Oracles CEO Larry Ellison hat den Streit mit Marc Benioff von Salesforce.com in seiner Rede auf der Messe OpenWorld 2011 zur Eskalation gebracht. Eigentlich sollte Ellison die Oracle Public Cloud vorstellen – hauptsächlich befasste er sich aber mit seinem früheren Mitarbeiter und heutigen CEO eines Konkurrenzunternehmens – sowie dessen Angeboten.
„Alles, was wir in unserer Cloud haben, würde auch in der Amazon-Cloud laufen – in jeder Cloud, die auf Standards basiert. Versuchen Sie aber nicht, eine solche in Java erstellte Anwendung in die Salesforce-Cloud zu bringen. Sie wird nicht laufen“, behauptete Ellison. Dann setzte er zum Tiefschlag an, indem er Benioffs Spruch „Warnung vor der falschen Cloud!“ aufgriff: „Ein berühmter Spruch – ich weiß nicht, wo ich ihn gehört habe. Jemand aus der Branche hat gesagt: ‚Warnung vor der falschen Cloud!‘ Das ist so ein guter Vorschlag, ich hätte es selbst nicht besser sagen können.“
Salesforce-CEO Marc Benioff hielt seine für die OpenWorld vorgesehene Rede in einem Hotel vor Journalisten (Bild: ZDNet)
Der Hintergrund des Streits ist, dass Marc Benioff als Sprecher auf Oracles Hausmesse vorgesehen gewesen war, aber am Tag vorher ausgeladen wurde. Oracle sprach von einer Terminverschiebung, Benioff aber witterte einen persönlichen Angriff seines früheren Mentors Ellison und versandte seine Warnung vor falschen Clouds via Twitter. Seine vorbereitete Rede hielt er gestern dennoch, allerdings vor einem kleineren Publikum in einem Hotel. Er behauptete, Oracle lasse Gespür für die Kundschaft vermissen und habe die „soziale Revolution“ verschlafen. Die Oracle OpenWorld sei „hauptsächlich mit dem Mainframe-Rechner der nächsten Generation“ beschäftigt.
Ellison stellte als Konter die Cloud von Salesforce.com als proprietär dar: „Man kann einchecken, aber nicht auschecken. Ich sehe es gern als schäbiges Motel. Das nenne ich eine falsche Cloud!“ Ellison verwendete den Begriff „Roach Motel“, wörtlich Kakerlaken-Motel, den auch das Speichermodell von Oracles Programmiersprache Java nutzt und wo er für Einbahnstraßen bei der Vergabe von Speicheradressen steht.
Den Kunden sagte er: „Sie haben eine Wahlmöglichkeit, und ich bin sehr für Wahlmöglichkeiten. Die Leute bei Salesforce mögen Wahlmöglichkeiten nicht. Echte Cloud, falsche Cloud – das entscheiden Sie.“
Amazon dagegen lobte Ellison hingegen für seine elastischen Infrastrukturen, die sich ja auch um Namen „Elastic Compute Cloud“ niederschlügen. Elastizität sei auch eine der Haupteigenschaften der Oracle Public Cloud. Sie basiert auf der kürzlich veröffentlichten Applikationsplattform Fusion, in der laut Ellison sechs Jahre Arbeit stecken.
Der CEO charakterisierte Fusion Applications kurz: Sie laufe sowohl in der Cloud als auch auf lokalen Rechnern und basiere auf Standards wie Java, was auch für die genutzte Middleware gelte. Es handle sich um eine Service-orientierte Architektur, die sich leicht integrieren lasse. Sicherheit habe man in die Middleware, die Datenbank und das Betriebssystem integriert, sodass Applikationen auf eigene Maßnahmen verzichten und so Latenzen minimieren könnten. Außerdem verfüge die Plattform über eine moderne Oberfläche und habe sowohl Business Intelligence als auch Analytics schon eingebaut.
In Opposition zu Benioff wandte sich Ellison gegen ein Multi-Tenancy-Modell, also Mandantenfähigkeit. Dies sei vor 15 Jahren Stand der Technik gewesen, heute nutze man Virtualisierung als Teil der Sicherheitsgrundlage. „Wer anders arbeitet, setzt Ihre Daten einem Risiko aus, indem er sie mit denen Ihrer Wettbewerber vermischt.“
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