Durch das Hinzufügen eines einzigen Zeichens in das Twitter-Vokabular ermöglichte Chris Messina vor knapp vier Jahren, Tweets in vollkommen neuer Weise zu strukturieren und zugänglich zu machen. Nun wünscht sich der Erfinder für Google+ die gleiche Funktion, bekannt unter dem Namen Hashtag. Hashtags sind Wörter, die mit einem Doppelkreuz (alternative Bezeichnungen: Raute, Nummernzeichen), in Englisch genannt ‚hash‘, beginnen und als Schlüsselwort/Label fungieren. Zwei Beispiele hierfür sind #wwc für ‚Women’s World Cup‘ also die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen und das sehr beliebte #fail-Hashtag als Beschwerde-Label für alle Dinge, die gerade mal wieder schiefgelaufen sind. In Twitter ist es möglich, diese Labels zu abonnieren und somit allen Beiträgen (genannt ‚Tweets‘), die das gleiche Schlagwort verwenden, zu folgen (bezeichnet als ‚follow‘), wie zum Beispiel allen Textnachrichten über die Frauen-WM. Eine solche Nachricht kann zudem mehrere Hashtags enthalten, wenn sie gleichzeitig für mehr als eine Zielgruppe interessant ist.
Der Erfinder dieser Label-Technik, Chris Messina, wünscht sich nun auch eine vergleichbare Funktion in Google+, um auch dort Informationen nach Inhalten gruppieren zu können. Bisher sieht dort jeder Benutzer alle Beiträge von anderen Google+-Mitgliedern, denen er folgt, auf einer kontinuierlich aktualisierten Seite, die Google ‚Stream‘ nennt. Eine Eingrenzung ist nur nach Benutzer-Gruppen, den sogenannten ‚Circles‘, möglich. Thematische Filter, wie in Twitter mit Hashtags möglich, sind bisher in Google+ nicht implementiert. Nach Aussagen von Messina gibt es allerdings viele Anwender, die sich genau dies wünschen. Sie fordern eine zusätzliche Funktionalität, die es den Autoren ermöglicht in Google+ in derselben Weise, wie in Twitter mit Hashtags, eine thematische Eingrenzung vorzunehmen, um es potenziellen Interessenten einfacher zu machen nur Beiträgen zu folgen, die sie auch wirklich interessieren. Als Beispiel beschrieb er ein Szenario, in dem ein Comic-Interessierter ‚Follower‘, der ein Mitglied in einem seiner Google+-Circle ist, nicht alle Beiträge einzeln auf Interesse prüfen muss, sondern nur solche zu sehen bekommt, die der Autor mit dem Hashtag ‚Comic‘ versehen hat.
Angesichts der gewaltigen Informationsflut, der viele Nutzer heutzutage ausgesetzt sind, ist es nicht überraschend, dass diese eine Funktionalität wie das Hashtag-Feature fordern. Was allerdings überrascht, ist die Tatsache, dass es bisher von Google nicht implementiert wurde. Einer Firma, die dafür bekannt ist, ja geradezu davon besessen zu sein scheint, Informationen zu katalogisieren, filtern und zugänglich zu machen. Natürlich bedeutet die Tatsache, dass eine solche Funktion bisher fehlt, nicht, dass diese von Google abgelehnt wird. Die Firma ist vielmehr dafür bekannt, ihre neuen Produkte bereits in einem sehr frühen Entwicklungsstadium zu veröffentlichen, um sie dann kontinuierlich und in kurzen Abständen zu verbessern. Anwender-Feedback hilft hierbei Google auch, Prioritäten zu setzen.
Messina glaubt, dass eine Möglichkeit Google+ Hashtags beizubringen, darin liegen könnte, sie ähnlich wie die bereits heute funktionierende Verlinkung von Benutzernamen zu implementieren. Das Eingeben von ‚+username‘ in einem Google+-Beitrag erzeugt automatisch einen Live-Link zu den Beiträgen des so verlinkten Users. Auf ähnliche Weise könnte so die Benutzung des Hash-Symbols ‚#‘ in Verbindung mit einem Schlagwort, also ein Twitter ähnlicher Hashtag, einen Link erzeugen, der beim Anklicken eine Echtzeit-Suche nach entsprechenden Beiträgen anstößt. Selbstverständlich müssten die Suchergebnisse nach bestimmten Kriterien, wie Relevanz und Aktualität bewertet und unter Betrachtung der entsprechenden Google+-‚Circles‘ gefiltert werden. Anwender könnten zudem bestimmten Tags in der gleichen Art und Weise folgen wie sie heute bereits Kommentaren im Google-Stream folgen können.
Hashtags sind von der Funktionalität her betrachtet nichts Neues, obwohl man Messina zuschreiben muss, der Erste gewesen zu sein, der die Effektivität einer solchen Lösung für Twitter erkannt und umgesetzt hat. Tags als solches gibt es allerdings schon viel länger. Allseits bekannte Dienste, wie Flickr und Delicious, benutzen diese schon seit Langem intensiv. Selbst Google verwendet Tags bereits in einigen seiner Produkte wie zum Beispiel in Google Mail, dort genannt ‚Labels‘ und Google Docs.
Allerdings gibt es auch auch Stimmen, die sich gegen die Einführung von Hashtags in Google+ aussprechen. Adrian Holovaty, seines Zeichens einer der zwei Chef-Entwickler des Webframeworks Django, sieht zum Beispiel in Hashtags nicht die Lösung für Google+. Er schreibt darüber Folgendes in seinem Blog: „Was die Lösung für Twitters Einschränkungen war, muss nicht die richtige Lösung für Google+ sein. Ich glaube, dass eine anspruchsvollere und benutzerfreundlichere Lösung gefunden werden sollte.“ Messinas Antwort hierauf ließ nicht lange auf sich warten und erfolgte direkt in Adrians Blog. Er schrieb dort, dass er jederzeit für konstruktive Kritik offen sein und persönlich noch keine endgültige Meinung darüber habe, ob Hashtags der richtige Ansatz für Google+ sei, aber dass sie ihren Zweck durchaus erfüllen. Allerdings fügt er hinzu: „Alle Gründe, die ursprünglich für den Einsatz von Hashtags in Twitter sprachen, sind auch heute noch für Google+ gültig. Die Frage, die sich für mich vielmehr stellt, ist, ob wir die ursprünglichen Hashtag-Spezifikationen für Google+ verbessern und implementieren können“.
Offensichtlich beobachtet Google die Diskussion rund um das Hashtag-Feature und es scheint so, als ob es durchaus auch innerhalb der Firma Mitarbeiter gibt, die sich eine solche Funktion wünschen. Auf der ‚Fragen & Antworten‘ Webseite AnyAsq antwortete zum Beispiel der Google-Ingenieur Joseph Smart auf entsprechende Anfrage über die Einführung von Hashtags wie folgt: „Persönlich hätte ich auch gerne diese Funktion (genau wie Chris Messina), aber offiziell wird Google hierzu keine Stellung abgeben (genauso wie zu allen anderen zukünftigen Features und Zeitplänen).“
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