Microsoft hat die Platform Preview 7 (PP7) des Internet Explorer 9 zum Download bereitgestellt. Die Redmonder haben vor allem ihren hauseigenen JavaScript-Compiler „Chakra“ weiter verbessert. Laut Microsoft übersetzt die PP7 JavaScript-Code nunmehr in schnelleren x86-Code als die aktuelle V8-Engine von Google Chrome.
Die Website digitizor.com erhebt allerdings den Vorwurf, Microsoft habe beim SunSpider-Benchmark „geschummelt„. Der Untertest „cordic“ werde so schnell ausgeführt, dass mit der Chakra-Engine etwas nicht stimmen könne.
Die Platform Preview 7 des IE9 lässt die Konkurrenten beim SunSpider-Benchmark hinter sich. Doch angeblich ist an den Ergebnissen etwas faul (Grafik: Microsoft).
Weitere Nachforschungen durch einen ZDNet-Kurztest auf einem Acer Aspire 8942G mit Core-i7-720QM-CPU und diskreter ATI-5850-GPU unter Windows 7 64 Bit ergeben folgende Werte: Der IE9 schafft den SunSpider-Benchmark 0.9.1 in 236 Millisekunden. Google Chrome 9.0.576.0 benötigt 275 Millisekunden. Firefox 4 Beta 7 liegt mit nur einer Millisekunde Rückstand auf Platz 3.
Auffällig ist tatsächlich, dass die PP7 nur 1,1 Millisekunden für den cordic-Test benötigt. Ein Blick in den Sourcecode zeigt jedoch, dass Microsoft nichts vorzuwerfen ist. Es handelt sich um einen Bug im Benchmark-Code, der dazu führt, dass der Internet Explorer anders als Chrome und Firefox den Hauptteil dieses Tests gar nicht ausführt.
Das muss er auch nicht, denn der Optimizer stellt fest, dass das Ergebnis der Berechnung für den weiteren Programmablauf nicht benötigt wird und kompiliert den Code daher konsequenterweise erst gar nicht. Das Entfernen von sogenanntem „Dead Code“ ist eine Kernaufgabe des Optimizers, aber natürlich nicht im Sinne des Benchmark-Entwicklers. Ein kleiner Fix behebt das Problem. Dadurch steigt das SunSpider-Gesamtergebnis um 20 bis 25 Millisekunden, was jedoch nicht ausreicht, um den IE9 von Platz eins zu verdrängen.
Allerdings prüfen derzeit Experten, ob die PP7 noch an anderen Stellen im SunSpider-Benchmark davon profitiert, dass sie Dead Code entfernt. Das ließe die Chakra-Engine in einem anderen Licht erscheinen, auch wenn der Fehler bei Apple als Entwickler des Benchmarks liegt.
Bei anderen Benchmarks zeigt der IE9 ebenfalls gute Werte: Bei der Lösung von 10.000 SuDoKo-Rätseln benötigt IE9 2,3 Sekunden. Chrome schafft dieselbe Aufgabe in 2,6 Sekunden. Firefox 4 ist in diesem Test weit abgeschlagen. Der Mozilla-Browser braucht 9,4 Sekunden.
Beim Fishtank-Benchmark geht IE9 als klarer Sieger hervor. 1000 Fische bewegt Microsofts neueste Platform Preview mit 58 Frames pro Sekunde durch ein virtuelles Aquarium aus 1920 mal 1022 Pixeln. Firefox 4 schafft 48 Frames pro Sekunde. Chrome landet erwartungsgemäß auf dem letzten Platz mit 37 Frames pro Sekunde, da Googles Browser OpenGL und nicht das schnellere Direct2D verwendet.
Bei der Kompatibilität mit anderen Browsern kann Microsoft deutliche Verbesserungen vorweisen: ZDNet hatte in der Beta 1 beim Rendering von CSS-Elementen zahlreiche deutlich sichtbare Fehler entdeckt, die auch in der Platform Preview 6 (PP6) nicht beseitigt wurden. In der PP7 sind nahezu alle von ZDNet gefundenen Fehler ausgemerzt.
Dennoch müssen Anwender mit Darstellungsfehlern rechnen. Sie rühren vor allem daher, dass Webentwickler die Inkompatibilitäten von IE6 und IE7 durch sogenannte „Browserweichen“ ausgleichen, sprich unterschiedlichen Code für Internet Explorer und alle anderen Browser verwenden. Insbesondere ältere Websites testen oft nur, ob es sich beim Browser des Nutzers um Internet Explorer handelt oder nicht. Da sich IE9 jedoch standardkonform verhält, führt Code, der auf die „Besonderheiten“ von IE6 und IE7 ausgelegt ist, unter IE9 zu Fehlern.
Microsoft empfiehlt Webentwicklern, möglichst nicht auf Browser und Versionen, sondern auf Features zu testen. Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Bei IE6 und IE7 geht es oft nicht darum, ob ein bestimmtes Feature vorhanden ist, sondern darum, dass das Feature einen anderen Output erzeugt als mit allen übrigen Browsern.
Den Trend zu sinkenden Marktanteilen konnte Microsoft bisher allerdings nicht stoppen. Nach einer leichten Erholung im Juni und Juli diesen Jahres geht die Nutzung weiter zurück.
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