Mac OS X 10.7 Lion im LAN: mehr Speed, weniger Features

Mit der kommenden OS-Version ändert Apple seine Strategie für die Dateifreigabe radikal. Es gibt keine Active-Directory-Funktion mehr, dafür werden mobile Geräte besser unterstützt. ZDNet zeigt, worauf sich Anwender einstellen müssen.

Mit Apples neuem Betriebssystem Mac OS X 10.7 (Codename: Lion) gibt es nicht nur zahlreiche Verbesserungen der Benutzeroberfläche. Auch wer Dateien mit anderen Benutzern und mobilen Geräten teilen möchte, muss mit zahlreichen Veränderungen rechnen.

Die wohl wichtigste Neuerung ist, dass es keine dedizierte Serverversion von Mac OS X mehr gibt. Das heißt, die Serverfunktionen können jetzt mit der normalen Version von Mac OS X installiert werden. Sie werden auf der Installations-DVD mit ausgeliefert. Obwohl noch keine Preise feststehen, dürfte klar sein, dass man die Funktionalität von Mac OS Server deutlich günstiger bekommt.

Um Dateien mit Windows-Anwendern zu teilen, hat Apple bisher Samba genutzt. Das ist eine Open-Source-Implementierung des CIFS/SMB-Protokolls, das Windows standardmäßig für File- und Printsharing verwendet. Samba wird üblicherweise auch unter Linux und auf vielen NAS-Systemen verwendet.

Jetzt geht Apple eigene Wege und hat selbst eine Implementierung von SMB entwickelt, die sich „SMBX“ nennt. Im ZDNet-Test mit der aktuellen Developer Preview 2 stellt sich heraus, dass die Server-Datei denselben Namen trägt wie der alte Samba-Server nämlich /usr/sbin/smbd. Das folgende Bild zeigt jedoch, dass es sich keineswegs um Samba handelt.

Schaut man mit dem Befehl 'strings' in die Datei /usr/sbin/smbd, erkennt man, dass Apple nicht mehr auf Samba setzt, obwohl die SMB-Serverdatei denselben Namen hat.
Schaut man mit dem Befehl strings in die Datei /usr/sbin/smbd, erkennt man, dass Apple nicht mehr auf Samba setzt, obwohl die SMB-Serverdatei denselben Namen hat.

An der Datei /usr/sbin/smbd lässt sich ferner ablesen, dass Apple sich nicht an eine hundertprozentige Kernel-Mode-Implementierung gewagt hat, was einen enormen Geschwindigkeitsvorteil bieten kann. Ob Teile des SMB-Protokolls im Kernel liegen, lässt sich im Kurztest nicht ermitteln. Fest steht aber, dass Apples SMBX durchaus mehr Leistung bietet, wie ein Benchmark von ZDNet zeigt.

Beim Schreiben schafft der neue Lion-SMBX-Server 65,9 MByte/s über ein Gigabit-Ethernet-Netz. Der Samba-Server unter Snow Leopard liegt mit 66,4 MByte/s knapp darüber. Dass kaum Unterschiede zu messen sind, liegt vor allem daran, dass bei einem Schreibtest unter Praxisbedingungen die Festplatte den begrenzenden Faktor ausmacht.

Beim Lesen ist es möglich, eine Datei komplett aus dem Cache zu lesen und auf das NUL-Device des Windows-Client-Computers zu schreiben. Bei diesem Test ist die Festplatte gar nicht involviert. Ohne diesen begrenzenden Faktor schafft der Lion-SMBX-Server 95,7 MByte/s. Der Samba-Server von Mac OS 10.6 kommt nicht über 73,5 MByte/s.

Unter Berücksichtung des Protokoll-Overheads und der Tatsache, dass ein Netgear-Consumer-Switch verwendet wird, kann man davon ausgehen, dass der neue SMBX-Server sogar zu noch höherer Geschwindigkeit fähig ist. Die gemessenen 95,7 MByte/s sind nahe am theoretischen Maximum, was sich aus einer Consumer-Gigabit-Hardware herausholen lässt.

Für den Nutzer bedeutet das, dass eine Gigabit-Netzwerk-Infrastruktur mit dem neuen SMBX-Server voll ausgenutzt werden kann. Das ist mit dem alten Samba-Server nicht möglich.

SMBX beherrscht die Protokollversionen SMB 1.0 und SMB 2.0, Die Samba-Implementierung bis Mac OS X 10.6 versteht nur 1.0, was in seltenen Fällen sogar dazu führt, dass keine Dateien mit Windows-Rechnern ab Vista ausgetauscht werden konnte. Als einziger Workaround ist bekannt, dass man das SMB2.0-Protokoll auf dem Windows-Rechner verbietet. Diese Inkompatibilitäten sollten mit SMBX vorbei sein.

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