In den richtig guten Zeiten der CeBIT spielten Drucker und deren Hersteller eine wichtige Rolle. Sie übertrumpften sich gegenseitig mit Größe und Design der Messestände – und manchmal auch mit technischen Neuerungen an ihren Geräten. HPs Entschluss, seine Präsenz in Halle 1 aufzugeben, läutete das Ende dieser Ära ein. Im vergangenen Jahr zeigte sich kaum ein Hersteller noch auf der Messe – und wenn, dann lediglich als Unteraussteller bei einem Vertriebspartner. Daher ließ Anfang Dezember die Meldung der CeBIT aufhorchen, die Druckerbranche habe auf die Messe zurückgefunden.
Die Meldung war zu dem Zeitpunkt etwas verfrüht, da sich auf Nachfrage von ZDNet zunächst keiner der relevanten Hersteller zu einem Auftritt bekennen wollte. Inzwischen haben es die Messe und ihre Partner jedoch geschafft, mit dem Format Managed Print Services Park in Halle 3 (Stand A20) einen zwar kleinen, aber recht interessanten Sonderbereich für das Thema Managed print Services (MPS) einzurichten.
Die Anbieterlandschaft für Managed Print Services ist in Deutschland bei weitem nicht so übersichtlich, wie es die Gartner-Marktforscher bei ihrer weltweiten Betrachtung dargestellt haben (Grafik: Gartner)
Laut Ausstellerverzeichnis sind dort BFL Leasing, Canon/Océ, Märkische Hard & Software, Off Script, Riso, Soennecken sowie Xerox vertreten. Außerdem wird der von der Messe als Mitorganisator gewonnene Büroring präsent sein. Als Unteraussteller haben Team Hell und Schulte, FM Audit, Printaudit und NewField Information Technology zugesagt.
Immerhin konnten die Organisatoren also den laut Gartner weltweit führenden MPS-Anbieter vom Konzept überzeugen. Allerdings sind die Gartner-Zahlen für Deutschland wenig aussagekräftig – einerseits, weil hier auch andere, lokal starke Anbieter noch eine Rolle spielen, andererseits, weil die Gartner-Betrachtung hauptsächlich die Lage bei großen Unternehmen erfasst. Die wollen oft einen Anbieter, der sich weltweit um sie kümmert. Das können nicht viele – laut Gartner vor allem HP, Ricoh und Xerox. Geht es aber darum, einen kompetenten Anbieter nur für einen Standort, Deutschland oder Europa zu finden, ist die Auswahl wesentlich größer. Neben fast allen wichtigen Druckerherstellern kommen dann auch noch eine ganze Reihe von Dienstleistern in Frage.
Der in Deutschland traditionell starke Mittelstand fällt in der Gartner-Betrachtung durch das Raster – und übrigens auch bei den meisten Anbietern: „MPS zählt in den kommenden zwei Jahren zu den größten Wachstumsfeldern von Canon Deutschland. Wir gehen davon aus, dass sich die Vielzahl von Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern in diesem Zeitraum für einen MPS-Ansatz entscheiden wird“, so Marcus Nickel, Country Manager für MPS bei Canon Deutschland. Er schätzt das Marktpotenzial in Europa auf derzeit etwa 15 Milliarden Euro, bis 2013 soll es auf 28 Milliarden Euro wachsen.
Ansprechen will Canon den Markt in erster Linie über den eigenen, durch Übernahmen von Systemhäusern und Océ ausgebauten Direktvertrieb und die eng verbundenen Canon Business Center. Etwas breiter streut Xerox sein MPS-Angebot. Großunternehmen geht der Konzern traditionell selbst an. Seit einiger Zeit bietet er über sein Partnernetzwerk jedoch auch Managed Print Services für kleine und mittelständische Unternehmen an.
Wie die einzelnen Hersteller ihr Angebot an Managed Print Services definieren, ob und wie sie es mittelstandstauglich machen wollen und welche Möglichkeiten sie sehen, wird in einem Vortragsbereich des Managed-Print-Service-Parks erläutert. Dessen Programm stand leider zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags noch nicht fest.
Interessant zu erfahren dürfte sein, wie sich die Anbieter die Zukunft vorstellen. Sie werben heute vielfach noch in erster Linie mit Einsparungen von über 30 Prozent für einen ersten, meistens drei Jahre laufenden Vertrag. Geht es in der kommenden, zweiten Runde der Vertragsverhandlungen dann nur noch darum, die Kosten weiter zu drücken, oder haben sie es bis dahin geschafft, sich von der derzeit noch sehr auf Geräte- und Verbrauchsmaterial konzentrierten Diskussion zu lösen? Können sie bis dahin Mehrwerte aufzeigen, die etwa durch die Einbindung von Software und der Anpassung von Geschäftsprozessen denkbar sind?
Das Competence Center Output-Management
Viele können das heute noch nicht überzeugend darstellen. Sie versagen schon wenn es darum geht, die Rolle der Personalkosten beim Druck zu ermitteln und zu berücksichtigen. Die Schuld dafür allein bei den Anbietern zu suchen, wäre aber unfair: Auch die Kunden müssen umdenken und beispielsweise ihre Scheuklappen beim Einkauf ablegen oder Methoden entwicklen, um zwischen den Kosten zu unterscheiden, die lediglich durch das Drucken an sich entstehen und denen, die der Output-Prozess insgesamt verursacht.
Wer sich darüber Gedanken macht, sollte auf der CeBIT auch das Competence Center Output-Management des VOI besuchen, das 2011 ebenfalls das erste Mal auf der CeBIT vertreten ist. In ihm haben sich rund 30 Mitglieder organisiert, die Hardware, -Software und -Services rund um den Druck anbieten. Sie wollen auf dem VOI-Partnerstand in Halle 3 den Brückenschlag zu den Software-Lösungen für die effiziente Steuerung dokumentenbasierter Prozesse schaffen. Vertreten sind dort unter anderem d.velop, Docuware, Easy, ELO, Optimal Systems und Windream.
Samsung erklärt sein im Sommer vergangenen Jahres angekündigtes MPS-Konzept SamPage Plus im Fachhandelsbereich Planet Reseller in Halle 15 auf dem Stand des Vertriebspartners Bluechip (Stand F20A4). Dort zeigt der Hersteller neben A3-Laserdruckern und -MFPs auch die im September 2010 eingeführten A3-Farb-Multifunktionssysteme und neue, monochrome A3-Multifunktionssysteme.
Fazit und Ausblick
Ideal wäre es, wenn im kommenden Jahr der eine oder andere über seinen Schatten springt und sich alle auf der CeBIT vertretenen Anbieter rund um Print- und Output-Management in einem Bereich sammeln. Denn mittelfristig kann die Kostensenkung für die Nutzung von Hardware und Verbrauchsmaterial allein nicht mehr im Vordergrund stehen. Es muss auch darum gehen, das Druckvolumen insgesamt zu managen, dokumentenbasierende Geschäftsabläufe in den Griff zu bekommen und veränderte Anforderungen an Archivierung und Auffindbarkeit gerecht zu werden.
Die Druckerhersteller werden das alleine nicht schaffen: Entweder kaufen sie sich Softwareanbieter oder kooperiern mit diesen – und zwar nicht nur punktuell, sondern strategisch. Gelingt ihnen das nicht, werden andere Anbieter in die Lücke vorstoßen, so wie das SAP seit kurzem tut. Das könnte die etablierten Anbeiter in Zugzwang bringen und den Markt erheblich durcheinanderwirbeln – voraussichtlich jedoch nicht zum Schaden der Kunden.
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