Ob es nun 8,8 Millimeter wie beim Apple iPad 2 sind, 8,3 Millimeter wie beim Asus Eee Pad Transformer Prime oder bloß 7,7 Millimeter wie beim Toshiba AT200 – im Endeffekt merkt der Benutzer den Unterschied von etwa einem Millimeter sowieso nicht. Trotzdem wirbt Toshiba bei seinem neuen Tablet gerade mit diesem Attribut – und setzt damit den Fokus falsch.
Das beginnt schon mit dem offensichtlichsten Feature: dem Betriebssystem. Schon im Herbst letzten Jahres wurde das AT200 angekündigt, und bis heute gibt es kein Update auf Android 4.0 (Ice Cream Sandwich). Also muss sich der Anwender mit Honeycomb – genauer Android 3.2 -begnügen, obwohl zahlreiche andere Hersteller ihre Tablets schon mit dem Nachfolger ausgestattet haben.
Im Inneren setzt Toshiba nicht auf einen Tegra-Chip von Nvidia – wie es viele Konkurrenten tun -, sondern auf einen OMAP 4430 von Texas Instruments. Dabei handelt es sich nur um eine Doppelkern-CPU mit 1,2 GHz, deren Performance der von Tablets mit Quadcore-Prozessor natürlich hinterher hinkt. So treten im Test immer wieder Ruckler beim Wischen durch die Startscreens, beim Scrollen auf Webseiten und vor allem beim Wechsel der Ansicht zwischen Hoch- und Querformat auf: Nur mit Verzögerungen wechselte das Display die Ausrichtung.
Zwar reagieren hier alle Android-Tablets etwa behäbiger als etwa das iPad, doch das AT200 ist schon besonders träge. Auch die Benchmarks (siehe Tabelle unten) zeigen, dass der Chip von Texas Instruments nicht mit denen mithalten kann, die aktuell in anderen Tablets verbaut sind. Toshiba hätte hier – vor allem angesichts des Preises von knapp 550 Euro für die 16-GByte-Version des AT200 – ruhig eine Vierkern-CPU einbauen können. Auch wenn der Herstellern dadurch vielleicht die Bauhöhe von 7,7 Millimetern nicht hätte halten können.
Das Display des Testkandidaten ist 10,1 Zoll groß und spiegelt, was mittlerweile bei Tablet- und Notebook-Bildschirmen üblich geworden, aber trotzdem nicht weniger ärgerlich ist. Dank der hohen Helligkeit und der Kontraststärke lässt es sich allerdings auch in relativ gut beleuchteten Umgebungen angenehm ablesen. Bei der Auflösung von 1280 mal 800 Pixel bewegt sich Toshiba im soliden Mittelfeld. Was den einen oder anderen Benutzer stören dürfte: Bei dunklen Bildern oder ausgeschaltetem Monitor tritt die dahinter liegende Display-Matrix zum Vorschein. Ein winziges Schachbrettmuster wird dann sichtbar, das ist gewöhnungsbedürftig.
Ausstattungstalent
Ausstattungstechnisch muss sich das Toshiba-Tablet hingegen nicht verstecken: Bis auf ein 3G-Modem ist alles an Bord, was derzeit aktuell ist. Per Mini-HDMI lassen sich auch Bilder in 1080p-Auflösung auf einen externen Monitor übertragen, per microSD-Kartenleser darf man den internen Speicher um maximal 32 GByte erweitern, der GPS-Empfänger findet den eigenen Standort, und WLAN-Modul (802.11 b/g/n) sowie Bluetooth 2.1 kümmern sich um die kabellose Kommunikation.
Über den microUSB-Anschluss lässt sich das AT200 nicht nur aufladen und als externe Festplatte an einem Computer betreiben, sondern auch eine Maus oder eine Tastatur anschließen. Dafür benötigt der Nutzer allerdings einen Adapter, denn externe Eingabegeräte haben meist einen normal großen USB-Stecker. Mit je einer Front- und Rückkamera folgt Toshiba ebenfalls dem Branchenstandard. Die Kamera auf der Vorderseite hat eine Auflösung von lediglich zwei Megapixeln, was für Videochats gerade noch geeignet ist. Für andere Zwecke wird sie ohnehin kaum genutzt.
Toshiba AT200-101 | |
Betriebssystem | Android 3.2 (Honeycomb) |
Display | 10,1 Zoll kapazitiver Touchscreen, 1280 x 800 Pixel, 16:10 |
Prozessor | ARM Dual-Core CORTEX A9 OMAP 4430 (1,2GHz) |
Arbeitsspeicher | 1 GByte |
SpeicheR | 16 oder 32 GByte, erweiterbar durch microSD-Karte (maximal 32 GByte) |
Abmessungen | 256 x 176 x 7,7 Millimeter |
Gewicht | 511 Gramm |
Anschlüsse | 3,5-mm-Klinke (für Kopfhörer oder Mikrofon), Mini-HDMI, microSD, microUSB, proprietärer USB-Anschluss (Kabel liegt bei) |
Connectivity | Wi-Fi 802.11b/g/n, Bluetooth 2.1+DER, GPS |
Webcam | 5 Megapixel mit LED (Rückseite), 2 Megapixel (Vorderseite) |
Bedienelemente | Lautstärkewippe, Ein/Aus-Taster, Multifunktionstaste |
Die Heckoptik schafft immerhin fünf Megapixel und macht bei Tageslicht passable Fotos. Sobald es aber etwas dunkler wird oder Kunstlicht im Spiel ist, taugen die Aufnahmen nur noch als Schnappschüsse etwas. Die Videofunktion gefällt dank der Option, Full-HD-Clips aufzuzeichnen, etwas besser. Aber auch hier ist in dunklen Aufnahmen ganz deutliches Bildrauschen zu sehen.
Die Lautsprecher konnten ebenfalls nicht so recht überzeugen, da sie aufgrund des flachen Gehäuses ohne jeden Bass ertönen. Blechern und flach klingt der Sound, externe Boxen oder Kopfhörer sind fast ein Muss. Übrigens: Trotz microUSB-Port (Standard bei fast allen Android-Geräten), bringt das AT200 noch einen proprietären USB-Anschluss an der Unterseite mit. Dieser ist aber auch für die optionale Docking-Station gedacht.
Schlichte Eleganz, fast schon zu schlicht
Das Äußere des AT200 ist recht hochwertig: Das robuste und doch elegante Gorillaglas auf der Vorderseite und die sehr edle Rückseite aus gebürstetem Aluminium stellen so manchen Plastikkonkurrenten in den Schatten. Zusätzlich prangt in der linken unteren Ecke der Rückseite das Logo des Herstellers in leicht abgesenkten, glänzend-silbernen Lettern. Die Kanten sind nicht abgeflacht, sondern schnörkellos gerade; lediglich an den Ecken folgt Toshiba dem Apple-Vorbild.
Leider hat man die wenigen Knöpfe, die der Tablet-PC überhaupt noch bietet, sehr tief in eine seitliche Rille eingelassen. Da muss der User teilweise schon sehr fest drücken, bis Ein/Aus-Schalter oder die Lautstärkewippe reagieren. Ebenso fummelig ist der microSD-Slot: Eine Speicherkarte lässt sich praktisch nur mit dem Fingernagel einstecken und wieder entfernen. Mit 511 Gramm ist Toshibas Tablet eines der leichtesten auf dem Markt. Zum Vergleich: Das Apple iPad 2 wiegt 601 Gramm.
Angemessene Laufzeit
Bei voller Display-Helligkeit und Videoplayback in Endlosschleife macht der Akku des Testkandidaten nach etwa fünfeinhalb Stunden schlapp. Angesichts der Tatsache, dass aufgrund der flachen Bauform wahrscheinlich kein hochkapazitiver Energiespeicher verbaut wurde, ist das ein ordentliches Ergebnis. Wer bei mittlerer Helligkeit surft und Apps nutzt (keine Spiele) kommt mit einer Akkuladung sogar noch einmal drei bis vier Stunden länger aus. Das bedeutet aber auch, dass das AT200 wie fast alle Androiden täglich an die Steckdose muss.
Fazit
Toshiba hat sich für einen TI OMAP 4430 als Prozessor entschieden, weil dieser angeblich weniger Platz einnimmt, das Gerät also schlanker und leichter macht. Schön und gut. Doch wenn der Nutzer dafür auf Leistung verzichten muss und trotzdem nicht viel weniger zahlt, als Käufer eines Quadcore-Tablets, ist das unglücklich. Immerhin sorgt der Strom sparende Chip für eine ordentliche Akkulaufzeit.
Insgesamt kann das Toshiba AT200 trotzdem nicht ganz oben mitspielen – da helfen auch viele Anschlussmöglichkeiten und ein schickes Gehäuse nicht. Minuspunkte gibt auch, dass das Update auf Android 4.0 immer noch auf sich warten lässt. Gerade hier sollte der Hersteller einen Zahn zulegen – andere schaffen es doch auch.
Toshiba AT200-101 – Benchmarks | |||
GLBenchmark 2.1 (3D-Performance)* | – | – | – |
---|---|---|---|
– | Toshiba AT200 | Asus Eee Pad Transformer Prime | Apple iPad 2 |
Egypt Standard | 19 | 50 | 59 |
Egypt High | 15 | n.a. | 59 |
Egypt Offscreen | 27 | 62 | 90 |
Pro Standard | 29 | 55 | 60 |
Pro High: | 20 | n.a. | 59 |
Pro Offscreen: | 48 | 76 | 147 |
*(Bilder pro Sekunde) je höher, desto besser | – | – | – |
Sunspider (JavaScript-Performance*) | – | – | – |
Toshiba AT200 | 2114 Millisekunden | – | – |
Asus Eee Pad Transformer Prime | 2500 Millisekunden | – | – |
Apple iPad 2 | 1793 Millisekunden | – | – |
* je kürzer, desto besser | – | – | – |
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