Wer während der 100 Tage langen Trauerphase um den „geliebten Führer“ Kim Jong-il in Nordkorea mit einem Handy erwischt wird oder versucht, nach China zu fliehen, wird von der Regierung als Kriegsverbrecher eingestuft. Dementsprechend fallen auch die Strafen aus, wie die britische Tageszeitung Telegraph berichtet.
Armee Nordkoreas (Bild: CBS/Randy Schmidt)
Der koreanische Diktator war am 17. Dezember 69-jährig an einem Herzinfarkt verstorben. Nachfolger ist sein Sohn Kim Jong-un. Unklar bleibt, wie er nach Ablauf der 100-tägigen Periode der Trauer die Handynutzung reglementieren will.
Nach dem Tod von Kim Jong-il wurde Nordkorea von einer öffentlichen Trauerwelle überschwemmt. Dem Telegraph zufolge häufen sich inzwischen jedoch die Berichte über steigende Armut, Unterdrückung und Nahrungsknappheit. Zehntausende Koreaner versuchen demnach, in die Nachbarländer zu fliehen.
Das Handyverbot rührt von den Versuchen des koreanischen Regimes, den Informationsfluss im Land und aus ihm heraus zu kontrollieren. Es ist nicht das erste Mal, dass Nordkorea die Nutzung von Mobilgeräten unterdrückt: 2008 hatte es sie schon einmal gänzlich untersagt. Die Bevölkerung sollte davon abgehalten werden, über die sich verschlechternde Versorgungslage im Land zu berichten. Auch die Geräte einreisender Ausländer wurden damals konfisziert, versiegelt und erst bei der Ausreise wieder ausgehändigt.
Vergangenen November hatte die Nachrichtenagentur Reuters gemeldet, dass sich Nordkorea für Mobilgeräte öffnet. Rund eine Million Bürger hätten bis Ende 2011 ein Handy, hieß es damals – „nur vier Jahre, nachdem Leute in Gefangenenlager gesteckt oder gar exekutiert wurden, weil sie eines besaßen“. Selbst bei einer Million Handynutzern entspräche das jedoch nur fünf Prozent der Gesamtbevölkerung.
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1 Kommentar zu Nordkorea stuft Handynutzer als Kriegsverbrecher ein
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100 Tage Handy-Verbot in Nordkorea?
Komisch, hier in Pyongyang sah ich heute (Sonnabend) bei einem Stadtbummel wie immer zahlreiche Leute mit ihren Handy telefonieren. die haben hier einen "Handyfimmel" wie bei uns anfangs auch in Deutschland. Man telefoniert laut, störend und möglichst für alle, die noch kein Handy haben, sichtbar. Irgendwelche "Häscher" waren nicht zu erkennen und wurden offensichtlich auch nicht befürchtet. Aus den hiesigen Medien (Zeitung, Rundfunk, Fernsehen) und aus dem Alltagsverhalten der Leute ist für uns Expats auch keine 100-tägige Trauerperiode erkennbar. Das Leben scheint normal und zumindest die Kinder sind fröhlich – wegen der Kälte sind sie viel auf den Schlittschuhteichen eislaufen.