Bayern richtet Polizeieinheit gegen Cybercrime ein

2012 werden 54 Spezialisten die Arbeit aufnehmen. Zusätzlich fordert Innenminister Joachim Herrmann Zugriff auf IP-Adressen und Vorratsdatenspeicherung. "Am virtuellen Tatort hilft kein Fingerabdruckpulver."

In Bayern werden dieses Jahr 54 ausgebildete Computer- und Informatikexperten ihren Dienst bei der Kriminalpolizei antreten. Die Experten sollen die Ermittler bei der Bekämpfung von Internetkriminalität unterstützen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann will so Schutz und Sicherheit in der virtuellen Welt verbessern.

Joachim Herrmann (Bild: Bayerisches Innenministerium)
Joachim Herrmann (Bild: Bayerisches Innenministerium)

Gleichzeitig forderte Herrmann eine rasche Neuregelung der Vorratsdatenspeicherung. „Unsere ‚Internetpolizisten‘ brauchen aber auch das richtige Werkzeug in der Hand. Am virtuellen Tatort hilft kein Fingerabdruckpulver. Daher müssen wir auf Verbindungsdaten wie die IP-Adresse zurückgreifen können.“

Das Bundesjustizministerium müsse deshalb einen praktikablen Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung vorlegen. Ohne eine solche Regelung stoße eine vernünftige Aufklärung und Strafverfolgung an ihre Grenzen. Als Beispiel nannte Herrmann den Fall der „Zwickauer Neonazi-Terrorzelle“: „Die Ermittlungsbehörden wissen nur, dass es regen Mailverkehr und Mobiltelefonate gab. Wer aber mit wem kommuniziert hat, ist größtenteils nicht mehr feststellbar.“

Das von der Bundesjustizministerin vorgeschlagene Quick-Freeze-Verfahren sei deshalb „Augenwischerei“. Wenn der Provider keine Verbindungsdaten speichern müsse, gebe es auch nichts, was man „einfrieren“ und sichern könne.

Nach Meinung der bayerischen SPD im Landtag hinkt Hermanns Initiative der Realität hinterher. „Dass Internetpolizisten zur Bekämpfung der Cyberkriminalität nötig sind, weiß längst jeder – diese Erkenntnis von Innenminister Herrmann kommt eindeutig zu spät“, zitiert die Nachrichtenagentur dpa den SPD-Landtagsabgeordneten Schneider. Und an der fehlenden Vorratsdatenspeicherung kann es eigentlich auch nicht gelegen haben, dass die Zwickauer Terroristen jahrelang unbehelligt blieben: Erst im März 2010 wurde sie nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts ausgesetzt.

Themenseiten: Politik

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

1 Kommentar zu Bayern richtet Polizeieinheit gegen Cybercrime ein

Kommentar hinzufügen
  • Am 5. Januar 2012 um 11:10 von user

    Alles nicht notwendig
    Die Polizei braucht weder irgendwelche „Spezialisten“ oder „Werkzeuge“ oder sonst irgendeinen Zugriff auf Daten.
    Es würde vollkommen ausreichen, wenn unser Verfassungsschutz mit der Polizei zusammenarbeiten würde, aber das tut er nicht. Nein wir Deutschen sind leider scheinbar so bescheuert, dass wir passende Organisationen und Geheimdienste haben, die aber dann auf keinen Fall mit der Polizei zusammenarbeiten. Bloß schön alles geheim halten und jeder einzelnen Institution dafür die Befugnis dafür geben, Jeden und Alles auszuspähen und zu überwachen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *