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Subnotebook mit Google-OS: Samsung Chromebook im Test

Google hat mit Android den Smartphone-Markt erobert. Zwar waren die Anfänge etwas holprig, regelmäßige Updates mit zahlreichen Verbesserungen haben dafür gesorgt, dass Geräte mit dem mittlerweile häufiger verkauft werden als Apples iPhone. Desktop-König Microsoft spielt auf diesem Markt nur noch eine Nebenrolle – mit ungewissen Erfolgsaussichten.

Mit Chrome OS greift Google nun auch auf dem Desktop an. Allerdings ist es derzeit nicht dafür gedacht, dass man es herunterlädt und einfach installiert. Stattdessen hat Google mit Samsung und Acer so genannte Chromebooks entwickelt, die speziell auf dieses OS abgestimmt sind. ZDNet hat das Gerät von Samsung einem ausführlichen Test unterzogen.

Hardware

Wenig überraschend setzt Chrome OS voll auf die Cloud, das heißt alle wesentlichen Dienste kommen aus dem Internet. Entsprechend sind die lokalen Ressourcen eher knapp und die Spezifikationen des Samsung erinnern eher an ein Netbook als an ein Notebook. Angetrieben wird es vom einem Atom N570 mit 1,66, GHz, zwei Rechenkernen und Hyperthreading. An Bord sind 2 GByte RAM und eine 16-GByte-SSD. Die getestete Variante verfügt nicht nur über WLAN nach 802.11 b/g/n, sondern auch über ein HSPA-Modul. Damit bekommt man quasi überall Internet-Zugang, den man, wie sich später herausstellt, auch unbedingt braucht.

Der 12,1-Zoll-Screen löst 1280 mal 800 Pixel auf, was schon eher in der Subnotebook-Kategorie ist. Erfreulicherweise hat sich Samsung für ein mattes Panel entschieden. Spiegelungen sind also kein Thema. Der stromsparende Atom-Prozessor ermöglicht eine flache Bauform: So ist das Chassis nur 2 Zentimeter hoch. Breite und Tiefe betragen 29,5 mal 21,8 Zentimeter. Mit einem Gewicht von 1,45 Kilo ist das Samsung zudem noch gut portabel.

Das Gehäuse des Chromebook besteht komplett aus Kunststoff, wertigere Materialien wie Alu kommen nicht zum Einsatz. Der Deckel gibt bei Druck deutlich nach. Trotzdem macht das Gerät einen einigermaßen soliden Eindruck.

Überraschend gut ist die Tastatur: Das Chiclet-Keyboard, das heißt zwischen den Tasten sind kleine Zwischenräume, ermöglicht aufgrund eines ausreichenden Tastenhubs komfortables Tippen. Statt der Funktionstasten hat das Chromebook spezielle Tasten, die teils die Internet-Nutzung vereinfachen. So finden sich beispielsweise Vor und Zurück, Refresh sowie Vollbild. Das Touchpad ist erfreulich groß und ermöglicht Multitouch-Eingaben.

An der Front befindet sich ein SD-Kartenleser, rechts und links sind jeweils ein USB-2.0-Port untergebracht. Ein Display oder ein Projektor lässt sich über den VGA-Port auf der linken Seite anschließen, wobei dafür ein Adapter notwendig ist. Leider kommt das Chromebook ohne Bluetooth, das heißt die drahtlose Anbindung eines Headsets ist nicht möglich. Für Videokonferenzen steht eine HD-Webcam zur Verfügung.

Die Batterielaufzeit liegt auf einem hohen Niveau: In der Praxis hält das Chrombook mehr als sieben Stunden durch, was auf den stromsparenden Atom-Prozessor sowie den mit 8280 mAh äußerst üppig dimensionierten Akkus zurückzuführen ist. Zum Vergleich: Die Akkus der meisten Netbooks haben maximal 6000 mAh Kapazität. Die integrierten Lautsprecher klingen für ein 12-Zoll-Netbook ziemlich gut.

Software

Von besonderem Interesse ist beim Chromebook das Betriebssystem, schließlich kommt nicht wie üblich irgendeine Variante von Windows 7, sondern Googles Chrome OS zum Einsatz. Gleich zu Beginn zeigt das OS die verfügbaren WLAN-Verbindungen – kein Wunder, denn das Internet ist eine Art Lebensader für das Samsung. Nach dem Abnicken der Lizenzbedingungen zieht sich das Gerät ersteinmal ein Update. Der ganze Vorgang dauert etwa 20 Minuten.

Nach einem Neustart gibt man den Log-in seines Google-Kontos ein und kommt dann in seine persönliche Arbeitsumgebung. Einen klassischen Desktop wie unter Windows, Mac OS oder Linux gibt es nicht, die Oberfläche von Chrome OS besteht aus einem im Vollbild ausgeführten Browser. Technisch gesehen ist das OS schließlich auch nur eine Art Chrome-Browser mit Linux-Unterbau. Der Start von Chrome OS geht rasend schnell: bis zum Log-in dauert es gerade einmal acht Sekunden, der Login selbst in nach drei Sekunden erledigt. So macht Arbeiten Spaß.

Nach dem Log-in werden Einstellungen wie Bookmarks mit dem Chromebook synchronisiert. So hat man sofort sein persönliches Arbeitsumfeld. Öffnet man einen neuen Tab, erscheinen dort unter der Überschrift Apps relativ große Icons, die aber letztlich nur Verknüpfungen zu Internetseiten sind. Schließlich bezieht das Chromebook alles Ressourcen aus dem Netz. Die so genannten Apps können normale Websites sein, etwa Google Mail oder Google Calendar. Einige Partner wie USA Today bieten optimierte Sites an, die beispielsweise ein etwas anderes Layout aufweisen.

In der Apps-Kategorie lassen sich nur Dienste aus dem Web Store verknüpfen. Dort präsentieren sich Partner mit umfangreichen Beschreibungen ihrer Services. Ein Download von Ressourcen auf das Chomebook findet nicht statt. Zwar ist die Funktion den meisten nicht bekannt, die Verknüpfung von Apps ist aber mit jedem Chrome-Browser möglich.

Die Installation lokaler Anwendungen ist unter Chrome OS nicht möglich. So kann man Software zwar auf den internen Speicher herunterladen, der Doppelklick wird aber mit der Fehlermeldung unbekannter Dateityp quittiert. Für die Verwaltung des internen Speichers gibt es den File Manager, wobei dieser Bezeichnung angesichts des äußerst spartanischen Funktionsumfangs eigentlich nicht gerechtfertigt ist. Man erhält Zugriff auf die beiden Ordner Dateiablage (lokal) sowie Externer Speicher und kann sich die Dateien ansehen, sie umbenennen und löschen. Das Kopieren von Dateien ist dagegen nicht möglich. Das heißt beispielsweise, dass Bilder auf der SD-Karte einer Kamera auf dieser auch bleiben. Alternativ erhält man die Möglichkeit, sie gleich zu Google Picasa hochzuladen, wobei eine Statusanzeige fehlt. Selbst mit gezippten Dateien kann das OS derzeit nicht umgehen. Man muss sie über einen Webdienst entpacken. Fazit: Lokale Daten spielen in Chrome OS eine untergeordnete Rolle.

Auf wenig Interesse bei den Entwicklern stößt auch das Drucken. So zeigt sich beim Anschluss eines Druckers an einen der beiden USB-Ports keine Regung. Der Grund: Mit Chrome OS kann man nur mit dem noch in Beta befindlichen Dienst Google Cloud Print drucken. Er leitet einen Druckauftrag an einen Windows-PC mit Chrome-Browser weiter, der den Auftrag dann ausführt. Insgesamt ist das relativ aufwändig. Drucker, die zu Cloud Print kompatibel sind, findet man auf dem Markt noch kaum. Das könnte sich aber in Zukunft ändern. Anders als ein Drucker werden Maus und Tastatur von Chrome OS ohne Probleme erkannt lassen sich sofort nutzen.

Das getestete Modell des Chromebook ist mit einem 3G-Modul ausgerüstet. Die Inbetriebnahme einer SIM-Karte von O2 klappt problemlos. Nachdem man sie in den Slot auf der rechten Seite eingelegt hat, fordert Chrome OS eine PIN und zeigt wenig später das O2-Netz an. Über ein Drop-Down-Menü kann man schnell und transparent auswählen, ob WLAN, 3G oder beides aktiv sein sollen – vorbildlich. Eine spezielle Provider-Software lässt sich allerdings nichts installieren.

Dass die Einrichtung des Internetzugang per WLAN so einfach funktioniert ist äußert erfreulich, letztlich aber auch notwendig. Denn ohne Internetzugang geht beim Chromebook fast nichts. Nachdem Google Gears (wird von der installierten Version Chrome 13 ohnehin nicht mehr unterstützt) ausrangiert hat, bietet das Unternehmen für Anwendungen wie Mail, Docs und Kalender keine Offline-Funktionen mehr. Sie soll zwar auf HTML5-Basis irgendwann im Sommer 2011 wieder zur Verfügung stehen, noch handelt es sich dabei aber lediglich um eine Ankündigung.

Verliert man während der Bearbeitung eines Dokuments in Docs die Internetverbindung, ist das nicht tragisch: Dank ständiger Synchronisierung sind alle Inhalte ohnehin auf den Google-Servern gespeichert, es geht normal also nichts verloren. Bis die Verbindung wiederhergestellt ist, kann man allerdings nichts mehr tippen.

Fazit

Samsung ist einer der ersten Hersteller mit einem Chrome-OS-basierten Subnotebook auf dem Markt. Die Hardware des 450 Euro teuren Geräts hinterlässt einen positiven Eindruck: Dazu tragen der hochauflösende Screen, die komfortable Tastatur und die lange Akkulaufzeit bei.

Chrome OS mit seiner kompromisslosen Ausrichtung auf die Cloud ist allerdings mehr etwas für den besonderen Geschmack: Es handelt sich letztlich um einen Browser, mehr nicht. Das bringt zwar eine große Vereinfachung beim Betrieb eines Chomesbooks, gleichzeitig aber eben zahlreiche Einschränkungen, die heute wohl die meisten Nutzer nicht akzeptieren. So ist weder die Installation kleinerer Programme noch die Offline-Nutzung möglich. Mit einem klassischen Windows-Netbook ist man derzeit besser bedient. Mit dem Chrome-Browser hat man dieselben Möglichkeiten, ergänzt um die beim Chrombook fehlenden Features.

Das Konzept Chromebook sollte man aber noch lange nicht abschreiben: Google ist bekannt dafür, seine Dienste und Anwendungen in relativ kurzen Zeitabständen zu verbessern. Wenn im Sommer die Offline-Funktion nachgeliefert wird, ist eine Schwachstelle schonmal beseitigt. Zudem arbeitet das Unternehmen mit Hochdruck daran, aus dem Web eine immer leistungsfähigere Computing-Plattform zu machen. Schon im nächsten Jahr könnten die Karten also wieder neu gemischt werden.

ZDNet.de Redaktion

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