Mozilla erreicht 40 Millionen Menschen mit SOPA-Protest

Firefox-Nutzer haben 360.000 E-Mails an die Kongressmitglieder gesendet. Die Online-Proteste zahlreicher Websites bringen die Politik in Bewegung. Alle republikanischen Präsidentschaftskandidaten stellen sich gegen die Zensurgesetze.

Mit einer geschwärzten US-Startseite von Firefox hat auch Mozilla an den Protesten gegen die Zensurgesetze SOPA und PIPA teilgenommen. Von hier aus erfolgte die Weiterleitung zu einer Seite, die zum Handeln aufrief. Insgesamt erreichte Mozilla 40 Millionen Nutzer, die wiederum 360.000 E-Mails an Senatoren und Abgeordnete sandten.

In einem Blogeintrag schlüsselt Alex Fowler, bei Mozilla für Datenschutz und Öffentlichkeit zuständig, die Ergebnisse auf. Rund 30 Millionen Nutzer in den USA bekamen die Startseite mit ihrem Aufruf zu sehen. Mit Einträgen bei Facebook und Twitter sowie dem Newsletter Firefox + You wurden weitere neun Millionen Menschen erreicht. Durch Retweeting und Sharing beteiligten sich 20.000 Menschen. Noch einmal 2,4 Millionen Follower erreichte ein Tweet von MC Hammer, der die Firefox-Aktion empfahl.

1,8 Millionen Menschen kamen zu mozilla.org/sopa, um mehr zu erfahren und sich zu beteiligen. 600.000 ließen sich zur Seite Strike against Censorship der Electronic Frontier Foundation (EFF) weiterleiten. Von hier aus verschickten Nutzer schließlich 360.000 E-Mails an Kongressmitglieder der jeweiligen Wahlkreise. Ihre potenziellen Wähler forderten sie auf, „die Internet-Zensur-Kampagne in beiden Formen abzulehnen“.

Rund 30 Millionen Menschen bekamen am Mittwoch eine schwarze Startseite von Firefox zu sehen (Bild: Mozilla).
Rund 30 Millionen Menschen bekamen am Mittwoch eine schwarze Startseite von Firefox zu sehen (Bild: Mozilla).

Weitere reichweitenstarke und auch viele kleinere Websites nahmen in ähnlicher Weise an den Protesten teil und leiteten auf Informationsseiten weiter. Die Online-Petition gegen die Gesetzesvorhaben SOPA (Stop Online Piracy Act) und PIPA (Protect IP Act), zu deren Unterzeichnung Google aufrief, fand inzwischen sieben Millionen Unterzeichner. Für erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit sorgte die Blackout-Aktion von Wikipedia, das seine englischsprachige Site am Mittwoch ganztägig sperrte.

Vor den Online-Protesten war das Thema in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen worden. Die von der Medienbranche vorformulierten Gesetzesvorlagen gingen relativ geräuschlos durch die beiden Parlamentskammern und fanden eine breite Unterstützung von demokratischen wie republikanischen Kongressmitgliedern. TV-Networks wie CNN, CBS und Fox News, deren Muttergesellschaften die Gesetze unterstützten, berichteten nur am Rande. Erst nach den Protesten wurden SOPA und PIPA auch in den Nachrichten stärker thematisiert.

Inzwischen haben sich zahlreiche Senatoren und Abgeordnete von den Gesetzentwürfen distanziert oder ihre vorherige Unterstützung zurückgezogen, so dass die erforderliche Mehrheit nicht mehr sicher ist, um sie durchzubringen. Nachdem sich die Obama-Regierung schon vor einigen Tagen gegen SOPA wandte, stellten sich jetzt auch die vier im Rennen befindlichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten klar dagegen.

Präsidentschaftskandidat Newt Gingrich, der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses, setzte sich dabei besonders deutlich von den „wirtschaftlichen Interessen Hollywoods“ ab und lief zur Gegenseite über: „[Es] sind da alle, die technologisch vorne dabei sind, einschließlich Google und YouTube und Facebook. Und all die Leute, die sagen, dass es Chaos für das Internet bringt, dass das Gesetz in seiner gegenwärtigen Form schlecht formuliert ist und zu einer breiten Zensur führt, die absolut nicht hinnehmbar ist. Nun, ich bin zuerst für die Freiheit!“

Themenseiten: Internet, Mozilla, Politik, Zensur

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