France Télécom hat heute mit mit dem Verkaufsprozess für seine Schweizer Tochter Orange Suisse begonnen. Der Konzern erhofft sich dadurch Einnahmen von rund zwei Milliarden Schweizer Franken, etwa 1,5 Milliarden Euro. Orange-Chef Stéphane Richard hatte bereits früher darauf hingewiesen, dass Orange auf dem Mobilfunkmarkt in der Schweiz auf dem dritten Rang vor sich hindümpele. Er machte dafür vor allem die lokalen Wettbewerbshüter verantwortlich, die durch ihr Veto im April 2010 eine Fusion mit Sunrise, der Nummer zwei im Markt, verhindert hatten.
Bereits seit mehreren Monaten ist es kein Geheimnis mehr, dass sich France Télécom von nicht strategischen Aktivitäten in Europa zurückziehen und stärker auf den Ausbau des Geschäfts in neu entstehenden Märkten vor allem in Afrika konzentrieren will. Bei der Bekanntgabe seiner Halbjahresergebnisse Ende Juli hatte der Konzern bestätigt, dass einige europäische Geschäftsfelder abgestoßen werden sollen; in erster Linie die Mobilfunkaktivitäten in der Schweiz. Auch das Geschäft in Österreich und Portugal steht seitdem auf dem Prüfstand.
Zu den Bietern für Orange Schweiz gehört neben mehreren Investmentfonds, dem Internetprovider Numericable und dem ägyptischen Milliardär Naguib Sawiris auch der französische Telekommunikationsmilliardär Xavier Niel. Er ist Chef des französischen DSL-Anbieters Free und der ihm gehörenden, in letzter Zeit durch zahlreiche Beteiligungen aufgefallenen Gruppe Iliad. Niel, dessen Vermögen auf 3,7 Milliarden Dollar geschätzt wird, bietet aber für Orange Suisse offenbar zusammen mit Goldman Sachs in eigener Sache. In Frankreich ist Niel für seine geschickte Anlagepolitik in Telekommunikationsfirmen, Start-ups und Medienunternehmen bekannt.
Unklar bleiben jedoch die Absichten, die Niel diesmal mit seinem Engagement verfolgt. Die Experten spekulieren noch darüber, ob es sich um eine stille Beteiligung handeln wird, die auf das Abschöpfen von Gewinnen abzielt, oder ob der Schweizer Mobilfunker mit dem französischen Free Mobile zusammengeführt werden soll. Außerdem ist umstritten, ob France Télécom überhaupt bereit sein wird, das Geschäft in der Schweiz an seinen schärfsten Mitbewerber auf dem heimischen DSL-Markt abzutreten.
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