Zwar stellt der Windows-XP-Modus eine elegante Lösung dar, um ältere Programme unter Windows 7 weiter zu verwenden, doch handelt es sich um eine rein lokale Lösung. Für kleinere Firmen mag dieses Konstrukt ausreichend sein. Für größere Unternehmen hat Microsoft hingegen Möglichkeit zur zentralen Bereitstellung und Verwaltung geschaffen. Die entsprechenden Funktionen werden über das Paket Microsoft Enterprise Desktop Virtualization (MED-V) realisiert.
Das prinzipielle Konzept von MED-V beruht auf sogenannten Workspaces, die im Deutschen als „Arbeitsbereiche“ bezeichnet werden. Sie stellen eine Kombination aus virtuellen Festplatten im VHD-Format und Richtlinien dar. Darüber ist unter anderem definierbar, wie lange eine VHD verwendet werden kann und welche Arten des Informationsaustauschs (etwa Zwischenablage, Dateiübertragung) zwischen Host und Gast durchführbar sind.
App-V dient bei Microsoft zur Virtualisierung von Anwendungen (Screenshot: Eric Tierling).
MED-V baut auf Windows Virtual PC auf und erweitert die Möglichkeiten des Windows-XP-Modus durch Managementmerkmale, die für Enterprise-Umgebungen relevant sind. Dies fängt bereits bei der automatisierten Windows-XP-Ersteinrichtung in virtuellen Gästen an, bei der der Computer einen Namen gemäß der Konventionen des Unternehmens erhält und in eine Domäne aufgenommen wird.
Über das Active Directory lassen sich die Images virtueller Windows XP-Gäste bequem an Benutzer und Gruppen zuweisen und festlegen, welche Windows-XP-Anwendungen im Windows-7-Programmmenü erscheinen sollen. Zudem können Administratoren definieren, welche Webseiten – etwa solche, die noch den Internet Explorer 6 benötigen – automatisch an den virtuellen Windows-XP-Gast verwiesen werden sollen, um auch diesbezügliche Kompatibilitätsprobleme in den Griff zu bekommen.
Bezugsmöglichkeiten und Versionen
MED-V ist nicht einzeln erhältlich, sondern gehört zum Service-Angebot Microsoft Desktop Optimization Pack (MDOP). Microsoft-Volumenlizenzkunden, die zusätzlich das Abonnement Software Assurance gebucht haben, steht MDOP (und damit auch MED-V) kostenfrei zur Verfügung. Firmen, Entwickler und IT-Spezialisten, die über keine solche Volumenlizenz von Microsoft verfügen, können MDOP über ihr Abonnement von MSDN oder TechNet beziehen. Ebenso erhalten Kunden von Windows Intune die Möglichkeit, ihrem Abonnement MDOP als Option für monatlich 1 Dollar pro PC hinzuzufügen.
AGPM bietet mehr Möglichkeiten als die Gruppenrichtlinienverwaltungskonsole (Bild: Microsoft).
Die ursprüngliche MED-V-Technologie geht auf die Firma Kidaro zurück, die Microsoft im Jahre 2008 übernommen hat. MED-V 1.0 kam schließlich im Jahre 2009 auf den Markt. Seit März dieses Jahres ist die Aktualisierung MED-V 2.0 verfügbar, die eine Reihe von Verbesserungen im Gepäck hat. So entfällt der bei MED-V 1.0 zwingend erforderliche separate Verwaltungsserver bei MED-V 2.0. Außerdem werden MED-V-Workspaces nun mit vorhandenen Systemen wie Microsoft System Center Configuration Manager (SCCM) 2007 R2 verteilt und verwaltet. MED-V 2.0 war zunächst Bestandteil der im März erschienen MDOP-Version 2011. Genauso gehört MED-V zu dem seit 1. August 2011 erhältlichen, aktualisierten Paket MDOP 2011 R2.
Zusätzliche Beigaben
Neben MED-V 2.0 gehören weitere für Unternehmen interessante Tools zu MDOP 2011 R2. Eines davon nimmt sich ebenfalls der Virtualisierung an, und zwar der von Anwendungen: Microsoft Application Virtualization (App-V) erlaubt die Paketierung von Applikationen, um diese auf Arbeitsplatz-PCs ohne Installation zur Verfügung zu stellen. Dazu findet eine Anwendungssequenzierung statt, durch die die Ausführung einer Applikation auf dem PC in einer isolierten, virtuellen Umgebung erfolgt.
Sequenzierte Anwendungen sind daher voneinander getrennt, sodass Applikationskonflikte vermieden werden und sich mehrere Versionen einer Anwendung bei Bedarf parallel betreiben lassen. Über die im App-V 4.6 Service Pack 1 enthaltenen Package Accelerators können sowohl traditionelle Programme als auch komplexe Anwendungen automatisch sequenziert werden. App-V 4.6 SP1 integriert sich in MED-V 2.0, sodass über App-V bereitgestellte Anwendungen im Startmenü des Benutzers erscheinen.
MBAM erlaubt die zentrale Bitlocker-Verwaltung und ist ein neues Mitglieder der MDOP-Toolsammlung (Bild: Microsoft).
Für einige Unternehmen dürften bereits MED-V oder App-V den Ausschlag geben, sich MDOP zuzulegen. Doch die Tool-Sammlung hat noch weitere Schmankerl zu bieten, die ein wertvolles Plus darstellen: Zu den anderen MDOP 2011 R2–Mitgliedern zählen Microsoft Advanced Group Policy Management (AGPM) zur Optimierung der Gruppenrichtlinienverwaltung, der zur Inventarübersicht dienende Microsoft Asset Software Inventory Service (AIS), das Microsoft Diagnostics and Recovery Toolset (DaRT) zur Diagnose und Wiederherstellung sowie das zur Zentralisierung der Windows-Fehlerberichterstattung gedachte Microsoft Desktop Error Monitoring (DEM). Zudem ist das zur Provisionierung und zentralen Schlüsselverwaltung konzipierte Tool BitLocker Management and Administration (MBAM) bei MDOP 2011 R2 neu an Bord.
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