Telemedizin: Lösungen für das moderne Gesundheitswesen

Veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen erfordern neue Ansätze in der medizinischen Betreeung. Hugo Thiel von Comparex untersucht im Gastbeitrag für ZDNet, wie neue Technologien diese unter dem Stichwort Telemedizin unterstützen können.

Die demografische Entwicklung und der zunehmende Behandlungs- und Betreuungsbedarf älterer Menschen stellen das deutsche Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. Bereits heute benötigt man neue Formen der Patientenbetreuung in dünn besiedelten Regionen. Technologien wie die Telemedizin können der ärztlichen Unterversorgung außerhalb der Ballungszentren entgegen wirken, indem sie durch eine IT-gestützte Diagnose und Therapie die räumliche Trennung zwischen Arzt und Patient überbrücken.

Die medizinische Behandlung über Distanzen hinweg ist ein vergleichsweise neues Tätigkeitsfeld und wird oft mit Begriffen wie eHealth, Telematik im Gesundheitswesen oder Telemonitoring gleichgesetzt. In Ländern wie Norwegen, Schweden der Schweiz oder den Niederlanden wird Telemedizin bereits erfolgreich eingesetzt. In Deutschland sprechen sich immer mehr Ärzte für die neue Art der medizinischen Zusatzversorgung aus. Einer Studie der Bundesärztekammer zufolge scheuen sich Ärzte nicht mehr vor der neuen Technik.

Die Telemedizin umfasst eine Vielfalt medizinischer Dienstleistungen und Anwendungen. Besonders hilfreich für chronisch kranke Personen ist das Telemonitoring. Durch eine Fernüberwachung der Vitalparameter (Blutdruck, Puls, Lungenfunktion, etc.) der meist älteren Patienten werden deren Daten rund um die Uhr kontinuierlich gemessen und an den behandelnden Arzt weitergeleitet. Auf diese Weise fallen aufwendige Arztbesuche weg.

Hugo Thiel ist beim IT-Dienstleister Comparex Manager Vertical Healthcare und Autor dieses Gastbeitrags für ZDNet (Bild: Comparex).
Hugo Thiel ist beim IT-Dienstleister Comparex Manager Vertical Healthcare und Autor dieses Gastbeitrags für ZDNet (Bild: Comparex).

Aus ärztlicher Sicht kann der Einsatz von Telemonitoring dabei helfen, Symptome und anormale Parameter frühzeitig zu erkennen und mit gezielten Gegenmaßnahmen zu behandeln.
Der Einsatz neuer Technologien birgt nicht nur ein großes Potenzial für die Qualitätsverbesserung der medizinischen Versorgung, er erleichtert ebenso die Prävention, Diagnose, Behandlung und Weiterbetreuung von Patienten, die sich nicht an demselben Ort befinden wie ihr behandelnder Arzt. Spezialisten für bestimmte Krankheitsbilder können oft weit entfernt sein. Mit der sogenannten Telechirurgie ist es einem Arzt möglich, eine Operation durchzuführen, ohne beim Patienten vor Ort anwesend zu sein. Als Geburtsstunde der Telechirurgie gilt eine Gallenblasenentfernung im Jahr 2011. Hier operierte ein Chirurg von New York aus mithilfe von Roboterarmen eine Patientin in Straßburg.

Vorteile für die Verwaltung

Die Einführung der neuen Technik ist mit Investitionen in medizinische Systeme und Schulungsmaßnahmen für das Personal verbunden. Bereits vom ersten Tag an sind aber auch Kosteneinsparungen durch die elektronisch übermittelte Kommunikation möglich: Der Einsatz von Telemedizin unterstützt umfassend die internen und externen Kommunikationsabläufe von medizinischen Einrichtungen und erleichtert eine effektivere Planung der administrativen Abläufe. Ärzte haben nun die Möglichkeit, sich über „elektronische Hausbesuche“ mit Patienten in Verbindung zu setzen oder sich durch Videokonferenzen mit Kollegen auszutauschen, ohne ihren Arbeitsplatz dabei verlassen zu müssen. Unnötige Reisekosten und langwierige Reisezeiten fallen damit weg.

Medizinische Aus- und Fortbildung

Aus-, Fort- und Weiterbildung spielen in der Medizin eine große Rolle. Neue Technologien ermöglichen dabei effiziente und individuelle Maßnahmen ohne Zeit- und Ortsbindung. Per Videokonferenz haben Ärzte die Möglichkeit, ihr Fachwissen stets auf dem neusten Stand zu halten und zusätzliche Qualifikationen zu erwerben. Ferner können Mitarbeiter verschiedener Standorte gemeinsam mit ihren Kollegen geschult werden.
Ein Beispiel für die erfolgreiche Weiterbildung mittels Telemedizin sind digitale Tumorkonferenzen. Mediziner unterschiedlicher Fachrichtungen tauschen regelmäßig Erfahrungen aus, diskutieren aktuelle Fälle und legen gemeinsam Behandlungsschritte fest. Während Ärzte bisher zu solchen Konferenzen anreisen mussten, können sie sich heute online einwählen und per Videokonferenz an der Besprechung teilnehmen. Weitere telemedizinische Möglichkeiten, sich neben der täglichen Arbeit weiterzubilden, sind:

  • Teilnahme an Videokonferenzen – mit Live- oder Streaming-Video einfach und bequem vom Büro aus, ohne den Arbeitsplatz verlassen zu müssen.
  • Durchführen von Videovisiten – durch gemeinsame Nutzung von PC-Inhalten, Live-Patiententerminen oder aufgezeichneten Behandlungsverfahren.
  • Schulung von Pflegekräften – mithilfe von Videokonferenzen kann stets ein hohes Niveau des Pflegepersonals gehalten werden.

Qualitative Steigerung der Patientenversorgung

Für Patienten bedeutet der Einsatz von Telemedizin vor allem eine deutliche Verbesserung ihrer ärztlichen Versorgung. Die Therapie aus der Ferne bietet mehr Komfort und Lebensqualität, denn Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte können teilweise wegfallen. So werden Blutdruckwerte dem behandelnden Arzt über mobile Endgeräte übermittelt und Herzschrittmacher lassen sich aus der Ferne überwachen. Ärzte haben durch ständiges Monitoring die Möglichkeit, schneller eingreifen zu können und Medikamente dem Krankheitsbild anzupassen. Risikopatienten oder chronisch kranke Menschen gewinnen durch die kontinuierliche medizinische Betreuung durch mobile Endgeräte in ihrer gewohnten Umgebung an Lebensqualität.

Ein besonders schönes Integrationsbeispiel der Telemedizin, das bereits mehrfach von Comparex in deutschen Krankenhäusern umgesetzt wurde, ist das Baby-Monitoring von Frühgeborenen. Oft können die Kleinen erst nach wochenlanger medizinischer Behandlung entlassen werden und die Eltern sorgen sich während dieser Zeit Tag und Nacht. Dank neuer Technologien haben sie nun die Möglichkeit, via Internet einen Blick auf ihr Baby zu werfen. Webcams machen dies möglich.

Grundlage ist eine Citrix XenApp-6-Lösung auf Windows 2008 R2, virtuell umgesetzt mit VM-Ware VSphere 4. Die Eltern bekommen einen individuellen Zugang, der durch ein Kenn- und Passwort verschlüsselt ist. Nach erfolgreichem Login können sie ihr Frühchen im Brutkasten remote verfolgen und je nach Ausbaustufe auch mit ihnen sprechen. Gerade in den ersten Tagen sind vertraute Stimmen, die bereits aus der Schwangerschaft bekannt sind, extrem wichtig.

Unified Communications für das Gesundheitswesen

Inzwischen gibt es viele verschieden skalierbare Unified-Communications (UC)-Lösungen, die genau auf die Bedürfnisse der Gesundheitsbranche zugeschnitten sind. COMPAREX arbeitet mit einer eigens entwickelten Plattform, die auf der SharePoint- und Lync-Technologie von Microsoft basiert. Diese Portallösung kann unterschiedliche Prozesse vereinen und zentral koordinieren. Neben einem Dokumentenmanagement enthält die Lösung eine eigene Business-Intelligence-Logik für das Berichtswesen und kann durch weitere Applikationen erweitert werden.

Fazit

Telemedizin ist ein Schritt in die Zukunft. Die Nachfrage für moderne Kommunikationslösungen im Gesundheitswesen steigt täglich. Mit Hilfe der Telemedizin lassen sich neue Formen der Patientenversorgung erschließen und ein breiter Zugang zu medizinischem Know-how schaffen.

AUTOR

Hugo Thiel ...

... ist Manager Vertical Healthcare beim IT-Dienstleister Comparex. Das Unternehmen mit Zentrale in Leipzig ist mit 1700 Mitarbeitern an insgesamt 75 Standorten in 28 Ländern in Europa, Afrika und Asien vertreten. Es arbeitet mit Herstellern wie Microsoft, Citrix, VMware, Adobe, Symantec, McAfee sowie Hitachi, IBM und EMC zusammen.

Themenseiten: Comparex, Gastbeiträge, IT-Business, Medizin

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1 Kommentar zu Telemedizin: Lösungen für das moderne Gesundheitswesen

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  • Am 24. August 2011 um 10:11 von D. Corazolla

    Telemedizin: Lösungen für das moderne Gesundheitswesen
    Der Gastbeitrag von Hugo Thiel ist sehr interessant. Wichtig ist aber auch ein Aspekt, der bei Telemedizin oft vergessen wird: das Eingabe-Interface. Eine Tastatur oder Maus ist oft nicht befriedigend, insbesondere wenn man kurze OP Skizzen machen oder auf MRT-Bildern Objekte konturieren oder vermessen will: Stifteingabe macht da mehr Sinn. Bei Telemedizin ist das natürlich nur digital umsetzbar. Zur Veranschaulichung der bereits eingestzten Möglichkeiten empfehle ich ein Blick auf nachfolgenden Blog von Wacom Europe GmbH http://wacomsolutions.wordpress.com/2011/07/28/simplify-medical-presentations-with-wacom-interactive-pen-displays/

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