Die Bundesverband der Piratenpartei ist derzeit offline, denn die Polizei hat heute morgen in Folge eines französischen Ermittlungsersuchens zahlreiche Server der Piratenpartei Deutschland beschlagnahmt, die bei der Firma AixIT in Offenbach gemietet sind. Der Bundesvorstand geht allerdings davon aus, dass sich das Vorgehen der Ermittlungsbehörden nicht gegen die Piratenpartei Deutschland oder deren Untergliederungen richtet. Die Partei sei lediglich als Betreiber der Server involviert.
Über den Grund des Ermittlungsverfahrens ist derzeit nichts bekannt. Der Bundesvorstand erklärte jedoch in einer Pressemitteilung, man werde – sobald gesicherte Informationen zur Verfügung stünden – in hoher Transparenz und erschöpfend zu den aktuellen Vorhaltungen Stellung nehmen.
Die Piratenpartei betreibt nicht nur wie viele andere Parteien klassische Web-1.0-Read-Only-Seiten, sondern bietet zahlreiche interaktive Dienste an, die sich von jedermann – auch Nichtmitgliedern – nutzen lassen. So kann im Wiki der Piratenpartei jeder Dokumente erstellen und Dateien hochladen. Die Website piratenpad.de erlaubt das gleichzeitige Bearbeiten von Dokumenten durch mehrere Anwender. Diese Dienste könnten dazu genutzt worden sein, Straftaten zu begehen oder vorzubereiten, etwa durch den Upload urheberrechtlich geschützer Werke oder zur Koordination einer Offline-Straftat durch mehrere Täter.
Aktuelle Gerüchte weisen darauf hin, dass der Dienst piratenpad.de von Unbekannten missbraucht worden sei, um eine DDoS-Attacke zu verabreden. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür aber noch nicht.
Der Bundesvorstand habe derzeit jedoch keinerlei Kenntnis von Informationen, die eine komplette Abschaltung aller Server der Piratenpartei Deutschland rechtfertigen würden. Die Abschaltung aller Server sei ein massiver Eingriff in die Kommunikations- und Informationstruktur der sechstgrößten Partei Deutschlands. Angesichts der in zwei Tagen anstehenden Landtagswahlen in Bremen werde politisch ein massiver Schaden angerichtet, den der Bundesvorstand der Piratenpartei Deutschland aufs entschiedenste verurteile.
Im Zusammenhang mit den laufenden Ermittlungsarbeiten werde daher zu klären sein, ob die erfolgte Durchsuchungs- und Beschlagnahmeanordnung rechtlichen Vorgaben entsprochen habe, insbesondere ob die Grundsätze der Verhältnismäßigkeit gewahrt worden seien. Immerhin habe die Maßnahme zu einem großflächigen Zusammenbruch der technischen Infrastruktur der Piratenpartei Deutschland geführt. Geklärt werden müsse zudem, ob Daten betroffen seien, die mit dem Ermittlungsziel in keinerlei Zusammenhang stehen.
Aktuelle Informationen können derzeit von den Servern des Landesverbandes Bayern und des Vorstands abgerufen werden. Auf Twitter hat sich der Hashtag #servergate etabliert, unter dem mittlerweile unter anderem die absurdesten Verschwörungstheorien verbreitet werden.
Update 20.05.2011 16.27 Uhr:
Seit einigen Minuten sind die Domains polizei.de und bka.de nicht mehr erreichbar. Offensichtlich sind einige Mitglieder der Gruppe Anonymous mit der Beschlagnahme nicht einverstanden und greifen die Domains mit einer DDoS-Attacke an.
Update 20.05.2011 16.56 Uhr:
Inzwischen die Website bka.de wieder erreichbar. polizei.de ist jedoch nach wie vor offline. Zuvor hatten mehrere Mitglieder der Piratenpartei per Twitter dazu aufgerufen, die DDoS-Attacke zu beenden.
Update 20.05.2011 17.32 Uhr:
Die Webseiten der Piratenpartei sind wieder erreichbar. Derzeit ist nicht bekannt, ob es sich um Backups handelt, die auf andere Server eingespielt wurden, oder ob die Partei die beschlagnahmten Server zurückerhalten hat.
Update 20.05.2011 18.25 Uhr:
Die Piratenpartei erklärt, dass der Grund der Beschlagnahme der Server durch die Polizei ein SSH-Key sei, der auf piratenpad.de durch Unbekannte veröffentlicht wurde. Mit ihm wäre es angeblich möglich gewesen, einen Hackerangriff auf den französischen Energiekonzern EDF zu lancieren.
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1 Kommentar zu Polizei beschlagnahmt Server der Piratenpartei: Hacker attackieren Polizei und BKA
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Ich finde es interessant, wenn sich ein Anwalt genötigt fühlen muss auf seiner Startseite einen Link zu einer FAQ über von ihm versendeten Abmahnungen über angebliche Urheberrechtsverletzungen zu platzieren.
Den Anwalt findet man über das Impressum des oben genannten Providers. Er ist der Datenschutzbeauftragte des Providers.
M.E.n. spricht das ja schon Bände