Adobe: 80 Prozent von Flash sind heute mit Webstandards umsetzbar

Aktuell arbeitet das Unternehmen an Lösungen für 3D-Hardwarebeschleunigung und Bildanpassung für hochauflösende Displays. Es schlägt außerdem Mischelemente und einen Kopierschutz vor. "Wir versuchen, über Flash hinauszugehen."

Adobe hat sich auf der Google-Konferenz I/O vergangene Woche als Verfechter offener Webstandards profiliert. „Ich glaube, fast 80 Prozent von Flash kann man heute auch mit Webtechniken realisieren“, sagte Arno Gourdol, Senior Director für Webplattformen und die zugehörigen Werkzeuge. „Wir streben aber nicht nur an, Flash einzuholen. Wir versuchen, über die Möglichkeiten von Flash hinauszugehen.“

Logo von Adobe

Das Unternehmen hatte jahrelang sein Flash-Player-Plug-in als Option beworben, um Videos und Spiele im Web anzubieten oder zeitschriftenartige Layouts zu realisieren. Bald bekam Adobe aber Mühe, Flash auf die zahlreichen neuen mobilen Plattformen zu portieren. Spätestens als Apple-CEO Steve Jobs Flash öffentlich wegen dessen Sicherheitsrisiken abwatschte und von iOS ausschloss, diversifizierte sich Adobe in Richtung Webstandards.

Auf der Google I/O waren zwei Adobe-Mitarbeiter die einzigen nicht von Google kommenden Vortragenden zum Thema Web-Technik. Adobe ist in den wichtigsten Gremien und Arbeitsgruppen vertreten. Zahlreiche Elemente von HTML und verwandter Techniken stammen von Adobe. Zwei Probleme beschäftigen Gourdol derzeit besonders: hardwarebeschleunigte 3D-Grafik und hochauflösende Bildschirme.

Früher hatten fast alle Computerbildschirme die gleiche Pixeldichte: 72 Bildpunkte pro Zoll auf Macs, 96 unter Windows. Mit Bildschirmen wie Apples Retina-Displays hat sich das geändert. Das jüngste Macbook bringt 2880 mal 1800 Pixel auf einer Fläche unter, die noch in der letzten Generation 1440 mal 900 Pixel enthielt. Zeigt man darauf ein Bild an, füllt es nur ein Viertel des vorherigen Platzes aus. Und viele Websites bestehen aus Bildern.

Mit bestehenden Lösungsansätzen für dieses Problem ist Adobe nicht zufrieden: „Wir glauben nicht, dass jemand schon den besten Weg vorgeschlagen hat.“ Schließlich wolle man nicht nur die Pixeldichte kontrollieren, sondern die Präsentation der gesamten Site, und die hänge auch von der Bandbreite ab. Die verfügbare Bandbreite beschränke aber die maximale Größe von Bildern. Adobe strebt nun an, Fotos mit skalierbaren Vektorgrafiken (SVG) zu kombinieren. Der Webmaster könnte dann die kleinst- und die größtmögliche Version eines Bildes hochladen. Darauf ließe sich vielleicht eine sinnvolle Version für jedes Gerät berechnen – „aber das erfordert noch eine Menge Arbeit“.

Im 3D-Bereich stellt sich Microsoft mit aller Macht gegen WebGL, das neben Google, Mozilla und Opera auch Apple favorisieren. Redmond dagegen sieht in WebGL ein Sicherheitsrisiko, weil die Shader-Berechung im Grafikprozessor durchgeführt wird. Auch hier glaubt Adobe, einen Kompromiss liefern zu können, den es schon für WebKit (Safari und Chrome) sowie Gecko (Firefox) als Plug-in realisiert hat: CSS Shaders, bei denen sichergestellt ist, dass sie nicht von einer fremden Website kommen – und dadurch das Sicherheitsrisiko minimiert wird.

Weitere aktuelle Adobe-Vorschläge für das Web der Zukunft sind Mischmodi: etwa Bilder, die die Flächen innerhalb von Buchstaben ausfüllen. Auch einen Kopierschutz hat es konzipiert – worüber laut Gourdol zwar einzelne Google-Mitarbeiter spotten, den aber Google offiziell ebenfalls unterstützt – ebenso wie Netflix.

[mit Material von Stephen Shankland, News.com]

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