Studien, die der mobilen Internetnutzung einen Boom bescheinigen, kann inzwischen wohl jeder auf Anhieb gleich mehrere nennen. Und selbstverständlich leiten alle diese Studie daraus auch einen rasch wachsenden Markt für mobile Dienste ab, sei es nun Augmented Reality, Loacaion-based-Services oder andere Geschäftsmodelle, die auf der mobilen Nutzung von Smartphones und Tablets beruhen.
Die Logik dahinter ist einfach und bestechend: Zum Beispiel besitzen laut einer aktuellen Studie von TNS Infratest derzeit knapp 24 Prozent der Deutschen ein Smartphone und 5 Prozent ein Tablet. Die Anzahl der Tablets soll sich in den nächsten 12 Monaten noch verdoppeln. Gerade Tablets werden überproportional häufig zum Surfen genutzt. Also: Die mobile Internetnutzung auf dem Tablet boomt. Damit muss doch etwas zu verdienen sein ….
Bei Smartphones mag das noch realistisch sein. Bei Tablets hingegen könnte sich die so logisch erscheinende Annahme als falsch erweisen, so das Ergebnis einer jetzt veröffentlichten Studie von Etracker, einem Anbieter von Produkten und Dienstleistungen zur Optimierung von Websites und Online-Marketingmaßnahmen. Demnach bleibt nämlich ein Aspekt völlig unberücksichtigt: Von wo aus die Tablet-Nutzer überhaupt auf das Internet zugreifen.
Genau das hat Etracker jetzt untersucht. An der Studie haben über 10.000 Etracker-Kunden anonymisiert teilgenommen. Das Ergebnis: Während der dreiwöchigen Erhebung generierte das iPad lediglich 6,2 Prozent der Zugriffe mobil. Dagegen erfolgten 93,8 Prozent der Zugriffe per iPad von einem stationären Internetanschluss aus. „Das iPad als mobiles Endgerät zu klassifizieren, ist angesichts dieser Zahlen eher fragwürdig“, so das Fazit der Autoren der Studie.
Da aber 44 Prozent der Internetzugriffe mobiler Endgeräte von iPads kommen, relativieren sich damit ihrer Ansicht nach auch viele andere Untersuchungen zum mobilen Markt. „Offenbar führen eingeschränkte Analysemöglichkeiten vieler Studienautoren – und die daraus resultierende fehlende Differenzierung zwischen stationär genutzten Tablets und wirklich mobil eingesetzten Endgeräten – dazu, dass allzu häufig falsche Schlussfolgerungen gezogen werden. Das betrifft Prognosen zur mobilen Internetnutzung ebenso wie Einschätzungen zu Mobile Commerce oder Mobile Advertising“, so die Etracker-Experten.
Die Internetnutzung mit einem Tablet ähnelt eher der mit einem stationären PC als der mit einem mobilen Smartphone. Als direkter Absatzkanal werde der mobile Markt daher derzeit falsch eingeschätzt. „Wer seine mobilen Websites in Hinblick auf den Abverkauf optimieren möchte, sollte also weniger den reisenden Manager mit Smartphone vor Augen haben, als den iPad-Surfer auf dem heimischen Sofa“, so die Empfehlung.
Hinweis: Artikel von ZDNet.de stehen auch in Google Currents zur Verfügung. Jetzt abonnieren.
Zahlen von Etracker zur „echten“ mobilen Nutzung von Smartphones und Tablets (Grafik: Etracker).
Neueste Kommentare
4 Kommentare zu iPad-Nutzer als Stubenhocker enttarnt
Kommentar hinzufügenVielen Dank für Ihren Kommentar.
Ihr Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.
Tethering?
Wie wäre es denn gewertet worden, wenn man das iPad, über den Hotspot des iPhones, per Tethering betreibt? Für mich ist das die logischste Nutzung meines iPads, wenn ich unterwegs bin… Ein Vertrag, eine Karte und mehrere zig Euro am iPad gespart… wofür also ein iPad mit 3G/4G-Funktion?
Von wo aus per WLAN online?
Die reine Aussage, dass die meisten Zugriffe von einem stationären Netzwerk, sprich WLAN aus erfolgen, ist ohne nutzbaren Inhalt. Der Zugriff per WLAN kann sehr wohl mobil sein, vom Hotel aus, Flughafen, Bahnhof, Restaurants, McDonald’s, im Büro, etc.
Die Erhebung lässt diese Aspekte völlig unberücksichtigt und ist deshalb wertlos.
AW: iPad-Nutzer als Stubenhocker enttarnt
Hallo,
Sie haben in dem Punkt natürlich recht, dass es sich nicht um das heimische WLAN handeln muss. Allerdings hat Etracker soweit ich das sehe, die "stationäre Nutzung" (also sitzten an einem Ort) im Gegensatz zur mobilen Nutzung, etwa beim Gang durch die Stadt, verglichen und sieht vor allem die aus den Prognosen abgeleiteten Geschäftsmodelle für Location-based-Services, mobile Werbung, und mobilen Commerce etc kritisch. Und so gesehen hat die Studie schon eine Aussagekraft. Wenn natürlich zugegebenermaßen unsere Überschrift den Sachverhalt etwas zuspitzt …
Peter Marwan
ZDNet-Redaktion
AW: iPad-Nutzer als Stubenhocker enttarnt
Sehe ich genau so.
Mein Ipad z.B. habe ich immer dabei und benutze es zu 95% im Wlan meiner Kunden.