Wall Street Journal stellt Larry Page schlechtes Zeugnis aus

Die Autoren werfen dem Google-Gründer zwischen den Zeilen mangelnde Kommunikationsfähigkeiten vor. Interne Prozesse und Budgetfragen sollen ihn nicht interessieren. Sein "G-Drive"-Projekt hat er nicht wie gewünscht durchsetzen können.

Larry Page (Bild: Google)
Larry Page (Bild: Google)

Das Wall Street Journal (WSJ) hat ein wenig schmeichelhaftes Portrait von Google-Gründer Larry Page in seiner Rolle als neuer Chief Executive Officer (CEO) des Unternehmens gezeichnet. Zwischen den Zeilen kritisieren die Autoren mangelhafte Kommunikationsfähigkeiten und schlechtes Durchsetzungsvermögen des 38-jährigen. Außerdem stellen sie unter anderem mit Verweis auf Yahoo-Gründer Jerry Yang fest, dass Firmengründer als Firmenchefs eine höchst gemischte Erfolgsbilanz haben.

Dass Medien Kritik an Wirtschaftsbossen üben, ist nicht ungewöhnlich – und dürfte viele CEOs kalt lassen. Kommt die Kritik jedoch von einem in Wirtschaftskreisen angesehenen Blatt wie dem WSJ, könnte sie durchaus gehört werden. Das Wall Street Journal wurde 1889 gegründet und ist heute mit rund 1,6 Millionen Exemplaren Druckauflage (Stand Dezember 2010) eine der meistgekauften Zeitungen in den USA. Viele Berichte der Zeitung wurden mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

Zu den Kritikpunkten: Laut WSJ gab es keine Antrittsrede oder Mitteilung an die Beschäftigten von Page. An einem regelmäßigen Freitagsmeeting, das er zu einem solchen Zweck hätte nutzen können, habe er nicht teilgenommen, berichten informierte Kreise. Gute Kommunikation sieht anders aus.

Was seine Strategie für den Suchmaschinenriesen angeht, gibt sich Page ebenfalls zugeknöpft. Auf der Bilanzpressekonferenz zum vierten Quartal 2010 verlor er kein Wort über seine Pläne. Das WSJ schreibt, dass er auch am Tag darauf für Nachfragen von Journalisten nicht erreichbar gewesen sei.

In Vorstandssitzungen habe Page öfter desinteressiert gewirkt und Ex-CEO Eric Schmidt das Feld überlassen. Für Fragen des Budgets und für Regelungen hätte er sich im Unterschied zu seinem Vorgänger Schmidt auch nie besonders erwärmen können.

Dieses mutmaßliche Desinteresse an internen Prozessen habe sich auch im Umgang mit den Programmierern der mittleren Ebene gezeigt. Er habe sie oft zur sofortigen praktischen Umsetzung von Ideen gedrängt, obwohl sie sich dafür eigentlich noch mit ihren unmittelbaren Vorgesetzten abstimmen mussten. Ein Vorgang, der Wochen dauern konnte. So seien seine ehrgeizigen Ideen in der Unternehmensbürokratie steckengeblieben.

Zum Thema Durchsetzungsvermögen liefert das WSJ ein Beispiel: Eines von Pages Steckenpferden soll den Namen „G Drive“ getragen haben. Dabei ging es um Speicherplatz im Web, ähnlich Microsofts SkyDrive. Informierte Kreise sagten aber nach Angaben des WSJ, dass das Projekt nie die Priorität erhalten habe, die Page ihm gerne gegeben hätte.

Larry Page wird am 4. April den CEO-Posten von Eric Schmidt übernehmen. Der Wechsel bei der Unternehmensführung war auf der Bilanzkonferenz zum vierten Quartal 2010 bekannt gegeben worden.

Themenseiten: Business, Google, Google, Quartalszahlen, Suchmaschine

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