Sicherheitsforscher finden zwei kritische Schwachstellen in Chrome

Forscher haben auf der Sicherheitskonferenz CanSecWest zwei kritische Schwachstellen in Chrome ausgemacht. In beiden Fällen gelang es ihnen, die Sandbox des Google-Browsers zu umgehen und die Kontrolle über einen vollständig gepatchten PC mit der 64-Bit-Version von Windows 7 zu übernehmen.

Einen Exploit für die erste Schwachstelle hat im Rahmen des von Google ausgeschriebenen Wettbewerbs „Pwnium“ Sergej Glazunow demonstriert. Glazunow, der regelmäßig Anfälligkeiten in Chrome findet und an Google meldet, erhält dafür eine Belohnung von 60.000 Dollar.

Laut Justin Schuh, Mitglied des Chrome Security Team, funktioniert Glazunows Exploit nur mit Chrome, indem er die Sandbox, die das Ausführen von Schadcode auf einem Computer verhindern soll, vollständig umgeht. „Er bricht nicht aus der Sandbox aus, er vermeidet die Sandbox“, sagte Schuh in einem Interview. Der Angriff sei „sehr beeindruckend“. „Das ist nicht einfach zu erledigen. Es ist sehr schwierig und deswegen zahlen wir 60.000 Dollar.“

Darüber hinaus demonstrierte auch das französische Sicherheitsunternehmen Vupen während des gleichzeitig stattfindenden Hackerwettbewerbs Pwn2Own eine Möglichkeit, mittels Chrome einen Windows-Rechner zu übernehmen. Laut Vupen-Gründer Chaouki Bekrar nutzte sein Team insgesamt zwei Schwachstellen für den Angriff: Die erste umgehe die Windows-Sicherheitsfunktionen DEP und ASLR, die zweite durchbreche die Sandbox von Chrome.

In einem Interview sagte Bekrar, Vupen habe rund sechs Wochen gebraucht, um die Anfälligkeiten zu finden und den Exploit zu schreiben. Es handele sich um einen Use-after-free-Bug in einer Standardinstallation von Chrome.

Er kündigte an, im weiteren Verlauf des Wettbewerbs auch noch Lücken in Microsofts Internet Explorer, Apples Safari und Mozillas Firefox vorzuführen. Aus taktischen Gründen habe man als erstes das Loch in Chrome vorgestellt. „Wir wollten zeigen, dass Chrome nicht unverwundbar ist. Im vergangenen Jahr gab es viele Überschriften, dass niemand Chrome knacken könne. In diesem Jahr wollten wir sicherstellen, dass Chrome als erstes fällt.“

Die Chrome-Sandbox sei aber die sicherste Sandbox, so Bekrar weiter. Es sei nicht einfach, alle ihre Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen. „Das zeigt, dass jeder Browser oder jede Software gehackt werden kann, wenn viel Motivation und Erfahrung vorhanden sind.“

[mit Material von Ryan Naraine, ZDNet.com]


Der russische Sicherheitsforscher Sergej Glazunow hat während Googles Pwnium-Wettbewerb eine Zero-Day-Lücke in Chrome vorgeführt (Screenshot: ZDNet).

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

CopyRhadamantys greift weltweit Unternehmen an

Ausgeklügelte Phishing-Kampagne verwendet eine weiterentwickelte Version der Rhadamanthys-Stealer-Malware.

2 Tagen ago

Facebook Marketplace: EU verhängt Geldbuße von fast 800 Millionen Euro gegen Meta

Die EU-Kommission kritisiert die Verknüpfung von Facebook und dem hauseigenen Online-Kleinanzeigendienst. Sie sieht darin einen…

2 Tagen ago

Umfrage: Angestellte in Deutschland unterschätzen NIS-2-Richtlinie

Fast zwei Drittel halten jedoch eine Umsetzung aller Vorgaben von NIS 2 bis Jahresende für…

3 Tagen ago

Kostenloser Dekryptor für ShrinkLocker

Mit dem Dekryptor von Bitdefender können Opfer von Attacken mit der Shrinklocker-Ransomware Dateien wiederherstellen.

3 Tagen ago

Malwarebytes warnt vor Betrugsmaschen beim Weihnachtseinkauf

In der Vorweihnachtszeit ist vor allem Malvertising auf dem Vormarsch. Cyberkriminelle locken Nutzer über schädliche…

3 Tagen ago

Bedrohungsindex: Deutliche Zunahme von Infostealern im Oktober

Dazu trägt unter der Infostealer Lumma-Stealer bei. Hierzulande dominiert der Infostealer Formbook die Malware-Landschaft.

4 Tagen ago