Wäre der Dioxin-Skandal durch IT vermeidbar gewesen?

Bauernverband und Bundesverbraucherschutzministerium klopfen sich schon auf die Schulter, dass „Bund und Länder, aber auch die Wirtschaft mit ihren Eigenkontrollsystemen, den jüngsten Dioxinfall transparent und im Sinne des Verbraucherschutzes konsequent abarbeiten.“ Sie geben lediglich „Schwachstellen im Vorfeld der Mischfutterindustrie“ zu. Die müssten nun eingegrenzt werden. Davon ist sicherlich einiges Propaganda, um beim Verbraucher das abermals auf´s Spiel gesetzte Vertrauen wiederzugewinnen.

Andererseits muss man Produzenten und Verkäufern zugestehen, dass sie in den vergangenen Jahren viel getan haben, um die Transparenz zu erhöhen. „Kriminelle Motive und daraus realisierende Skandale in der Lebensmittelindustrie können wir nicht ausschließen, aber es existieren für die Unternehmen, die erhöhte Anforderungen für die Nachweisbarkeit von Rezepturstoffen haben, Lösungen, die solche Probleme aufzeigen“, sagt Harald Dittmar, RFID Fachgruppensprecher des BITMI. Auch IBM-Experte Dirk Spannaus bestätigt in seinem Blog, dass es für die gestellten Anforderungen geeignete Lösungen gibt.

„Auto-ID-Middleware“ verwalte jedes Ereignis, zum Beispiel das Erstellen eines neuen Elements, die Kombination verschiedener zu einem Neuen, das Aufbrechen eines Elements in viele, sowie Informationen über Ort, Zeit und Status. „Wenn diese Informationen sicher miteinander vernetzt werden, können dann gezielte Abfragen gestellt werden. Einzelne Elemente können gezielt in ihrer Entstehungsgeschichte nachverfolgt werden.“

Wird in einem Nahrungsmittel eine Belastung festgestellt, lässt sich mit der vorangegangenen Erfassung zweierlei erreichen: Zunächst muss herausgefunden werden, aus welchen Bestandteilen es besteht, indem man die Lieferkette zurückverfolgt. Ist der ursprüngliche Verursacher festgestellt, lässt sich davon ausgehend ermitteln, welche anderen Nahrungsmittel ebenfalls betroffen sein könnten, um diese dann gezielt zu untersuchen. Klar ist: Umso automatisierter und zentralisierter die Erfassung ist, umso schneller lassen sich diese Schritte abarbeiten.

Laut Spannaus wird es damit deutlich schwieriger, Mittel mit unklarer Herkunft in den Umlauf zu bringen: „Ein IT-System würde erkennen, wenn ein als industriell gekennzeichnetes Fett in die Nahrungsmittelproduktion eingebracht würde.“ Vorsätzlicher Betrug ließe sich zwar auch so nicht vermeiden – er sei aber einfacher und schneller erkennbar als heute.

Unterm Strich bleibt festzuhalten: Die Technologie zur lückenlosen Erfassung und Dokumentation in der Lebensmittelproduktion ist heute weitgehend da. Allerdings wird sie – wie zahlreiche der veröffentlichten Referenzen zeigen – oft nur in den Grenzen eines Unternehemens oder einer Organisation durchgängig eingesetzt. Um Betrug oder durch schwere organisatorische Fehler verursachte Notfälle schnell und mit geringem Schaden beheben zu können, sind allerdings möglichst zentrale oder zumindest verbundene Datenbanken erforderlich, denn auch in der Lebensmittelbranche sind an der Erzeugung eines Produktes inzwischen eine Vielzahl von Firmen beteiligt. IT kann dabei helfen – Kontrollen ersetzen kann sie nicht.

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1 Kommentar zu Wäre der Dioxin-Skandal durch IT vermeidbar gewesen?

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  • Am 17. Januar 2011 um 18:26 von Dirk Spannaus

    Es muss nicht mal zwingend RFID sein
    Vielleicht als ergänzender Kommentar, da oft der Eindruck entsteht Nachverfolgung benötigt unbedingt RFID:
    Es gibt verschiedene einsetzbare AutoID Technologien mit verschiedenen Vor- und Nachteilen (Kosten, Funktionalität) zur eindeutigen Kennzeichnung. In vielen Fällen könnte sicher auch ein eindeutiger Barcode genutzt werden, z.B. in Form eines Datamatrix / QuickResponse Codes.

    (Ja die könnten zwar kopiert werden, aber das könnte über das IT System mit Plausibilitätsprüfungen erkannt werden.)

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