Merkel-Phone: Bekommt die Kanzlerin ein Android-Handy?

Die beiden Anbieter für Telefone mit der Geheimhaltungsstufe "Verschlusssache – Nur für den Dienstgebrauch" (VS-NfD), umgangssprachlich "Merkel-Phone" genannt, müssen sich nach neuen Lösungen umschauen. Secusmart hat bisher auf Nokia-Feature-Phones gesetzt. Bundeskanzlerin Merkel verwendet etwa ein Nokia 6210 Navigator mit der Secusmart-Lösung. Der zweite große Player in diesem Markt bestehend aus Certgate und T-Systems bietet bisher HTC-Smartphones mit Windows Mobile 6.1 und 6.5 an.

Beide Systeme werden nicht weiterentwickelt. Windows Phone 7, das Microsoft als Nachfolger anbietet, ist auch die strategische Ausrichtung von Nokia. Aber das neue Betriebssystem bereitet zahlreiche Probleme, etwa dass sich nicht sicherstellen lässt, ob eine Datei auf einem sicheren Datenspeicher abgelegt wird.  Das ließe sich nur umgehen, indem man ein eigens für Hochsicherheitszwecke entwickeltes Smartphone baut. Zudem müsste Microsoft bereit sein, zumindest Teile des nativen API offenzulegen und Änderungen zuzulassen.

Ähnliches gilt für iPhones. Sie besitzen keinen Kartenslot. Auch hier müsste ein eigenes iPhone gebaut werden, dass entweder eine SD-Karte zulässt oder einen Speicherchip mit Kryptofunktion auf dem Motherboard hat. RIMs Blackberry scheinen Bundesregierung und BSI generell nicht zu trauen.

Android hat hingegen alle Voraussetzungen, um eine VS-NfD-Lösung zu schaffen, die mit günstiger Standard-Hardware realisiert werden kann. Man kann eine SD-Karte mit Kryptofunktion einlegen. Jede Applikation kann festlegen, dass Daten nur dort abgelegt werden. Bei Verlust kommt der Dieb nicht an die Daten. Durch das Open-Source-Konzept kann man an jeder Stelle eingreifen, an der das notwendig ist. Auch Kernel-Funktionen lassen sich abändern, falls erforderlich.

Hundertprozentigen Schutz kann aber Android auch nicht gewährleisten. Wie jede Software hat Android Bugs, die dazu geeignet sind, in den Kernel einzudringen. Man kann das Risiko stark minimieren, indem man die Installation von Software unterbindet. Trotzdem wird wohl auch das "Merkel-Phone" der nächsten Generation nicht über die Zertifizierung VS-NfD hinauskommen. An "geheim" oder "streng geheim" ist nicht zu denken. Denkbar ist bestenfalls „Verschlusssache – Vertraulich“.