Deloitte-Report beanstandet mangelndes Verbraucherinteresse an Glasfaser


Andreas Gentner, Deloitte (Bild: medientage.de)

Deloitte hat einen Report mit dem Titel „Breitband Reloaded: Perspektiven für die Glasfaser in Deutschland“ vorgelegt. Darin steht, dass der deutsche Markt noch einige Hürden bei Breitenangeboten über Hochleistungsglasfasernetze überwinden muss – vor allem aber mangelndes Interesse der privaten Nutzer.

Bestehende Kupferkabel oder auch die Netzinfrastruktur der Kabelnetzbetreiber werden laut Report von den meisten Verbrauchern als ausreichend empfunden, zumal angesichts der erwarteten höheren Kosten eines Glasfaseranschlusses. Nur etwas über ein Viertel der Verbraucher würde nennenswerte Mehrkosten für höhere Geschwindigkeiten akzeptieren.

Den Status quo sieht Deloitte als bedauerlich an: Gut 150.000 Kunden verfügen über einen FTTH/FTTB-Anschluss (Fibre to the Home beziehungsweise Building). Zudem stehen mit VDSL und vor allem dem Standard DOCSIS 3.0 der Kabelnetzbetreiber ausreichende Alternativen zur teuren Glasfaser zur Verfügung. Andererseits wären die Investitionen der Betreiber für einen Ausbau der Glasfasernetze beträchtlich. In weniger dicht besiedelten Regionen können diese bis zu 3300 Euro pro Anschluss betragen.

Auf längere Sicht wird laut Deloitte aber ein solches Glasfasernetz notwendig – insbesondere für ländliche Gemeinden, die sich „als attraktive Unternehmensstandorte präsentieren wollen“. Das Land benötige eine klare Ausbaustrategie, Kooperationsmodelle unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen von Regulierungsbehörde und Politik, gezielte Nutzung von Synergien etwa mit Energieversorgern sowie die Erschließung zusätzlicher Einnahmepotenziale, zum Beispiel durch attraktive Content-Angebote.

Deloitte verweist auf das Beispiel Frankreich, wo die Telekommunikationsunternehmen etwa auf attraktive Bundles mit Zugriff auf HD-Fernsehen oder Online-Musikdienste setzten. Weitere Optionen seien eine konsequente Upselling-Strategie oder das Angebot umfangreicher Mediapakete.

„In Deutschland zeigen sich beim Thema Hochgeschwindigkeitsglasfasernetze zwei gegenläufige Entwicklungen: Zum einen wird sich der Bandbreitenbedarf in den kommenden drei Jahren mehr als verdoppeln. Ausschlaggebend sind insbesondere Videoanwendungen und Cloud Services. Zum anderen aber wollen die deutschen Verbraucher nicht tiefer in ihre Taschen greifen“, sagt Andreas Gentner, Partner und Industry Leader TMT EMEA bei Deloitte. „Das Glasfaserangebot richtet sich in seinen Marketingbotschaften hauptsächlich an Verbraucher – und die sind skeptisch. Deshalb empfiehlt es sich, auch kleine und mittlere Unternehmen miteinzubeziehen. Hier stehen vor allem Cloud Services über High-Speed-Infrastruktur im Fokus. Eine Kombination von Cloud Computing und Glasfaser für den Businesseinsatz erschließt den Telekommunikationsunternehmen interessante Zusatzpotenziale.“

ZDNet.de Redaktion

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