Wenn es um NAS-Systeme für kleine und mittelständische Unternehmen geht, setzt man in Iomega durchaus große Erwartungen. Schließlich ist Iomega eine Tochter von EMC², einem der weltweit größten Anbieter von High-End-Storage-Lösungen für Großunternehmen und Rechenzentren.
Mit dem StorCenter px6-300d bietet Iomega ein Gerät für sechs SATA-Platten mit je bis zu 3 TByte Speicher. Somit lassen sich 18 TByte Kapazität realisieren. Angetrieben wird das Gerät von einem Intel Atom-Prozessor D525, der mit 1,8 GHz getaktet ist und zwei x86-Kerne besitzt. Der Hauptspeicher ist mit 2 GByte großzügig bemessen. Viele andere NAS-Systeme sparen hier am falschen Ende.
Iomega hat mit dem px4-400d und dem px4-400r zwei sehr ähnliche Geräte im Programm, die sich nur dadurch unterscheiden, dass maximal vier Platten eingebaut werden können. Das Modell px4-300r ist ein 1U-Gerät für den Einbau in ein 19-Zoll-Rack.
Die sechs SATA-Einschübe des px6-300d nehmen 2,5- und 3,5-Zoll-Platten auf. Die Schnittstellen sind im SATA-II-Standard mit 3,0 GBit/s realisiert. Das mag für ein Profigerät in der heutigen Zeit ungewöhnlich sein, doch solange man das NAS mit mechanischen Festplatten und nicht mit SSDs bestückt, kann man von einer SATA-III-Schnittstelle mit 6,0 GBit/s nicht profitieren.
Festplatten werden wie üblich mit vier Schrauben in einem Rahmen befestigt und anschließend in die Fächer geschoben. Die Mechanik macht einen sehr guten und stabilen Eindruck – besser als die meisten anderen NAS in dieser Preiskategorie.
Zur Anbindung an das LAN stehen zwei Gigabit-Ethernet-Ports zur Verfügung, die auf Wunsch Jumbo-Frames unterstützen. Sofern man einen Switch mit Unterstützung von 802.3ad beziehungsweise 802.1AX einsetzt, lassen sich die beiden Ports zu einer logischen Schnittstelle mit 2 GBit/s zusammenfassen.
Ist diese Unterstützung nicht gegeben, kann man über adaptives Load-Balancing die Performance erhöhen. Alternativ lassen sich die beiden Ports im Failover-Modus mit 1 GBit/s betreiben. Der zweite Port wird dabei nur aktiv, wenn der erste ausfällt.
Insgesamt sind drei USB-Anschlüsse vorhanden. Davon ist nur einer an der Frontseite mit USB 3.0 realisiert. An der Rückseite befinden sich zwei USB-2.0-Ports.
Im ZDNet-Test verläuft die Einrichtung problemlos. Nach Verbinden mit dem LAN erhält das NAS eine IP-Adresse vom DHCP-Server, die auf dem LCD-Panel angezeigt wird. Bei der ersten Benutzung des Browser-Interface wird der Benutzer aufgefordert, ein Admin-Kennwort festzulegen.
Das ist praktisch, da im Vergleich zu anderen Systemen nicht erst im Handbuch umständlich nach dem Anfangspasswort suchen muss. Die Installations-CD und die Kurzanleitung können in der Verpackung verbleiben. Im Webinterface verweisen Links auf die Online-Version des Handbuchs.
Bei der Einrichtung von logischen Platten werden zunächst sogenannte Speicherpools bestimmt. Hier wird festgelegt, welche physische Platten eingebunden werden und welchen RAID-Level man verwenden möchte. Auf einem Speicherpool können später ein oder mehrere Volumes angelegt werden.
Bei der Einrichtung von Speicherpools hat der Anwender nur wenig Optionen.
Die Optionen bei der Einrichtung von Speicherpools sind allerdings spärlich. Das obige Bild zeigt, dass man zwar bestimmen kann, welche Platten zum Speicherpool gehören, aber es wird immer der gesamte verfügbare Platz einer Platte verwendet.
Hier fehlt eindeutig eine Option, den Speicher aufzuteilen. Könnte man bei der Nutzung von 2-TByte-Laufwerken nur jeweils 1 TByte in den Pool aufnehmen, so ließen sich zwei Speicherpools mit unterschiedlichen RAID-Leveln einrichten, etwa RAID5 und RAID6. So könnte man unterschiedliche Ausfallsicherheiten schaffen, indem man Dateien, die besondere Sicherheit benötigen, auf einem Volume im RAID6-Pool abspeichert.
In jedem Speicherpool lassen sich mehrere Volumes anlegen, was zunächst für ein NAS-System wenig sinnvoll erscheint. Wer aber Blockspeicher via iSCSI realisieren möchte, muss iSCSI-Volumes auf einem eigenen Volume anlegen. Die iSCSI-Implementierung ist von VMware, Citrix und Microsoft für ihre jeweiligen Hypervisor vSphere, Xen und Hyper-V zertifiziert. Eine Live-Migration von virtuellen Maschinen ist möglich.
Thin Provisioning von iSCSI-Platten ist allerdings ebenso wenig möglich wie das Erstellen von IQNs mit mehr als einer LUN. Das "Umhängen" einer LUN an einen anderen IQN ist ebenfalls nicht möglich. Hier sind Konkurrenten wie QNAP oder Synology gleich mehrere Schritte weiter.
Die Verwaltung von Benutzern und Shares ist vorbildlich. Die Auflistung der Zugriffsrechte erfolgt sowohl bei den Shares als auch bei den Benutzern. So behält man immer die Übersicht, wer welche Rechte hat. Wie bei dieser Gerätekategorie üblich sind Benutzerrechte nur auf Share-Ebene realisiert. Anstelle einer eigenen Benutzerverwaltung kann man auch einer Windows-Active-Directory-Domäne beitreten.
Auf die Shares kann man mittels SMB/CIFS, NFS3, AFP (Apple File Sharing), rsync und WebDAV zugreifen. Besonders erwähnenswert ist eine teilweise Unterstützung des Windows-DFS-Protokoll. So lassen sich mehrere Shares zu einem logischen Share mit Unterverzeichnissen zusammenfassen. Das erspart den Windows-Nutzern die Belegung von unnötig vielen Laufwerksbuchstaben. DFS-Replikation oder mehrere Targets für ein DFS-Verzeichnis unterstützt das NAS aber nicht.
Backup
Die Backup-Funktionen lassen leider teilweise zu wünschen übrig: Über "Kopieraufträge" lassen sich Dateien per SMB/CIFS oder rsync von und zum NAS bewegen. Andere Protokolle, zum Beispiel NFS, fehlen allerdings, was für ein Business-NAS nicht akzeptabel ist.
Bei der eingebauten Unterstützung für Amazon S3 als Remote-Backup-Lösung stellt sich die Frage nach einer sinnvollen Einsatzmöglichkeit. Es kann genau ein Share definiert werden, der kontinuierlich zu Amazon im laufenden Betrieb gesichert wird. Wird eine Datei auf dem NAS gelöscht, bleibt sie bei Amazon allerdings gespeichert. Man muss sie von Hand löschen. Das ist wenig praktikabel.
Die Möglichkeit, den Inhalt des NAS zu fest definierten Zeiten zu Amazon zu sichern, gibt es nicht. Ein mögliches Szenario ist aber, das NAS als Backup-Medium einzusetzen und eine zweite Sicherung bei Amazon vorzuhalten.
Darüber hinaus existiert noch eine Anbindung an die EMC²-Backup-Lösung Avamar und eine direkte Anbindung an den Online-Backup-Spezialist Mozy. Mac-User finden eine Time-Machine-Emulation vor.
Zugang von unterwegs
Der Zugang zum NAS für mobile Mitarbeiter ist vorhanden, aber eindeutig auf typische Home-LANs ausgerichtet. So versucht der Assistent per UPnP, Ports an den NAT-Router umzubiegen, was in Firmennetzen nahezu immer verboten ist.
Unter dem Begriff "Personal Cloud" bietet Iomega ein Peer-to-Peer-VPN à la Hamachi an. So lassen sich verschiedene Rechner und Iomega-NAS-Systeme miteinander verbinden. Aber auch hier muss sich Iomega den Vorwurf der Consumerlastigkeit gefallen lassen. Mittelständische Unternehmen haben ihre Standorte in der Regel miteinander vernetzt und verfügen auch über eine VPN-Einwahllösung für Mitarbeiter. Peer-to-Peer-VPNs sind aus Sicherheitsgründen meist nicht erlaubt.
Beim Mitbewerb ist eine App für iOS und Android mittlerweile Standard. Dass Benutzer auf jede Datei auch mit ihrem Smartphone oder Tablet zugreifen können, sollte selbstverständlich sein. Iomega bietet das bisher nicht. Zwar kann man per Browser-Filemanager oder mit einem WebDAV-Client zugreifen. Das ist aber längst nicht so komfortabel wie über eine auf das NAS zugeschnittene App.
Fehlende Management-Tools
Einfache Bedienung und Benutzerfreundlichkeit sind Themen, auf die auch professionelle Admins in Unternehmen Wert legen. Das darf aber nicht durch Weglassen wichtiger Funktionen erreicht werden.
So fehlt dem Linux-basierten NAS ein SSH-Zugang. Ältere Firmware-Versionen besaßen die "geheime" URL /support.html, über die man den SSH-Zugang freischalten konnte. In der Version 3.1.14.995 ist diese Möglichkeit verschwunden.
Sicherlich sind hilfesuchende Admins mit Halbwissen, die per SSH am System herumgespielt haben, der Albtraum jeden Support-Mitarbeiters. Trotzdem gilt, das Administratoren mit ausreichend Erfahrung diesen Zugang an der ein oder anderen Stelle brauchen. Das kann etwa der Fall sein, wenn man mit rsync ein Backup machen möchte, aber eine der zahlreichen Kommandozeilenoptionen benötigt, die über das Webinterface nicht erreichbar sind.
Für viele Admins ist ein NAS ohne SSH-Zugang ein klares Ausschlusskriterium. Wahrscheinlich wird es irgendeine versteckte Möglichkeit geben, per SSH mit Root-Rechten auf das NAS zu kommen. Derzeit ist aber keine bekannt.
Starke Defizite gibt es leider auch, wenn man sich über den Zustand der Platten und die Integrität der RAID-Speicherpools informieren möchte. So zeigt das Gerät pauschal einen Temperaturwert für "Laufwerke" an, obwohl sechs Platten jeweils mit eigenem Sensor installiert sind. S.M.A.R.T.-Informationen lassen sich über das Web-Interface überhaupt nicht abrufen.
Was den Zustand der Platten und die Integrität der RAID-Pools angeht, ist das Gerät nicht besonders auskunftsfreudig.
Man darf davon ausgehen, dass das NAS jede S.M.A.R.T.-Problemmeldung sofort per E-Mail an den Admin sendet. Das gleiche gilt vermutlich, wenn die RAID-Integrität gefährdet ist. Trotzdem gibt es ein Gefühl der Sicherheit, wenn man solche Informationen auf einer Statuspage abrufen kann und sieht, dass alle relevanten Parameter im "grünen Bereich" sind.
Zudem will sich der ein oder andere Admin sicherlich darüber informieren, wie oft die Platte schon einen defekten Sektor erkannt und durch einen Reservesektor ersetzt hat. Im Zweifel sollte man eine Platte lieber frühzeitig austauschen. Wenn der vom Hersteller eingestellte Threshold erreicht wird, kann es bereits zu spät sein.
Weniger relevant ist, dass es kaum Zusatzapplikationen für das StorCenter px6-300d gibt. Im Unternehmensumfeld wird man das Gerät eher als reine Storagelösung einsetzen. Um noch Applikationen wie Joomla, WordPress oder einen Mailserver auf dem NAS zu betreiben, reicht die Leistung bestenfalls in sehr kleinen Unternehmen mit maximal 10 Mitarbeitern aus.
Performance
Das ZDNet-Testgerät ist mit sechs Hitachi-Festplatten vom Typ HDS723020BLA642 ausgestattet. Die Platten haben ein SATA-III-Interface, drehen mit 7200 U/min und besitzen einen 64 MByte großen Pufferspeicher. Als Sparringspartner dient ein Laptop Lenovo T520 mit Gigabit-Ethernetschnittelle, Core-i5-2540M-CPU der Sandy-Bridge-Generation und 8 GByte Hauptspeicher. Der Laptop läuft unter Windows 7 64-Bit. Die Platten des NAS sind im ZDNet-Test frisch formatiert.
Beim Lesen vom NAS verwendet ZDNet das Windows-NUL-Device als Ziel auf dem Laptop, so dass die Festplattengeschwindigkeit des Sparringspartners keine Rolle spielt. Beim Schreiben auf das NAS wird die 1 GByte große Testdatei vorher in den Cache des Laptops geladen.
Auf einem SMB/CIFS-Share werden lesend 42,79 MByte/s und schreibend 37,57 MByte/s erzielt. Damit liegt das Gerät in etwa gleichauf mit Modellen der Konkurrenz, die ebenfalls über eine Atom-CPU verfügen. Wenn viele Nutzer auf das NAS zugreifen, dürfte es dem Mitbewerb sogar leicht überlegen sein, denn Iomega verbaut 2 GByte Hauptspeicher. Die meisten Konkurrenten sparen an der falschen Stelle und spendieren nur 1 GByte.
Auf einem iSCSI-Laufwerk ist die Performance höher. Hier werden beim Lesen 66,07 MByte/s und 72,02 MByte/s schreibend erreicht. Das ist etwas mehr als bei vielen vergleichbaren Konkurrenzmodellen, etwa dem QNAP TS-659. Allerdings legt das Iomega-NAS alle iSCSI-Disks thick-provisioned, das heißt in voller Größe, und direkt ohne Filesystem auf einer eigenen Partition an. Der Performancevorteil wird also durch einen Verlust an Speicherplatz und Flexibilität erkauft.
Trotz des SATA-II-Interface bei den Festplatten gibt es an der Performance des NAS nichts auszusetzen. Wie bei allen linuxbasierten NAS-Geräten ist SMB/CIFS-Filesharing über Samba realisiert. Da Samba keine Kernel-Mode-Implementierung des Protokolls bietet, ist die Geschwindigkeit etwas geringer als unter Windows oder Mac OS X ab 10.6. Das gilt quasi für alle NAS-Würfel, da sie nahezu ausnahmslos mit Linux und Samba laufen.
Fazit
Das NAS CloudStor px6-300d leistet solide Dienste, wenn es darum geht, Netzwerkspeicher bereitzustellen. Die wichtigsten Protokolle wie SMB/CIFS, AFP, WebDAV, FTP und NFS werden unterstützt. Die Hardware ist mit Atom-Prozessor und 2 GByte Hauptspeicher gut ausgestattet.
Iomega positioniert sein Gerät für den SMB-Markt, was sich etwa dadurch zeigt, dass die iSCSI-Funktionalität von VMWare, Microsoft und Citrix für die jeweiligen Hypervisor zertifiziert ist. Eine Zertifizierung ist aber längst nicht alles. Thin Provisioning oder mehrere LUNs pro IQN sind Dinge, die man von einer iSCSI-Lösung heute erwarten kann.
Beim StorCenter px6-300d passen viele Dinge einfach nicht zusammen: Einerseits ist das NAS dafür ausgelegt, Storage bereitzustellen, den man für die Live-Migration von virtuellen Maschinen verwenden kann, anderseits versucht das Gerät TCP-Ports per UPnP umzubiegen und es fehlen einfache Dinge, etwa Backup auf ein NFS-Laufwerk. Zahlreiche Elemente der Verwaltungssoftware sind für einen Einsatz im SOHO-Bereich konzipiert.
Admins, die komplexe Virtualisierungsszenarien aufsetzen, werden sich kaum für ein Gerät entscheiden, das nicht einmal den S.M.A.R.T.-Status auf Anforderung herausgibt und keinen SSH-Zugang für den Fall der Fälle bietet. Konkurrent QNAP muss sich eventuell den Vorwurf gefallen lassen, dass seine Consumer-Geräte für Privatleute schwer zu administrieren sind und nur von Profis bedient werden können.
Bei Iomega tritt das umgekehrte Problem auf. Die Geräte für den Mittelstand bieten nicht genug Konfigurations- und Managementmöglichkeiten, um sich in jedem Fall einer bestehenden Unternehmens-IT mit all ihrer Komplexität anzupassen.
Hinzu kommen weitere fehlende Features, die heute beim Mitbewerb selbstverständlich sind, etwa eine App für Smartphones und Tablets, zumindest für die marktführenden Betriebssysteme iOS und Android.
Wer einfach einen performanten NAS-Server für sein LAN sucht, der auf bis zu 18 TByte ausgebaut werden kann, trifft mit dem Iomega StorCenter px6-300d sicherlich keine schlechte Wahl. Im professionellen Umfeld bietet die Firmware der Konkurrenten QNAP und Synology aber eindeutig mehr und sinnvollere Features, etwa was Flexibilität von iSCSI-Targets oder Backup zu Amazon S3 angeht. Allerdings sind Iomega-Geräte preislich deutlich günstiger. Wenn die Features ausreichen, spart man gegenüber dem Mitbewerb bares Geld.
Wer aber von einer EMC²-Tochter erwartet, dass sie eine Profi-Lösung speziell für mittelständische Unternehmen schafft, wird eindeutig enttäuscht.
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