Rainbow Tables: Windows-Passwörter nicht mehr sicher

Um gute Erfolge mit Rainbow-Tabellen zu erzielen, braucht man nicht unbedingt gigantische Datenbanken. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die notwendige Datenbankgröße bei Vollenumeration und bei der Verwendung von „perfekten Rainbow-Tabellen“, die keine Kollisionen beinhalten. Ferner wird in der Tabelle der Sonderfall betrachtet, wenn das Password nicht case-sensitive ist. Dadurch verringert sich die Datenbankgröße erheblich. Das ist etwa bei der LM-Authentifizierung unter Windows der Fall, die Rückwärtskompatibilität zum Microsoft-LAN-Manager sicherstellt.

Moderne Windows-Version nutzen die bessere NTLM- oder NTLMv2-Authentifizierung und speichern keine LM-Hashwerte. Die Hashwerte bei NTLM und NTLMv2 sind identisch.

Größe von vollenumerierten Datenbanken und Rainbow-Tabellen im Vergleich

Passwortlänge Datenbankgröße Vollenumeration (MD5, NTLM) Datenbankgröße Vollenumeration (LM) Rainbow-Tabellen Kettenlänge 10.000 (MD5, NTLM) Rainbow-Tabellen Kettenlänge 10.000 (LM)
6 Zeichen 2,35 TByte 148,68 GByte 134,64 MByte 8,30 MByte
7 Zeichen 172,27 TByte 6,68 TByte 10,74 GByte 426,28 MByte
8 Zeichen 12,29 PByte 306,64 TByte 859,02 GByte 20,93 GByte
9 Zeichen 896,03 PByte 13,73 PByte 66,06 TByte 1,01 TByte
10 Zeichen 63,70 EByte 628,06 PByte 5,02 PByte 49,47 TByte

In der Praxis gibt es keine perfekten Rainbow-Tabellen. Sie enthalten Kollisionen und Merges. Daher sind sie meist größer. Außerdem lässt sich nicht jedes Passwort knacken. Tabellen, die man im Internet herunterladen kann, besitzen eine Erfolgswahrscheinlichkeit zwischen 50 und 90 Prozent.

Ferner decken die meisten Tabellen nicht alle Passwörter ab. ZDNet macht einen Test mit Tabellen, die Passwörter mit maximal sieben Zeichen knacken können. Erlaubte Zeichen sind Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen. Passwörter, die Großbuchstaben enthalten können mit diesen Tabellen nicht entschlüsselt werden. Die Tabellengröße beträgt 11,43 GByte.

Das erste Passwort führt relativ schnell zum Erfolg. Nach einer Minute und 42 Sekunden steht das richtige Passwort in Klartext auf dem Bildschirm. 81 Sekunden werden alleine für das Einlesen der Tabellen benötigt. Ein zweites Passwort wird mit den Tabellen nicht gefunden. Nach über neun Minuten meldet das Knackprogramm, dass es aufgibt.


Mit einer 11 GByte großen Rainbow-Tabelle lassen sich Passwörter bis zu sieben Zeichen innerhalb weniger Minuten mit hoher Wahrscheinlichkeit knacken. Restriktion bei der verwendeten Tabelle ist jedoch, dass keine Großbuchstaben vorkommen dürfen.

Als Hardware wurde ein Lenovo-T60-Notebook mit Core-2-Duo-CPU und 2,33 GHz Taktfrequenz verwendet. Der Test wurde auf nur einem Core durchgeführt. Bei Nutzung von zwei Threads verringert sich die Zeit für das Knacken des ersten Passworts um neun Sekunden. Will man nur einen Hashwert knacken, spielt die CPU-Zeit eine untergeordnete Rolle, hat man hingegen eine ganze Liste von Hashwerten, etwa aus einer Active-Directory-Datenbank, bringt ein schneller Rechner mit vielen Cores Vorteile.

Die Erstellung von Rainbow-Tabellen ist eine aufwändige Angelegenheit. Sie werden meist mittels Distributed-Computing-Projekten mit tausenden von Rechnern in jahrelanger Arbeit ermittelt. Durch ständige Verbesserung steigt die Erfolgswahrscheinlichkeit stark an.

Man findet beispielsweise „Hobbyisten-Projekte“ im Internet. Die von ZDNet genutzten Tabellen stammen aus so einem Projekt. Es ist davon auszugehen, dass Regierungen und Geheimdienste über wesentlich bessere und umfangreichere Tabellen verfügen. Ferner findet man „kommerzielle“ Dienste im Internet, die gegen Bezahlung einen Hashwert in ein Klartextpasswort umwandeln.

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ZDNet.de Redaktion

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