Das Bundeskartellamt hat Unitymedia angeblich grünes Licht für den Kauf des baden-württembergischen Konkurrenten Kabel BW gegeben. Das berichtet das Manager Magazin unter Berufung auf Mitteilungen der Kartellbehörde an die beteiligten Unternehmen.
Um die Kartellwächter milde zu stimmen, hatte Unitymedia weitreichende Zugeständnisse gemacht. So soll zum einen die Grundverschlüsselung für digitale Programme aufgehoben werden. Das bedeutet, dass Kunden, die sich einen beliebigen DVB-C-Receiver ohne Smartcard kaufen, nicht nur die öffentlich-rechtlichen Programme wie ARD und ZDF digital empfangen können, sondern auch private Free-TV-Programme wie RTL und SAT 1. Bisher hatte Unitymedia, das in Nordrhein-Westfalen und Hessen großflächige Kabelnetze betreibt, dafür 2,90 Euro pro Monat Aufpreis verlangt.
Zugleich will die deutsche Tochter des US-Kabelkonzerns Liberty Global die sogenannte Exklusivitätsklausel aufgeben. Fällt diese weg, können etwa Konkurrenten wie die Deutsche Telekom Glasfaserkabel in Haushalte verlegen, die bereits über einen Kabelanschluss verfügen. Die Wohnungswirtschaft soll zudem ein außerordentliches Kündigungsrecht erhalten, das Hunderttausende lang laufende Verträge mit Kunden in Mietwohnungen im Verbreitungsgebiet von Unitymedia und Kabel BW umfasst.
Die Kompromissbereitschaft von Unitymedia habe das Bundeskartellamt schließlich überzeugt, die geplante Übernahme zu genehmigen, schreibt das Manager Magazin. Die Behörde habe mitgeteilt, dass die bis dato bestehenden Bedenken „beseitigt“ seien.
Liberty Global hatte sich im März in einem Bieterwettstreit mit einer Offerte von 3,16 Milliarden Euro gegen den Konkurrenten CVC durchgesetzt. Unitymedia gehört schon seit 2009 zum Kabelkonzern des US-Medientycoons John Malone. Kabel BW versorgt mit seinem Netz fast 2,5 Millionen Kunden in Baden-Württemberg. Besitzer ist der schwedische Finanzinvestor EQT.
Branchenkenner erwarten, dass Liberty Global mittelfristig auch die Übernahme von Kabel Deutschland, dem größten deutschen Kabelnetzbetreiber vor Unitymedia, anstreben wird. Ob das Bundeskartellamt diese aber zulassen würde, ist fraglich. 2004 hatte es schon den Versuch von Kabel Deutschland vereitelt, durch die Übernahme von Ish, Iesy und Kabel BW zum alleinigen Anbieter von Kabelfernsehen in Deutschland aufzusteigen.
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