EU untersucht Browser-Beschränkungen von Windows 8

Die Wettbewerbskommission folgt Beschwerden konkurrierender Softwareanbieter. Sie werfen Microsoft vor, Browseralternativen unter Windows RT auszusperren. Die EU ermittelt im Rahmen eines bereits laufenden formellen Kartellverfahrens.

Wie ein Bericht von Reuters bestätigt, untersucht die EU-Kommission, ob Microsoft Computerhersteller daran hindert, konkurrierende Webbrowser auf Systemen mit Windows 8 zu installieren. Bei den Ermittlungen gehe es außerdem um den Vorwurf, dass Microsoft andere Browser nicht auf alle APIs zugreifen lässt.

Die Wettbewerbskommission der EU reagiert damit auf Beschwerden konkurrierender Softwareanbieter, die Microsoft vorwerfen, sie unter der kommenden Windows-Version an der Bereitstellung konkurrenzfähiger Browser zu hindern. Die Ermittlungen sollen sich auf den Vorwurf konzentrieren, dass Microsoft seinem eigenen Browser bei Tablets mit Windows RT, die mit den energiesparenden ARM-Chips ausgestattet sind, eine effektive Alleinstellung verschafft – als einzigem Browser mit vollem Systemzugriff.

Microsoft Internet Explorer 10 für Windows 8

Die EU ermittelt im Rahmen eines formellen Kartellverfahrens gegen Microsoft. Es wurde eröffnet, nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Softwarekonzern entgegen einer früheren Vereinbarung bei Windows 7 auf das Auswahlfenster verzichtet hatte, das neben Microsofts Internet Explorer auch die Installation alternativer Browser anbot. Microsoft räumte das inzwischen ein und versuchte sich mit einem „technischen Fehler“ zu entschuldigen. Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia kündigte eine Strafe an, sollte sich die Missachtung von EU-Recht nachweisen lassen. Das Bußgeld kann maximal zehn Prozent des letzten Jahresumsatzes betragen.

Für Microsoft kommt das neue Kartellverfahren zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da es soeben mit dem 26. Oktober den offiziellen Starttermin für Windows 8 bekannt gegeben hat. An diesem Tag soll die kommende Version des Betriebssystems allgemein verfügbar sein und die Auslieferung von PCs mit Windows 8 beginnen. Die Einbeziehung von Windows 8 in die Untersuchung könnte unabsehbare Folgen haben.

Ein Sprecher der EU-Kommission wollte die Firmen nicht namentlich nennen, die sich über Microsofts Vorgehen beschwert haben. Die Liste der möglichen Beschwerdeführer ist aber kurz. Ganz oben stehen zweifellos Google und Mozilla, die zuvor schon Microsofts Browserpolitik in Windows 8 und Windows RT kritisiert hatten.

Im Mai warf Mozilla-Sprecher Asa Dotzler Microsoft in einem Blogeintrag vor, „konkurrierende Browser bei Windows 8 für ARM-Prozessoren auszusperren. IE ist dort erlaubt, aber nicht Firefox oder Chrome oder Opera oder irgendein anderer wettbewerbsfähiger Browser“.

Gegenüber News.com fasste Dotzler seine Kritik zusammen: „Erstens, Microsoft hat einen Browser, der im Klassik-Modus unter Windows für ARM läuft. Sie geben uns nicht denselben Zugang, um einen Browser im Klassik-Modus auszuführen. Zweitens, Microsoft hat einen Browser, der im Metro-Modus unter Windows für ARM läuft und auf APIs Zugriff hat, die sie Metro-Browsern von Drittanbietern unter Windows für ARM verweigern. Uns wird also die Möglichkeit genommen, irgendeinen Browser für Klassik auszuliefern und einen konkurrenzfähigen Browser für Metro zu entwickeln.“

Mozilla fühlte sich durch dieses Vorgehen an den Netscape-„Browserkrieg“ erinnert, der schließlich zu Kartelluntersuchungen in den USA und Europa führte. „Wir teilen Mozillas Bedenken in Bezug auf die Beschränkung von Wahlmöglichkeiten und Innovationen durch die Windows-8-Umgebung“, schloss sich Google dieser Kritik an.

[mit Material von Ed Bott, ZDNet.com]

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Themenseiten: Internet Explorer, Microsoft, Mobile, Tablet, Windows 8

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Neueste Kommentare 

7 Kommentare zu EU untersucht Browser-Beschränkungen von Windows 8

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  • Am 20. Juli 2012 um 7:14 von Totty

    @Michael gebauer: Bist du ein bezahltes Microsoft-Uboot? Vergleiche einfach mal den Marktanteil von Apple mit Microsoft. Wer hat de facto eine marktbeherrschende Stellung, jedenfalls noch?
    Hast Du schon Firefox im Vollbildmodus auf einem Windows RT-Tablet benutzt? Du bist ein bezahltes Microsoft-Uboot, kein Zweifel!

    • Am 20. Juli 2012 um 9:53 von Michael Gebauer

      Warum unterstellst du einfach, dass ich von Microsoft bezahlt bin – was nicht der Fall ist. Jeder Browserhersteller kann mittlererweile auf der Windowsplattform seine Software platzieren, bei anderen Herstellern geht das eben nicht. Und gerade Apple hat im Bereich der Tablets eine marktbestimmende Rolle, die es mit dem AppStore als Wächter sehr effizient konfrolliert. Defacto misst die EU mit zweierlei Maß – und auf nichts anderes weise ich hin.

      Zum Thema Windows RT: es ist noch nicht käuflich erwerbar. Was ein Firefox dort kann oder nicht kann, wird sich zeigen. Mozilla hat im Übrigen im März angekündigt an einer Metro UI Oberfläche für Firefox zu arbeiten. Der Anwender muss ihn aber auch zu seinem Default- Browser machen, damit es mit Metro funktioniert.

      • Am 20. Juli 2012 um 11:01 von Totty

        > Warum unterstellst du einfach, dass ich von Microsoft bezahlt bin?
        Weil du Sachen behauptest („Jeder … kann … den Browser seiner Wahl installieren“), ohne den Schatten eines Beweises. Auf Nachfrage schreibst Du dann „wird sich zeigen“. Glaubwürdigkeit, much? Jubelperser, more?

        > Unter … iOS ist die Wahl … nicht ohne weiteres möglich, da der Hersteller über den AppStore die volle Kontrolle hat.
        Wieviel Kontrolle hat denn MS über den Metro-Store? Du bist ein Microsoft-Uboot, das noch viel lernen kann/soll/darf/muss.

    • Am 20. Juli 2012 um 11:54 von GP_noTroll

      Don´t feed the Troll….

    • Am 20. Juli 2012 um 11:54 von Tor

      Apple nervt mich mit auf den IDevices auch mit Safari, und Apple hat im Tablettmarkt durchaus eine marktbeherrschende Stellung. MS soll das aber mit seinen eigenen Tabletts nicht dürfen. Da frage ich mich schon wo die Gleichbehandlung bleibt

    • Am 20. Juli 2012 um 12:45 von Sebastian Jänicke

      Bei der Argumentation wäre ich sehr daran interessiert wie du deine Sicht mit den Ermittlungen wegen Windows RT vereinbaren kannst.
      Denn du willst ja wohl nicht ernsthaft behaupten, dass Microsoft damit sofort eine marktbeherrschende Stellung erreichen wird, oder?

      Dennoch gibt es aber sofort Ermittlungen, weil der freie Wettbewerb behindert würde. Mit der Argumentation wüsste ich aber sofort diverse Kandidaten dafür. Apple, Google, Linux, … aber die dürfen ja.

  • Am 19. Juli 2012 um 23:05 von Michael Gebauer

    Langsam wird dieses Thema gärig. Es ist nicht mehr nachzuvollziehen, warum Microsoft durch die EU derartig unter Druck gesetzt wird, andere Hersteller – Apple an vorderster Stelle genannt – nicht belangt wird.

    Jeder einigermaßen vernunftbegabte Mensch kann unter Windows den Browser seiner Wahl installieren und diesen zum Default-Browser machen. Unter dem dominierenden Tablet-Betriebssystem iOS ist die Wahl des besten Browsers nicht ohne weiteres möglich, da der Hersteller über den AppStore die volle Kontrolle hat.

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