Der Schlamm auf dem Boden des Pazifiks ist stellenweise reich an den für die IT-Fertigung wichtigen Seltenerdmetallen, insbesondere Yttrium. Diese Erkenntnis haben japanische Forscher am Sonntag in der Zeitschrift Nature Geoscience veröffentlicht. Die wertvollen Bestandteile ließen sich durch Auswaschen mit Säure verhältnismäßig einfach extrahieren. Die Entdeckung könnte dazu beitragen, die Engpässe in der Beschaffungskette für diese Rohstoffe zu beseitigen.
Bei den von den japanischen Forschern entdeckten Reserven handelt es sich möglicherweise um die größten bisher bekannten Vorkommen weltweit. „Wir schätzen, dass auf einer Fläche von lediglich einem Quadratkilometer rund um eine der von uns untersuchten Stellen ein Fünftel der derzeit jährlich weltweit benötigten Seltenerdmetalle lagert“, heißt es in dem Bericht. Die Forscher hätten aber gleich an 78 Stellen nach der Prüfung einer lediglich einen Meter dicken Schicht eine „hohe Konzentration“ an Seltenen Erden und Yttrium gefunden.
Yasuhiro Kato, einer der Autoren der Studie, sagte Reuters in einem Interview, dass sich die Lagerstätten in internationalen Gewässern östlich und westlich von Hawaii sowie östlich von Tahiti in Französisch-Polynesien befinden. Er schätzt die Menge der in den Schlämmen abgelagerten Seltenerdmetalle auf 80 bis 100 Milliarden Tonnen. Laut Kato sind die Vorkommen besonders reich an den schwereren Seltenerdmetallen Gadolinium, Lutetium, Terbium und Dysprosium. Diese werden etwa für die Produktion von TV-Flachbildschirmen, LEDs und Hybridfahrzeugen benötigt, sind aber auch für die Herstellung von anderen Hightech-Produkten, Magneten und Batterien wichtig.
Die bisher bekannten weltweiten Reserven werden von der US Geological Survey auf rund 110 Millionen Tonnen geschätzt. Lagerstätten befinden sich außer in den USA in Russland, anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion in Zentralasien sowie vor allem in China. Dort liegen Schätzungen zufolge bis zu 97 Prozent der bekannten Seltenerdmetalle. Seitdem China im Herbst vergangenen Jahres ein Embargo auf Seltenerdmetalle verhängt hat, das die Rohstoffkosten stark in die Höhe getrieben hat, wurde die Suche nach Lagerstätten weltweit intensiviert.
Robert Castellano, Präsident von The Information Network, befürchtete damals, das Embargo würde auch die Preise massiv ansteigen lassen, „bis Seltenerdminen außerhalb von China aufgebaut und in Betrieb genommen werden, was die Verfügbarkeit erhöhen und die Preise logischerweise senken würde. Wir schätzen, dass China mit einer Kapazität von 103.300 Tonnen aktuell auf einen Marktanteil von 90 Prozent kommt. Dieser Anteil wird bis 2014 voraussichtlich auf 67,2 Prozent sinken, weil neue Minen die Arbeit aufnehmen. In diesem Zeitraum wird China seine Kapazität nur um 10,4 Prozent auf 114.000 Tonnen ausbauen können. Außerhalb Chinas wird sich die Produktionskapazität aber von 11.500 auf 55.800 Tonnen verfünffachen.“
Der Preis für Cer beispielsweise hatte sich Castellano zufolge in den letzten Jahren mehr als verzehnfacht. Es wird verwendet, um etwa Glasplatten für Festplatten zu polieren, aber auch für LC-Displays und besonders leuchtstarke LEDs. Auch der Preis von Europium hat sich in einigen Monaten nahezu verdoppelt. Europium dient als Leuchtstoff in Kaltkathodenröhren, wie sie als Hintergrundbeleuchtung in Notebookdisplays und Plasmafernsehern zum Einsatz kommen. Der Neodym-Preis ist binnen Jahresfrist sogar um mehr als das Vierfache gestiegen. Es ist ein wichtiger Bestandteil von Magneten, wie sie für Festplatten, Windturbinen und Hybridfahrzeuge benötigt werden.
„In den letzten 20 Jahren ist die Nachfrage nach vielen Produkten gestiegen, in denen Seltenerdmetalle stecken. China hat aus seinen großen Vorkommen an Seltenen Erden und seinen niedrigen Lohnkosten Kapital geschlagen, bis fast jede Förderung von Seltenerdmetallen außerhalb Chinas schließen musste, weil sie mit den chinesischen Preisen nicht mehr konkurrieren konnten“, so Castellano. Die japanischen Forscher machten bisher keine Angaben dazu, wann sich die von ihnen entdeckten Vorkommen kommerziell abbauen lassen.
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