Mark Gorton, Gründer des Filesharing-Dienstes Lime Wire, muss sich erneut vor einem New Yorker Gericht wegen Urheberrechtsverletzungen verantworten. Kläger sind die vier großen US-Labels, vertreten durch die Recording Industry Association of America (RIAA).
Gorton war vergangenes Jahr bereits für schuldig befunden worden. Jetzt geht es nur noch um die Höhe der Strafe, die der Verband fordern kann. Die RIAA verlangt Schadenersatz für 9715 illegal kopierte Alben. Dafür kann das US-Gericht eine Schadenssumme zwischen 7,2 Millionen (4,9 Millionen Euro) und 1,4 Milliarden Dollar (942 Millionen Euro) festsetzen.
Die RIAA hatte Anfang Juni 2010 die Schließung der Tauschbörse gefordert – und Recht bekommen. Ende Oktober verfügte Richterin Kimba Wood die Einstellung aller Geschäftsaktivitäten von Gortons Unternehmen.
Lime Wire ist für die Musikindustrie kein kleiner Fisch. Die Tauschbörsen-Software wurde mehr als 150 Millionen Mal heruntergeladen. Es handelte sich um eines der beliebtesten Filesharing-Angebote im Web. Nach Ansicht der RIAA machte illegal kopierte Musik allerdings mehr als 90 Prozent des Traffics aus. Der Schaden für die Musikindustrie gehe in die Milliarden.
Nachdem Konkurrenten wie Grokster, Kazaa, BearShare, WinMX oder eDonkey entweder Lizenzabkommen mit der Musikindustrie getroffen hatten oder in der ursprünglichen Form geschlossen worden waren, blieb Lime Wire als letzter großer Filesharing-Dienst übrig. Es steigerte seinen Marktanteil laut einer Studie der NPD Group zwischen 2004 und 2007 von 3 auf fast 80 Prozent. Der jährliche Umsatz stieg von 6 Millionen Dollar (4 Millionen Euro) 2004 auf 20 Millionen Dollar (13 Millionen Euro) im Jahr 2006.
Gorton wird vorgeworfen, Hinweise auf die rechtliche Angreifbarkeit seines Geschäfts bewusst ignoriert zu haben. Er selbst bezeichnete sich in einem Interview als „naiv“ in Bezug auf juristische Fragen. Ehemalige Mitarbeiter belasten ihn aber. Industrieberater Ted Cohen schrieb etwa in seinem Blog, dass er 2006 von Gorton und Lime Wire angeheuert worden sei, um den Dienst „legal zu machen“. Gorton habe im Streit zu ihm gesagt, dass er nicht die Absicht habe, den Künstlern, Labels oder Produzenten „auch nur einen Pfennig“ zu zahlen. Cohen solle keine Lizenzen aushandeln, sondern nur dafür sorgen, dass die Plattenfirmen Gorton in Ruhe ließen.
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