John Walicki ist mit Firefox 5 überfordert (Bildquelle: linux-foundation.org).
John Walicki von IBM jammert: Er habe mit mehreren Teams einige Monate daran gearbeitet, 500.000 Arbeitsplätze von Firefox 3.6 auf Version 4.0 zu bringen und jetzt sei schon 5.0 da. Aber es kommt noch schlimmer: Mozilla unterstütze die Version 4.x nicht mehr.
Ehrlich gesagt, bin ich der Meinung, John Walicki sollte sich weiterentwickeln, anstatt Mozilla aufzufordern, sich zurück zu entwickeln. Sicher hat es eine Menge Arbeit für Walicki und seine unzähligen Teams bedeutet, zahlreiche möglicherweise selbstgestrickte Add-ons für Firefox 3.6 auf Version 4.0 zu bringen. Für die Migration zu 5.0 stehen solche Aufgaben jedoch gar nicht an.
Nahezu jedes Add-on von Firefox 4.0 läuft auch 5.0 ohne Probleme. Unter 4.0.x funktionierende Intranet-Sites sollten ebenfalls keine Probleme machen. Seine 500.000 Benutzer müssen schon sehr genau hinschauen, um den Unterschied überhaupt zu bemerken. Neben der Versionsnummer, die man mit "Hilfe – Über Firefox" anzeigen kann, ist nur das Feature "Do not track" in einen anderen Menüpunkt gewandert.
Firefox 5 hat nur wenige neue Features. Dafür gibt es Optimierungen bei Geschwindigkeit, Stabilität und Speicherverbrauch. Das ist eine neue Art von Entwicklungszyklus, den Mozilla von Google "geguttenbergt" hat.
Ich sage dazu: Genauso muss es laufen. Öfter neue Versionen bringen und weniger Änderungen machen. Zum Einen erspart es den Ärger mit Benutzern, beispielsweise, wenn sie plötzlich von Office 2003 auf Office 2007 umsteigen und verständlicherweise im neuen Ribbon-Interface nichts mehr wiederfinden, ohne dass sie irgendeine Verbesserung feststellen.
Zum Anderen kann man sich bestimmte IT-Mega-Projekte sparen, bei denen plötzlich Unmengen von hochspezialisierten Fachkräften zur Verfügung stehen müssen. Jeder Firmenadministrator hat wohl beim Umstieg von Windows Server 2003 auf 2008 gezittert, wenn er nach monatelangen theoretischen Überlegungen und Probeläufen damit begonnen hat, das Schema-Upgrade für sein Active Directory zu fahren.
Ab einer gewissen Anzahl Nutzer ist das eine Zitterpartie, die dazu noch oft genug abgebrochen werden muss. Viele Firmen haben beim Active-Directory-Upgrade zu Windows Server 2008 aufgegeben und ihre firmenweite Benutzerverwaltung von Grund auf neu aufgebaut.
Würden andere Softwarefirmen sich dem Modell mit kürzeren Releasezeiten und wohl dosierten neuen Features anschließen, bräuchte man nicht für eine Umstellung Fachkräfte teuer beim Unternehmensberater einkaufen. Es reichten kleinere Teams von festangestellten IT-Spezialisten, die sich kontinuierlich um eventuelle Updateprobleme kümmern.
Es wäre zu wünschen, wenn die Zeit der großen Updates auf neue Versionen, deren Vorgänger-Releases fünf Jahre in der Vergangenheit liegen, vorbei wäre. Auch für John Walicki wäre die Arbeit damit einfacher, kontinuierlicher und kalkulierbarer. Sein Argument, dass sich mit Firefox 5 neue Fehler einschleichen können, zählt nicht. Das hätte auch passieren können, wenn Mozilla gar keine neuen Features eingebaut und die Version 4.0.2 genannt hätte.
Zu guter Letzt ersparen sich IT-Admins auch noch Hohn und Spott ihrer Poweruser, die sich beschweren, dass sie in der Firma noch mit einer Uralt-Version arbeiten müssen, obwohl es drei Nachfolge-Releases gibt. Wer bei kurzen Releasezeiten immer die neuesten Versionen einsetzt, kann diesen Prozess beherrschen. Man muss sich allerdings auf Veränderungen im gesamten IT-Betrieb einstellen.
So ist auch Asa Dotzler, Browser-Direktor bei Mozilla, zu kritisieren, der wiederum lapidar antwortet, Firefox wäre nicht für Firmen gemacht. Eine Entschuldigung oder eine Ausrede wäre nicht nötig gewesen. Vielmehr muss man anerkennen, dass Mozilla ein gutes Konzept von einem Konkurrenten übernommen hat, ohne es als eigene Erfindung auszugeben.
Auch große Firmen müssen mir der Zeit gehen: Sie können es sich nicht leisten, in der Vergangenheit stehen zu bleiben, wie bestimmte nicht mehr existierende Staaten. Es gilt das altbekannte Zitat von Gorbatschow, das in Deutschland in der sehr freien Übersetzung "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" Berühmtheit erlangt hat.
Neueste Kommentare
12 Kommentare zu Admins schimpfen auf Firefox 5
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Admins schimpfen durchaus zu Recht
Selten habe ich bisher eine Opinion gelesen, die so extrem an der Wirklichkeit vorbei fabuliert wurde. Dieser Artikel zeigt deutlich, dass der Autor bislang noch nicht in die Bedrängnis gekommen ist, Usern (und da sind auch immer DAUs drunter) zu erklären, warum ein Programm, das die meisten User zwar nutzen, aber nicht wirklich bedienen können, plötzlich nicht mehr so funktioniert wie gewohnt.
Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass the Big Blue tatsächlich „Hunderte von eigenen Add-Ons“ updaten muss. Stimmt, die meisten Add-Ons funktionieren. Aber eben nicht ALLE – und das schmerzt mich z.B. bei Evernote durchaus – zumal der Webclipper unter Linux bislang die einzige Möglichkeit war, neue Notizen zu erstellen.
Und nicht jeder Admin hat die Zeit, um an Add-Ons selber herumzubasteln, damit FF glaubt, er hat eine kompatible Version vor sich.
Wenn – so wie der Autor es darstellt – die Änderungen zwischen FF4 und FF5 so marginal sind, hilft es übrigens auch nicht, dass Millionen von Usern das Update als „wichtiges Sicherheitsupdate“ „dringend empfohlen“ bekommen.
Admins haben weiss Gott Wichtigeres zu tun, als alle paar Tage ein neues Update auszurollen, nur weil Bastler wie der Autor glauben, mit dem hektischen Versionswirrwarr von Chrome mitziehen zu müssen…
Eine dringende Bitte an den Autor: Über den Tellerrand schauen und uns künftig mit derart schlecht recherchierten Artikeln verschonen. Danke.
AW: Admins schimpfen auf Firefox 5
Eine „Opinion“ gelesen, aha…. Die deutsche Sprache wird auch immer komischer. Oder ist das jetzt eine neue Version? Muss ich updaten? Jedenfalls scheint auch Ihnen nicht klar zu sein, dass der Firefox keineswegs eine für Firmen wie IBM gebaute Enterprise-Lösung als Teil der Unternehmens-IT darstellt. Mit Ihrer Argumentation müsste quasi jedes Programm auf langer Sicht seine Funktionen, seine Oberfläche etc. behalten. Man schaue sich mal das MS-Office-Paket an – das sieht heute auch nicht mehr wie Version 97 aus. Das Problem, an dem sich hier hochgezogen wird, ist doch lediglich die Versionsnummer. Und sein Addon für Version 5 fitzumachen, ist halt Aufgabe des Autors, nicht das von Mozilla. Ich habe sowohl auf Windows als auch auf OSX kurz nach Erscheinen der 5er diese „ausgerollt“, und sämtliche Addons – und das war mehr als eine Handvoll – laufen. Klingt komisch, ist aber so.
AW: Admins schimpfen auf Firefox 5
An Ihrer Art des kommentierens muss ich leider feststellen, dass auch Sie keine Ahnung davon haben, was man als SysAdmin so alles machen darf/muss. Es geht nicht darum, dass eine SW sich grafisch und/oder in ihrer Bedienung eben über die Jahre ändert – das ist am Thema vorbei, und zwar komplett. Es geht prinzipiell darum, dass man den Aufwand, den ein Admin nun einmal täglich hat, in dem Artikel (und auch von Ihnen) kleingeredet wird. Was würden die lieben User machen, wenn plötzlich der Drucker nicht mehr geht? Wer außer dem Admin sagt dem "Otto-normal-User" er soll den Drucker aus- und wieder einschalten?? *Scherz am Rande*
AW: Admins schimpfen auf Firefox 5
Ich kann beide Seiten nachvollziehen. Der Artikel ist aus Entwicklersicht gut zu verstehen. Natürlich müssen sich Addon-Entwickler auch einem gewissen Zyklus unterziehen, was dazu führen wird, dass es in Zukunft weniger, – aber dadurch qualitativ hochwertigere Erweiterungen geben wird. So werden dann auch stark anwachsende Ladezeiten der Vergangenheit angehören, nur weil man ein Plugin installiert hat? Zumal man schon einen Performanceschub spürt, wenn man diese Zeit aus 3.6x kennt. Aber was ich nicht verstehe, ist Ihre Aussage; (…) nur weil Bastler wie der Autor glauben, mit dem hektischen Versionswirrwarr von Chrome mitziehen zu müssen
(…) Wie kann man die Mozilla Foundation als Bastler bezeichnen, nur weil Sie Ihren Entwicklungszyglus an den eines Mitbewerbers angepasst haben? Was am Ende des Tages übrig bleibt, ist die Anerkennung des Weges, – hier der Entwicklung-, welche das Internet durchlaufen hat. Hier gehört Mozilla sicher zu den Mitgestalltern, deshalb haben Sie keines Wegs verdient, für ein gutes Stück Software, als Bastler verschrien zu werden.
firefox
Wenn ich das richtig verstehe, will Mozilla also den Markt, der Firmen erreichen und weniger auf die Home-User eingehen( was Ihnen überhaupt diesen Marktanteil gibt).
Ich gehe nebenbei Arbeiten und übe gerne real-life aus, da hab ich keine Lust mich immer wieder neu zu orientieren!
Weiter so, dann bekommt Ihr auch den gleichen Ruf, wie „IE“ und „CHROME“
AW: Admins schimpfen auf Firefox 5
Das hast du wohl falsch verstanden. Mozilla sieht Firefox eher als Produkt beim normalen Nutzer zu Hause, bzw. Installationen in kleinen Firmen, weniger als Teil von komplexen Lösungen, Arbeitsumgebungen etc.
Kein Schimmer, gell?
Was es für unglaubliche Aufwände und Kraftakte es kostet für jede Software in der Firma Kompatibilitätstests durchzuführen kann man sich wohl kaum vorstellen? Oder wie aufwändig es ist Benutzer mit einem UI zu konfrontieren (3.6 -> 4.0) kann man sich als „IT Profi“ wohl auch kaum vorstellen. Natürlich ist das Internet lebendig, aber auf Gedeih und Verderb alles „Alte“ einfach über Board werfen tut auch nicht gut.
HP
AW: Admins schimpfen auf Firefox 5
Soso, unglaubliche Kraftakte. Diese „Kraftakte“ wäre die gleichen gewesen, wenn Mozilla die aktuelle Version statt 5 vielleicht 4.1 genannt hätte, so wie man das an Hand der bisherigen Versionsnummern durchaus erwarten konnte. Nun heißt das Teil eben 5. Na und? An der UI hat sich gegenüber 4 so gut wie nichts geändert. Die gab es beim Sprung auf Version 4, und Version 3 hatte eine recht lange Lebensdauer. Was erwarten eigentlich manche Admins von einer freien Software? Eine Garantie, dass alle selbst gebastelten Lösungen, Addons etc. bis in alle Ewigkeit funktionieren? Wer das erwartet, sollte lieber auf kommerzielle Lösungen mit entsprechendem Support setzen. Oder selbst einen Browser basteln, der vom Firefox ist bekanntlich frei erhältlich.
Versionspolitik von Mozilla Firefox
… FAST alle AddOns laufen, aber eben nur FAST alle..
IE Tab, der es uns ermöglicht die Remote Desktop Dienste von 2008 R 2 zu nutzen, funktionierte nicht mehr. Bei uns müssen nur 35 Arbeitsplätze umgestellt werden, aber das reicht auch.
>John Walicki ist mit Firefox 5 überfordert
also das ist doch eine „Frechheit“ das so darzustellen – Softwarelebenszyklus ist das Stichwort und nicht Versionen um jeden Preis.
Im Besten Falle hat John 500.000 Betatester und den Verlust an Arbeitszeit, Produktivität, Motivation im Unternehmen
… und die Moz-Foundation sagt dann nett gemeint u.U. tut uns Leid.
Nein Nein – nicht Software um der Software willen sondern Software als Werkzeug um die tägliche Arbeit durchzuführen.
Ihr unbekannter
AW: Admins schimpfen auf Firefox 5
Vollkommen einer Meinung mit dem „Unbekannten“. Diese Darstellung ist eine reine Beleidigung an jeden SystemAdministrator. Schreiben kann so etwas eigentlich nur ein Laie, der entweder nur theoretische oder gar keine Ahnung hat sei es von SW-Lebenszyklen noch IT-Administration.
AW: Admins schimpfen auf Firefox 5
Ich würde solche „Anschuldigungen“ ja verstehen wenn sie an ein kommerzielles Unternehmen gerichtet sind, aber wir sollten hier nicht vergessen daß Mozilla freie Software ist die für „Umme“ zu haben ist. Hier Forderungen zu stellen WIE die Entwickler verfahren sollen halte ich for nicht angemessen. Mozilla orientiert sich logischerweise am Druck der anderen Lösungen. Wenn ich mich für eine Freeware / Open Source entscheide muss ich mich auf sowas einlassen – Punkt.