In der neuen iPhone-Produktionsstätte in Zhengzhou im Landesinneren von China hat die Arbeitsrechtsorganisation Sacom aus Hong Kong in einer aktuellen Untersuchung ähnliche Probleme festgestellt wie bei anderen Apple-Zulieferern in China. Darauf weist die Entwicklungsorganisation Germanwatch jetzt hin.
Laut der Studie erhalten die Arbeiter geringere Löhne als in Foxconn-Fabriken im industrialisierten Süden des Landes, erreichen die bei der Anwerbung versprochenen Löhne nur mit massiven Überstunden und müssen sich regelmäßig vor und nach ihren Schichten zu unbezahlten Treffen einfinden. Verfehlen sie das hohe Produktionsziel, müssen sie Überstunden leisten. Diese werden oft nicht bezahlt. Arbeiter aus der Metallverarbeitungsabteilung in Zhengzhou klagen zudem über Kopfschmerzen und Hautausschläge sowie mangelhafte Schutzkleidung und fehlende Sicherheitsschulungen.
„Solche Probleme sind in der Zulieferkette von Apple nicht neu. Apple hält weder seinen eigenen Verhaltenskodex ein noch zahlt es den Arbeitern Entschädigungen für die Arbeitsrechtsverletzungen“, sagt Sacom-Aktivistin Debby Chan. Sie ist Autorin der Studie „iSlave Behind the iPhone. Foxconn Workers in Central China“ (PDF).
„Apple ist die wertvollste Markenfirma der Welt und hat in jedem der letzten drei Quartale sechs oder sieben Milliarden Dollar Gewinn eingefahren. Apple sollte nicht nur seine Profite im Blick haben, sondern auch die Arbeitsbedingungen in seiner Lieferkette“, sagt Cornelia Heydenreich von Germanwatch, Koordinatorin von MakeITfair in Deutschland.
In diesem Jahr haben MakeITfair und GoodElectronics die internationale Kampagne „Time to bite into a fair Apple“ gestartet. Mit ihr soll Apple dazu gebracht werden, Vorreiter bei fairen Arbeitsbedingungen in der Lieferkette in China zu werden. „Wir sind enttäuscht, dass Apple den Dialog mit uns verweigert. Abgesehen von einer Telefonkonferenz Anfang Mai hat Apple nicht auf unsere Vorschläge reagiert. Tausende Verbraucher unterstützen uns in unseren Forderungen. Apple sollte faire Produkte herstellen und die Probleme in der Lieferkette beheben“, so Heydenreich.
In einem Sacom-Bericht vom Mai 2011 (PDF) waren die Arbeitsbedingungen in den Foxconn-Werken in Shenzen, Chengdu und Chongqing untersucht worden. In Shenzen fertigt Foxconn mit rund 500.000 Angestellten außer für Apple auch für Dell, HP und Nokia. In Chengdu arbeiten rund 100.000 Menschen an iPads. In Chongqing werden hauptsächlich für HP Notebooks und Netzwerkprodukte produziert.
Neben schlechten und ungesunden Arbeitsbedingungen sowie großem Druck durch strenge disziplinarische Vorschriften, hohe Leistungsansprüche und entwürdigende Strafmaßnahmen bei Fehlern kritisiert der Bericht auch die Lohnsituation. Die vor eineinhalb Jahren von Foxconn angekündigten Lohnerhöhungen hätten in der Praxis keine Auswirkungen. Zwar sei das Grundgehalt angehoben worden, aber aufgrund der damit einhergehenden Streichung von Essens- und Mietzuschüssen sei die Gesamthöhe der Lohnzahlung in Shenzen und Chengdu gleich geblieben. Lediglich in Chongqing erhielten die Menschen 1350 statt früher 1300 Yuan (rund 143 Euro).
Apple hatte im Februar einen alljährlich erscheinenden „Supplier Responsibility Progress Report“ vorgelegt. Demnach wurden im vergangenen Jahr 127 Fabriken von Auftragshersteller kontrolliert. Dabei seien 37 schwerwiegende Verstöße festgestellt worden. Dazu gehörten die Beschäftigung von Minderjährigen, Einschüchterung von Mitarbeitern und Missstände beim Umgang mit giftigen Chemikalien.
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