RIM und US-Provider streiten über mobile Bezahldienste

Es geht darum, wo Daten abgespeichert werden sollen - und wer die Kontrolle darüber erhält. RIM will die Informationen in seinen Geräten ablegen, die Mobilfunkbetreiber auf ihren SIM-Karten. RIM hat schon eine Testreihe mit Mastercard gestartet.

Blackberry-Hersteller Research In Motion ist sich mit Mobilfunkprovidern wie Rogers Communications in Kanada sowie AT&T und T-Mobile in den USA uneins, wer die Daten von mobilen Bezahldiensten kontrollieren soll. Im Detail geht es darum, wo die Informationen abgespeichert werden – und wer somit die Kontrolle über Kunden, Umsatz und Apps erhält.

Derzeit befinden sich solche Daten beispielsweise auf dem Magnetstreifen einer Kredit- oder Debitkarte. Hersteller wie RIM wollen jedoch NFC-fähige Smartphones auf den Markt bringen, die die Informationen – sogenannte „Credentials“ – im Gerät selbst abspeichern, wie das Wall Street Journal berichtet. Mit der Nahfunktechnik NFC brauchen Nutzer ihre Geräte nur noch vor speziellen Registrierkassen zu schwenken, um zu bezahlen.

Die Mobilfunkbetreiber wollen die Credentials verschlüsseln und auf der SIM-Karte sichern. Diese lassen sich leicht austauschen und in verschiedenen Geräten einsetzen. Ein solches System biete einen einzelnen Bezahl-Hub und sei nicht davon abhängig, welches Smartphone verwendet werde, argumentieren die Provider.

RIM möchte die Daten dagegen in einem gesicherten Bereich des internen Speichers seiner Smartphones ablegen. Nutzer würden so an ein Gerät gebunden – und die Provider befürchten, außen vor gelassen zu werden, was mögliche Einkunftsquellen angeht. Nach Informationen des WSJ hat sich RIM an verschiedene Banken gewandt, um Kooperationen in die Wege zu leiten. Eine Versuchsreihe mit Mastercard und der Bank of America läuft bereits.

Ohne Streit werde es voraussichtlich nicht ablaufen, schätzt Robin Dua, CEO von EnStream, dem die drei größten kanadischen Mobilfunkprovider angehören und das deren Mobile-Payment-Strategie umsetzen soll. „Die Betreiber haben sich freundlich an RIM gewandt und gesagt ‚Ihr wollt das doch nicht wirklich tun, oder?‘.“ In den USA und Kanada werden Smartphones wie auch in Deutschland seitens der Provider subventioniert.

„Wir erwarten, dass manche Hersteller mit proprietären Betriebssystemen die Credentials in ihren Geräten abspeichern. RIM und Apple fallen in diese Kategorie“, sagte Almis Ledas, Vizepräsident für Mobility Corporate Development bei Bell Canada gegenüber dem WSJ. Verizon, das auf CDMA2000 statt UMTS als Mobilfunkstandard setzt, hat derzeit noch kein Problem: In seinen Geräten kommen keine SIM-Karten zum Einsatz. Sobald jedoch LTE die älteren Standards ablöst, muss auch Verizon auf SIM-Karten zurückgreifen.

Für RIM ist es eine Abkehr von der Strategie, Mobilfunkbetreibern in vielerlei Hinsicht entgegen zu kommen. Bis zum vergangenen Jahr hatte es beispielsweise darauf verzichtet, einen Client für die Blackberry App World vorzuinstallieren, weil einige Provider ihre App Stores hervorheben wollten. Apple hatte im Gegensatz dazu von Anfang an auf seinen eigenen App Store gesetzt und Provider nie am Umsatz beteiligt.

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