Nach dem Rücktritt von CEO Steve Jobs hat der Aufsichtsrat von Apple den bisherigen COO Tim Cook zu seinem Nachfolger bestimmt. Damit übernimmt ein Manager den Chefposten, der lange im Schatten des Apple-Mitgründers stand, aber schon lange eine entscheidende Rolle im Konzern spielte. Die Ernennung von Cook kommt nicht überraschend, da er Jobs während dessen krankheitsbedingten Auszeiten schon mehrfach und erfolgreich vertreten hatte. „Der Aufsichtsrat ist absolut überzeugt, dass Tim der Richtige ist, um unser nächster CEO zu sein“, sagte Art Levinson, Chairman von Genentech, stellvertretend für Apples Aufsichtsrat und hob Cooks bisherigen Leistungen sowie sein gutes Urteilsvermögen hervor.
Der heute 50-jährige Cook begann bei Apple 1998 als Senior Vice President. 2004 stieg er als Chief Operating Officer zum zweiten Mann hinter Steve Jobs auf. Er hat einen Abschluss in Wirtschaftsingenieurswesen sowie Maschinenbau und war vor seinem Eintritt bei Apple zwölf Jahre für IBM und zuletzt als Manager für Compaq tätig.
Apples neuer CEO Tim Cook (links) neben Steve Jobs auf einer Veranstaltung im Jahr 2007 (Bild: James Martin/CNET)
Bei Apple leitete Cook eine vollständige Restrukturierung in der Herstellung ein. Er bestand auf der Schließung aller ausländischen Werke sowie Warenlager von Apple und überließ die Produktion Auftragsherstellern wie Foxconn, Quanta Computer und Pegatron Technology. Durch die Umorganisation konnte Apple seine Lagerhaltung reduzieren und die Gewinnspannen bei seiner gesamten Produktpalette verbessern. Die Produkte blieben im Schnitt nur noch Tage statt Monate im Lager. Warenbestand sieht Cook als „grundsätzlich schlecht“ an und empfiehlt Molkereibetriebe als logistisches Vorbild: „Wenn das Haltbarkeitsdatum bald abläuft, dann hat man ein Problem.“
Dass er zu Apple ging, sieht der neue CEO selbst als „die beste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe“. Der unverheiratete Cook gilt als Fitness-Fanatiker, der auch im Unternehmen Höchstleistungen von sich und anderen abfordert. Mitarbeiter beschreiben ihn als einen Mann, der für seinen Beruf lebt. Auch wenn es nach außen weit weniger sichtbar wurde, war seine Kärrnerarbeit wahrscheinlich für den Höhenflug Apples ähnlich entscheidend wie die visionären Produktentscheidungen von Steve Jobs. Das Wirtschaftsmagazin Forbes nannte ihn schon 2008 in einem ausführlichen Porträt „das Genie hinter Steve Jobs“.
Tim Cook vertrat Jobs erstmals 2004 im Tagesgeschäft und auch 2009, als sich dieser einer Lebertransplantation unterziehen musste. Im Januar 2010 sprang er erneut als Interims-CEO ein, als sich Jobs eine weitere Auszeit nahm, um sich um seine Gesundheit zu kümmern. Auch während dieser Zeiträume konnte Apple ein erfolgreiches Quartal nach dem anderen melden. Cook stand Jobs ebenfalls regelmäßig bei Aktionärsversammlungen und Analystenkonferenzen bei, spielte in letzter Zeit zudem eine herausgehobenere Rolle bei der Vorstellung neuer Produkte.
Seine Bedeutung für Apple wird auch dadurch deutlich, dass er mehr verdient als jeder andere Manager des Unternehmens. Es gibt allerdings leise Zweifel, ob er auch die kreative und visionäre Seite des bisherigen Apple-Chefs abdecken kann. Jobs aber vertraut ihm und schlug ihn selbst nachdrücklich als seinen Nachfolger vor.
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