Windows Phone 7.5 Mango: Das Update im Vorabtest

Musik & Video
Eine der besten Eigenschaften von Windows Phone ist die Zune-Integration, und diese wird mit Mango noch besser. Es gibt ein neues Leistungsmerkmal namens Smart DJ, das eine Playlist erstellt, die dem Künstler, Song oder Album ähnelt, die gerade gehört werden, und den auf dem Telefon verfügbaren Inhalt nutzt.

Gute Nachricht für Abonnenten von Zune Pass: Smart DJ dehnt die Suche auf den Marktplatz aus und fügt Inhalt von dort hinzu, wenn es eine Playlist erstellt. Man kann Playlisten sogar speichern und sie mit Freunden per E-Mail teilen. Auch wenn der Gruppierung der Künstler oder Songs nicht immer zugestimmt werden kann, ist Smart DJ in jedem Fall eine großartige Unterhaltungsquelle und bietet eine fantastische Möglichkeit, neue Musik und Künstler zu entdecken.

Liebhaber von Podcasts werden gerne hören, dass Windows Phone 7.5 es ermöglicht, Podcasts direkt vom Telefon aus zu durchsuchen, herunterzuladen und zu abonnieren, anstatt erst den Computer einschalten und Zune starten zu müssen. Es funktioniert ganz einfach: unter „Music + Video“ zum Marktplatz gehen und dann Podcast wählen. Gesucht werden kann nach Genre, nach Top- oder Feature-Podcasts oder einfach nach einem bestimmten Titel. Wenn während des Hörens eines Podcasts ein Anruf eingeht, schaltet der Podcast auf Pause und wird nach dem Aufhängen des Hörers weiter abgespielt. Auch der Videoplayer ermöglicht es nun, zu jedem Punkt eines Clips vorwärts oder zurück zu springen.

Voice-to-Text-Funktion
An der verbesserten Voice-to-Text-App fiel als erstes auf, dass die Sprachsoftware, die von der Microsoft-Tochter TellMe entwickelt wurde, weniger roboterartige klingende Sprachantworten erzeugt, wenn sie die Sprachanweisungen des Benutzers zum Öffnen der Apps oder zum Starten der Websuche bestätigt. Auch wenn Microsoft diese Leistungsmerkmale bei den Kritikern besonders ins Licht rücken möchte, sollte nicht vergessen werden, dass diese verschiedenartigen Eingabeaufforderungen bereits zuvor existierten.

Die Erstellung von Textnachrichten und Instant Messages ausschließlich unter Nutzung der eigenen Stimme ist ein neues Leistungsmerkmal von Mango. Leider war die Genauigkeit nur durchschnittlich. Zeichensetzung und Groß- und Kleinschreibung fehlten, und die Formatierung sah mit überflüssigen Leerzeichen innerhalb von Wörtern bzw. fehlenden Zwischenräumen häufig merkwürdig aus. Die Voice-to-Text-Software funktioniert beim freihändigen Textschreiben notdürftig, ist jedoch keine sehr zufriedenstellende Lösung – hauptsächlich deshalb, weil Menschen beim Umsetzen von Wort in Schrift immer noch wesentlich genauer sind als Computer. Zum Starten die Taste Home drücken und halten.

Die Möglichkeit, sich eingehende Nachrichten vorlesen zu lassen, gewährleistet bei diesem Leistungsmerkmal in Kombination mit sprachgesteuerter Texterstellung echte Freihändigkeit. Bei den Einstellungen kann man wählen, wie und wann man die Nachrichten vorgelesen haben möchte – beispielsweise über Bluetooth, drahtgebundene Kopfhörer oder beides.

Konkurrierende Softwarehersteller stellen ebenfalls Apps für Sprachanweisungen her. Viele dieser Apps sind (wie hier auch) in die Systemsoftware eingebaut. Es ist immer erfreulich, wenn nahtlose Integration angeboten wird – in diesem Fall ist sie vor allem der Tatsache zu verdanken, dass Microsoft die TellMe-Software seit dem Erwerb im Jahre 2007 vollständig besitzt und entwickelt.

Multitasking
Wie andere mobile Plattformen ist Windows Phone 7 für mehrere Systemprogramme gleichzeitig lauffähig. Aber erst mit Mango wird ein nahtloses Umschalten zwischen offenen Programmen möglich sein. Zum Umschalten muss nur die berührungsempfindliche (Pfeil-)Zurücktaste unterhalb des Bildschirms gedrückt und gehalten werden. Das Programm, in dem man sich befindet, wird dann zu einem Thumbnail-Bild verkleinert, und man kann links und rechts davon die Thumbnails der anderen offenen Programme sehen. Alle diese können durch Anklicken geöffnet werden. Und Mango hält den Status quo, damit man die App nicht jedes Mal erneut laden muss, wenn sie verlassen und wieder angesprochen wird.

Multitasking in Windows Phone 7 Mango (Foto: CBS Interactive).

Auch wenn es technisch korrekter ist, von App-Switching und nicht von Multitasking zu sprechen, ist es erfreulich, dass Microsoft etwas von konkurrierenden Plattformen übernommen und dieses wertvolle und praktische Leistungsmerkmal hinzugefügt hat.

Internet Explorer 9
Die Unterschiede im Internet Explorer sind subtiler als die in anderen neuen und verbesserten Mango-Features. Microsoft hat ein wenig an der Schnittstelle herumgebastelt und beispielsweise die Adressleiste an den unteren Rand des Bildschirms verschoben. Darüber hinaus werden bestimmte Symbole verdeckt, um die Fläche der Seite zu vergrößern.

Noch wichtiger ist jedoch, dass diese Version auf IE9 und nicht auf dem IE7-Fundament der Vorgängerversion des Betriebssystems basiert. Die Hardware-Beschleunigung (durch den Grafikprozessor) soll die Inhalte im Internet Explorer laut Ankündigung schneller und effizienter anzeigen. Hinter den Kulissen gibt es Unterstützung für den HTML-5-Webstandard (aber nicht für Flash oder Microsoft Silverlight.) In der Tat kann das Samsung Focus mit Mango-Power grafisch anspruchsvolle Seiten deutlich schneller laden als das Samsung Focus ohne Mango, das in Simultantests als direkter Vergleich dient(beide Telefone arbeiteten zudem im gleichen Wi-Fi-Netzwerk).

Eine weitere willkommene Ergänzung besteht in der Möglichkeit, Inhalte aus dem Browser in sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook einzustellen. Dies war zuvor nur per E-Mail oder SMS möglich. Auf diese Weise konnten im Test Nachrichten in Facebook gepostet werden, und es dauerte nur eine Minute, bis sie angezeigt wurden.

Der geschützte Browsermodus und der neue „Aufhäng“-Schutz sind zwei weitere Features, die Microsoft hinter den Kulissen hinzugefügt hat, ihre Wirksamkeit konnte jedoch aktuell nicht getestet werden.

Office Hub
Microsoft ließ frühzeitig Informationen über einige der neuen Business-Features von Mango durchsickern, und es gibt in Office Hub in der Tat einiges an zusätzlichen Funktionen. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit, Dokumente über Office 365 und Windows Live Skydrive-Cloud-Services freizugeben und zu speichern. Darüber hinaus steht ein neuer Bereich für den Zugriff auf Dokumente von unterschiedlichen Stellen aus (SkyDrive, Office 365, SharePoint und so weiter) zur Verfügung. Beim Start stellt Microsoft über den Windows Marketplace auch eine Lync-App zur Verfügung, die unternehmensübergreifende Online-Meetings und Instant-Messaging-Funktionen ermöglicht.

Xbox Live
Xbox Live soll aufgewertet und besser an Windows Phone 7.5 angebunden werden. Zurzeit muss man das Xbox Live Extras-Pack vom Marketplace herunterladen, um den 3D-Avatar anzupassen, Leistungsstände zu überwachen und Verbindungen mit Freunden herzustellen. Mit Mango stehen dem Benutzer all diese Möglichkeiten jedoch bereits von Anfang an zur Verfügung. Ein optisch ansprechenderer und besser selbsterklärender Spotlight-Bereich im Xbox-Live-Hub sowie der verbesserte Marketplace erleichtern das Entdecken und Suchen von Spielen.

Marketplace
Auch der Marketplace für Windows Phone-Apps wird in Mango ein wenig aufgepeppt, und zwar in Gestalt von Suchvorschlägen für Apps und Spiele, Musik und Podcasts, die angezeigt werden, sobald man mit der Eingabe beginnt. Darüber hinaus kommt eine neue Schaltfläche für die Soft-Key-Suche hinzu, mit der die Suche in Kategorien erleichtert werden soll. Die Suchergebnisse werden jetzt in separaten Pivot-Fenstern nach dem jeweiligen Typ (Musik, Podcasts und so weiter) gruppiert angeordnet. Sucht man aus einer der eingegrenzten Kategorien heraus, werden nur die Ergebnisse für diese Kategorie und nicht die für den gesamten Inhalt angezeigt.

Besser spät als nie – unter diesem Motto hat sich Microsoft Lorbeeren für die Pläne verdient, ihre Marketplace-Website der ersten Generation zu überholen und eine Version anzubieten, von der man Spiele vom Computer aus kaufen und auf das Windows Phone herunterladen kann. Abgesehen von dem wiederholten Versprechen, dass die neue Version im Herbst erscheinen soll, gibt es keine weiteren Angaben. Sobald die Aktualisierung auf dem Markt ist, wird sich zeigen, wie nahtlos man sie tatsächlich verwenden und mit ihr navigieren kann.

Vorläufiges Fazit
Windows Phone 7.5 Mango ist noch nicht fertig. Und das ist (noch) nicht zum Schaden von Microsoft, da es sich hierbei um eine Vorschau und nicht die finale Version handelt. Die Funktionen sind nicht unbedingt neu, aber die Herangehensweise von Microsoft spiegelt die Vorstellung wider, die das Unternehmen vom Smartphone hat. Es soll mehr sein als nur eine Startplattform für Apps – nämlich ein Gerät, das eine Aufgabe, ein Spiel oder eine andere Anwendung von Anfang bis Ende reibungslos ausführt. Im Test zeigt sich, dass sowohl die inkrementellen als auch die ehrgeizigeren Veränderungen dieses Ziel recht gut erreichen. Jedoch sind einige der Mango-Features so anspruchsvoll, dass Lücken und Inkonsistenzen umso deutlicher hervortreten. Zwar macht es nichts, dass ähnliche Features und Dienste auf anderen mobilen Plattformen meist ähnlich und mit entsprechenden Fehlern laufen, aber da Microsoft sich in einer Aufholjagd auf Android und iPhone befindet, ist der Blick der Kritiker besonders scharf.

Ein Teil der Herausforderung besteht für Microsoft darin, den Kunden deutlich zu machen, dass die intelligente Integration von Mango etwas Neues ist: etwas, womit sie einen echten Vorsprung gewinnen. Mit klugen Ideen wie App-Integration, Zugriff auf Bing und Spracherkennung lässt sich das nicht erreichen, und sie können (und sollen) Schwachpunkte wie inkonsistente Suchergebnisse auch nicht überdecken. Bleibt zu hoffen, dass Microsoft alle im Test gefundenen Fehler prüfen und beheben wird. Insgesamt gesehen ist Mango jedoch ein zufriedenstellendes Upgrade des ursprünglichen Betriebssystems Windows Phone 7, das den Abstand dieser Plattform zu den Wettbewerbern verkleinert.

Wie es aussieht, gibt es eine Menge Gutes in Mango, und es besteht Grund zu vorsichtigem Optimismus bezüglich der Aussichten für Microsoft im Bereich mobile Plattformen. Microsoft wird auch in Zukunft sein Angebot an Features aufstocken, um Entwickler buhlen, die Verbraucher überzeugen und eingefahrene Denkschablonen hinter sich lassen müssen – und zwar ganz in Ruhe.