Matthew Glotzbach, Product Management Director für Google Enterprise, verweist auf Zahlen von Gartner, wonach 43 Prozent der CIOs planen, in den kommenden drei Jahren Cloud-Dienste zu nutzen, bei den Top-1000-Firmen seien es sogar 50 Prozent. Derzeit verwendeten weltweit bereits drei Millionen Unternehmen Angebote aus dem Google-Enterprise-Portfolio. Als Referenzkunden in Europa mit jeweils mehreren zehntausend Nutzern führt Glotzbach etwa den französischen Automobilzulieferer Valeo, die Reifenhändlerkette Euromaster und Rentokil Initial an.
Gerade bei den großen Firmen spielen laut Glotzbach die Kosten eine untergeordnete Rolle. Der Wunsch, sie zu senken, löse zwar oft das Interesse aus, bei der abschließenden Entscheidung stünden aber andere Faktoren im Vordergrund. Dann zählten vor allem die Möglichkeiten, von nahezu überall auf die Daten und Dienste zuzugreifen, Zusammenarbeit besser und effektiver zu gestalten sowie der Wunsch, Aufwand oder Störungen durch Updates und Upgrades zu minimieren.
Matthew Glotzbach, Product Management Director für Google Enterprise (Bild: ZDNet).
Außerdem habe Google seine Hausaufgaben gemacht: Viele, in der Vergangenheit vermisste Funktionen und Aspekte, seien inzwischen nachgeliefert worden. Das klingt gut, ist aber in Teilbereichen nur ansatzweise wahr. Beispielsweise kritisierten Firmen oft, dass Google wenig vorhersehbar agiere und ihnen zu wenig Einblick in die kommende Entwicklung gebe.
Cloud macht Migrationsprojekte überflüssig
Dass habe man nun geändert, berichtet Glotzbach. Die großen Kunden informiere man inzwischen über die Pläne der nächsten 12 bis 18 Monate vorab – allerdings im Rahmen von direkten Mitteilungen, für die eine Verschwiegenheitsklausel gelte. Kleineren werden Neuerungen und Änderungen künftig ebenfalls früher vorab angekündigt – allerdings nur mit einem Vorlauf von zwei Wochen.
Glotzbach sieht das jedoch nicht als Problem von Google, sondern als überkommene Einstellung in den Firmen: „Wenn Software die Jahreszahl im Namen trägt, weiß man heute, dass es sich um das falsche Modell handelt.“ IT-Abteilungen hätten in der Vergangenheit lange Vorlaufzeiten benötigt, weil Software nur selten erneuert wurde. Moderne Software brächte Änderungen aber nicht mehr block- , sondern sozusagen tröpfchenweise – dafür aber kontinuierlich. Das mache große Migrationsprojekte überflüssig – und damit auch langfristige Planungen und Ankündigungen.
Safe Harbor und Verschlüsselung
Gerade bei europäischen, vor allem deutschen Firmen, spielen bei der Diskussion um cloudbasierende Dienste Sicherheitsbedenken eine große Rolle. Früher ist Google darauf erst gar nicht weiter eingegangen und konterte mit der pauschalen Versicherung, es sei alles sicher. Inzwischen sind die Aussagen etwas konkreter: „Alle unsere Enterprise Apps laufen in Rechenzentren in der EU oder den USA“, so Glotzbach. Durch das Safe-Harbor-Abkommen sei der Einsatz in europäischen Firmen also gedeckt. Die von vielen Experten Firmen für die Cloud-Nutzung empfohlene Verschlüsselung bietet Google derzeit – und wohl auch in naher Zukunft – nicht an.
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Glotzbach begründet das mit den Services innewohnenden Problemen: Beispielsweise können eine Rechtschreibprüfung nicht für ein verschlüsseltes Dokument durchgeführt werden. Gerade solche Dienste seien aber unabdingbar, um mit den etablierten Office-Suiten zu konkurrieren. Auch die Übersetzung auf Knofpdruck, die Google Cloud-Nutzern anbietet, setzte den Zugriff der Anwendungen auf die Dokumente voraus.
Letztendlich hält Glotzbach die Verschlüsselungsfrage aber wohl für überflüssig: Durch die Art der extrem fragmentierten und verteilten Datenspeicherung bei Google sei es so gut wie unmöglich, dass etwa ein Mitarbeiter durch den Diebstahl einer Festplatte in den Besitz wichtiger Unternehemensdaten eines Google-Kunden gelange: Er habe dann zwar ein Speichermedium mit vielen Daten – könne aber mit denen nichts anfangen, da sie ohne die zugehörigen Datenfragemente auf zahlreichen anderen Festplatten keinen Sinn ergäben.
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