Ende September fand im amerikanischen Saint Paul die erste offizielle Nagios World Confernce statt. Ausrichter war Ethan Galstadt, Gründer der Open-Source-Monitoring-Lösung und der Firma Nagios Enterprise. Über 150 Menschen aus aller Welt waren als Teilnehmer oder Referenten vertreten. In seiner Keynote präsentierte Galstad die mit Spannung erwarteten Neuerungen zu Nagios sowohl im Open-Source- als auch im kommerziellen Bereich.
Es handelt sich dabei hauptsächlich um Erweiterungen bestehender Nagios-Community-Projekte. Sie sollen baldmöglichst der Community zur Verfügung gestellt werden. Zu den neuen Tools und Projekten zählen unter anderem:
- Nagios Core Configuration Management (NCCM)
- ein neues auf PHP basierendes Webinterface
- Nagios BPI für ein erweiteres Business Process Monitoring
- Nagios Trap Manager
- Montage-Tool zur Erstellung der eigenen Nagios-Umgebung
Christian Mies, der Autor dieses Gastbeitrags für ZDNet, ist Senior Consultant beim Dienstleister it-novum, der mit IT-Cockpit ein auf Nagios basierendes Monitoring-Framework anbietet (Bild: C.Mies)
Die wichtigste Neuigkeit war aber, dass derzeit der Nagios-4-Kern entworfen wird. Einige technische Einzelheiten wurden bereits vor einiger Zeit auf den Entwickler-Mailinglisten diskutiert. Galstad nannte jedoch noch keinen Termin für eine erste Version. Zu den Neuerungen der kommerziellen Nagios-Lösung Nagios XI gehören ein komplett modulares Webinterface, Wizards, Auto Discovery und automatisierte Reports. Andere Details wurden verbessert und weiterentwickelt.
Außerdem hat Galstad ein Zertifizierungsprogramm zu Nagios und Nagios XI vorgestellt. Darin wird es eine Administrator- und eine Professional-Zertifizierung geben. Das Programm startet im Dezember 2011 in den USA und soll etwas später auch in Europa anlaufen.
Deutliche Lebenszeichen
Es kündigt sich also ein Wechsel in der Politik von Ethan Galstad an: Sein Unternehmen Nagios Ltd. wird künftig dedizierten Support – auch für die Open-Source-Variante – anbieten. Dadurch sollen validierte und stabile Systeme rund um Nagios entstehen, die sich unkompliziert aufbauen und mit Informationen befüllen lassen.
Damit – und mit den vorgestellten neuen Funktionen und Erweiterungen – macht Galstad einen großen Schritt in Richtung Unternehmensanforderungen. Das Supportmodell und die besser strukturierte Entwicklung könnten seine Position gegenüber den zuletzt sehr stark gewordenen Forks wie Icinga stärken, weil sie Nagios auch für Geschäftsanwender interessant machen. Gleichzeitig werden die Nagios-Geschwister unter Druck gesetzt, entwicklungsmäßig nachzuziehen. Galstad dürfte diesen Schritt einkalkuliert haben, nachdem immer mehr Gerüchte in Umlauf gebracht worden waren, die behaupteten, Nagios stecke in einer Sackgasse.
Eine wichtige Rolle in Galstad Strategie spielen künftig der Support und die garantierte Entwicklung. Nagios könnte damit seine führende Position im weltweiten Open-Source-Monitoring -Markt nicht nur behaupten, sondern noch weiter ausbauen.
Die Konferenz
Die Workshops der beiden Tage zielten sowohl auf das technisch versierte Publikum als auch auf Anwender, die Nagios aus Business-Perspektive sehen. Es wurde viel über technische Möglichkeiten oder Entwicklungen diskutiert, aber auch zahlreiche neue Projekte vorgestellt und viele Lösungen von Partnern präsentiert. Alle Präsentationen und Videos der Vorträge sollen demnächst online zur Verfügung stehen. Besonders hat mir ein Vortrag von Anders Haal aus Schweden zum Thema von Business Activity Monitoring mit Nagios gefallen.
Aber es gab auch Kritik der europäischen Teilnehmer. So war häufig zu hören, dass Nagios zu sehr kommerzialisiert werde. Auch wurde bemängelt, dass Nagios Ltd. die Community nicht als Helfer sehe, sondern mehr als Grundlage für eigene Entwicklungen nutze. Hoffentlich wird Galstads Firma sich dieser Kritik annehmen und zeigen, dass die Community eben doch mehr ist als nur ein Topf, aus dem man sich bedienen kann.
Fazit
Unterm Strich war die erste offizielle Nagios Konferenz dennoch eine gelungene Veranstaltung für die Open-Source-Community wie auch die business-orientierten Anwender. Mit den vorgestellten neuen Funktionen und Erweiterungen macht Nagios einen großen Schritt nach vorne. Das setzt die Forks unter Druck, entwicklungsmäßig nachzuziehen, nachdem in der Vergangenheit mehrfach „Nagios ist tot“-Gerüchte gestreut wurden. Durch den definierten Support und eine besser organisierte Entwicklung hat Nagios seine Position gestärkt und ist damit wieder interessanter für Geschäftsanforderungen geworden. Einen wichtigen Punkt spielen dabei der Support und die garantierte Entwicklung.
Christian Mies ...
... ist Senior Consultant beim Dienstleister it-novum, der mit IT-Cockpit ein auf Nagios basierendes Monitoring-Framework anbietet. Mies beschäftigt sich vorrangig mit Virtualisierung und Netzwerk-Monitoring. Er ist Autor einiger Nagios-Plug-ins.
Neueste Kommentare
2 Kommentare zu So war die erste Nagios World Conference
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entwicklungsmässig nachzuziehen???
Nachziehen, wo kein Vorsprung vorhanden ist? Der Fork „Shinken“ ist Nagios technologisch um Jahre voraus und hat längst eine Liste von Features zu bieten, die bei Nagios nur in Form „drangestrickter“ AddOns zu finden ist, wenn überhaupt.
AW: So war die erste Nagios World Conference
Okay, sich gegenseitig die Scheiben einzuwerfen mag ja ganz lustig sein, aber jetzt erklärt doch mal für jemand wie mich, der da nicht ganz so tief drinsteckt, bitte in einfachen und sachlichen Worten, warum jeder von Euch denkt „seine“ Version sei die bessere. Und Beispiele bitte ….