigen Vodafone-UMTS-HSPA-Sortiment verbindet. Damit kann er sein Heim oder Büro mit einem WLAN-Hotspot versorgen, der aus dem HSPA- und aus dem LTE-Netz gespeist wird. Das System ist laut Hoffmann grundsätzlich und dauerhaft auf zwei Kästchen ausgelegt. Das biete nämlich den Vorteil, dass das Vorschaltmodem überall im Haus und damit am besten Empfangsort platziert werden kann.

In einer dritten Stufe sollen LTE-Handys und LTE-Smartphones kommen. Auf eine Jahreszahl will sich Hoffmann aber nicht festlegen.

LTE-Tarife von Vodafone

Vodafone hat als erster Provider LTE-Tarife kommuniziert: Der LTE-Internetzugang mit bis zu 50 MBit/s und 30 GByte Inklusivvolumen kostet monatlich 69,99 Euro. Nach Erreichen des 30-GByte-Limits wird auf 384 KBit/s gedrosselt. Für Vodafone-Kunden mit bestehenden Mobilfunkverträgen, zum Beispiel SuperFlat oder Mobile Connect Flat, soll der monatliche Betrag für die LTE-Zuhause-Tarife jeweils um zehn Euro billiger sein.

Laut Hoffmann soll ein einzelner User auf dem Land dank LTE 800 typischerweise zwischen 3 und 50 MBit/s erreichen, in großen Städten dank LTE 2600 auch bis zu 100 MBit/s.

Das Laden einer Standard-Webseite dauere per LTE mit 50 MBit/s nur noch 0,03 Sekunden, im Vergleich zu 0,28 Sekunden bei einer DSL-Leitung mit 5 MBit/s. Für das Downloaden von YouTube oder anderen Kurzvideos mit 20 MByte benötige man nur noch 3,2 Sekunden. Mit einem DSL-Anschluss seien es 32 Sekunden.

Vodafone verspricht LTE-Kunden für die ersten 30 Tage ab Nutzungsbeginn ein Rückgaberecht. Im Internet und über die kostenlose Hotline 0800-1070074 gibt es Infos zu LTE. Wer sich registriert, werde automatisch über den LTE-Start in seiner Region informiert.

LTE-Rollout von Telefónica O2

Telefónica O2 Germany hat das breiteste Frequenz-Spektrum von 99,1 MHz zum zweithöchsten Preis von 1,38 Milliarden Euro ersteigert. Vor allem die tiefen Frequenzen im 800-MHz-Bereich bilden die Grundlage für ein bundesweites LTE-Netz von o2.

Am 8. September 2010 hat Telefónica O2 Germany in München sein erstes Stadt-Pilotnetz für LTE auf 2,6 GHz in Betrieb genommen. Bei den Downloadraten erzielt es laut O2-Pressesprecher Markus Oliver Göbel 100 MBit/s. Diese Kapazitätssteigerung sei vor allem bei datenintensiven HD-Videos, Online-Computerspielen, Live-Streamings und großen Downloads spürbar.

Im Laufe des November 2010 will O2 seine ersten ländlichen LTE-Pilotnetze in Teutschenthal bei Halle und Ebersberg bei München auf 800 MHz einschalten. Ab Dezember 2010 können erste Kunden von O2 den neuen Breitband-Mobilfunk ausprobieren, bevor 2011 der deutschlandweite Ausbau und die kommerzielle Vermarktung von LTE beginnen sollen.

Auf seiner Website erklärt O2 die neue Technik, informiert über den Netzausbau und zeigt die Vorteile von LTE. Dort können sich Privatnutzer, Freiberufler, Selbständige und Geschäftskunden registrieren, damit sie schnell erfahren, wenn LTE von O2 an ihren Standort kommt.

LTE-Rollout der Telekom

Die Telekom Deutschland GmbH hat zehn Frequenzblöcke in einem Spektrum von 95 MHz für 1,3 Milliarden Euro erworben. Im teuersten Bereich von 790 bis 862 MHz hat die Telekom 20 MHz ersteigert. Damit will sie zunächst ländliche Regionen mit Breitbandanschlüssen versorgen und kurzfristig erste weiße Flecken schließen. Die höheren Frequenzen bei 1,8 und 2,6 GHz will der Konzern einsetzen, um die Kapazitäten für den steigenden Datenverkehr in den Ballungsgebieten zu erweitern.

Am 30. August 2010 hat die Telekom ihre erste 4G-LTE-Basisstation im brandenburgischen Kyritz in Betrieb genommen. Bis Ende 2010 will sie in Deutschland mehr als 1000 Orte ohne Breitband-Anbindung für das schnelle Internet erschließen. Hiervon werden etwa 500 Orte mit 4G versorgt, die weiteren mit anderen Funk- oder Festnetztechnologien wie UMTS oder DSL und Glasfaser. 2011 will die Telekom weitere 1000 weiße Flecken mit 4G erschließen. Die Telekom verwendet die Begriffe LTE und 4G synonym, obwohl LTE Release 8 streng genommen nicht alle Kriterien von 4G erfüllt. Oft wird es daher auch als 3.9G bezeichnet.

Die neue Technik biete Bürgern und Unternehmen auf dem Lande mindestens 2 MBit/s. Sobald ab 2011 auch 4G-fähige WLAN-Router verfügbar seien, könnten Telekom-Kunden von der drahtlosen Internetanbindung für zuhause profitieren.

Auf einer Webseite kann sich jeder für die neue 4G-Technik und das Angebot „Call and Surf Comfort via Funk“ vormerken lassen. Nach der Registrierung gibt es Infos über die LTE-Technik und die weiteren Rollout-Planungen.

Vorerst kein LTE von E-Plus

Im Gegensatz zu O2, Telekom und Vodafone will E-Plus vorerst nicht am LTE-Wettrennen teilnehmen. Den 4G-Datenturbo will man frühestens im Jahre 2013 einschalten, wenn es genug bezahlbare Endgeräte für den Massenmarkt geben wird.

E-Plus hat ein stattliches Spektrum von 69,8 MHz in acht Blöcken für circa 284 Millionen Euro ersteigert. Die Blöcke bei 1,8 GHz, 2 GHz und 2,6 GHz eignen sich zwar gut für die Versorgung dicht besiedelter Ballungs-Gebiete mit kleinen Funkzellen. E-Plus hat sich aber eine weitere Milliarde Euro für die teuren 800-MHz-Frequenzen gespart. Daher muss E-Plus nun keine harten Auflagen zur Breitbandversorgung abgelegener Städte und Dörfer erfüllen. E-Plus will stattdessen 500 bis 750 Millionen Euro in den Ausbau der städtischen Datennetze mit den bewährten Techniken HSDPA und HSPA+ investieren. HSDPA funkt in der Regel bis zu 7,2 MBit/s. HSPA+ schafft laut E-Plus bis zu 21,6 MBit/s im Download.

Für E-Plus mag das die richtige Strategie sein. Aber es ist gut, dass die drei anderen Anbieter auch LTE 800 anpacken, denn sonst würde sich das eklatante Gefälle bei der Internetversorgung zwischen Stadt und Land noch weiter verschärfen. Schnelle Internetzugänge sollte es für alle geben, nicht nur in den großen Städten.

LTE-Rollouts im Rest der Welt

Bei der letzten Zählung am 27. Oktober 2010 gab die Global mobile Suppliers Association (GSA) bekannt, dass sich 113 Mobilfunk-Netzbetreiber für die Einführung von LTE-Systemen in 46 Ländern entschieden haben. Zusätzlich gebe es 43 LTE-Pilotprojekte in 18 weiteren Ländern. Sieben Netzbetreiber hatten laut GSA Stand 27. Oktober 2010 bereits kommerzielle LTE-Netze gestartet, und zwar: TeliaSonera in Norwegen und Schweden. MTS und Ucell in Usbekistan. Mobyland & CenterNet in Polen. MetroPCS in den USA und Mobilkom in Österreich.

Die drei deutschen LTE-Provider stehen per November 2010 kurz vor dem kommerziellen Start. Zählt man sie schon mit, dann wären es bereits 10 LTE-Operator. TeliaSonera hat schon am 15. Oktober 2009 als weltweit erster Mobilfunk-Operator kleine LTE-Netze in Oslo und Stockholm kommerziell gestartet. Allerdings nur mit LTE 2600. Bei der kommerziellen LTE-Versorgung des flachen Landes mit LTE 800 steht Deutschland im internationalen Vergleich weit vorne.

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