Canonical-Gründer Mark Shuttleworth hat die Absicht verteidigt, die Amazon-Suche in Ubuntu Linux zu integrieren. Ab dem kommenden Ubuntu 12.10, dessen endgültige Version im Oktober zu erwarten ist, erscheinen auch Amazon-Suchergebnisse bei einer Suche mit dem Dash der Bedienoberfläche Unity, die bisher nur lokale Dateien und Anwendungen anzeigte. Laut Shuttleworth ist das nur ein erstes Beispiel für eine universelle Suche, die lokale mit Online-Ergebnissen verbindet.
Das Unternehmen räumt aber auch ein, dass es gleichzeitig um Einnahmen geht. Kein Geheimnis sei es, schreibt Technikchef Olli Ries in einem Blogeintrag, dass Ubuntu-Sponsor Canonical für jedes von Amazon oder dem Ubuntu One Music Store verkaufte (nicht etwa gesuchte) Produkt eine kleine Provision erhalte. „Wenn ein Nutzer auf einen Artikel klickt und ihn kauft, dann generiert das Affiliate-Einnahmen, die wir wieder in das Projekt investieren können“, erklärte er gegenüber ZDNet. „Wir sind zur Ansicht gekommen, dass Affiliate-Einnahmen ein gute Hilfe sind, damit wir weiterhin investieren können, um Ubuntu reifen und wachsen zu lassen.“
Die Amazon-Integration führte dennoch zu lautstarken Beschwerden bei Slashdot, Reddit und anderen Social-Media-Sites. Markt Shuttleworth reagierte darauf mit einem eigenen Blogeintrag, in dem er die erweiterte Suche rechtfertigte. „Es ist absolut sinnvoll, Suchergebnisse von Amazon im Dash zu integrieren, weil die Home-Linse einfach erlauben sollte, *alles* überall zu finden“, schrieb er. „Im Laufe der Zeit werden wir den Dash smarter und smarter machen, so dass Ihr ihn einfach fragen könnt, was immer Ihr wollt, und es wird einfach funktionieren.“
Vorwürfe wie den, seine Linux-Distribution sei nun Adware, bezeichnete er als FUD und beantwortete die einzelnen Punkte im Q&A-Stil. Es gebe keine Werbung in Ubuntu, da es keine bezahlte Platzierung gebe, sondern nur Suchresultate von Amazon zu eingegebenen Begriffen. Die Privatsphäre der Nutzer bleibe gesichert, da die Anfragen nicht direkt zu Amazon gingen, sonder über Canonical geleitet würden.
Laut Shuttleworth ging es auch nicht nur um das Geldverdienen. Weitere Suchbereiche sollen folgen, auch wenn es keine Einnahmen bringe: „Die meisten werden Ubuntu keinen Cent bezahlen, aber wir werden sie trotzdem in die beste Einfach-nur-fragen-Erfahrung integrieren. Das wollen wir so machen, weil wir glauben, dass wir damit den Desktop verbessern.“
Shuttleworth hob hervor, dass nur die Home-Linse des Dash auf „Alles Suchen“ ausgerichtet sei. Die gezielte Suche in einzelnen Bereichen ist weiterhin mit den üblichen Tastenkürzeln Super-A für Anwendungen oder Super-F für Dateien aufzurufen. „Super“ steht in Ubuntu für die „Windows-Taste“ üblicher Tastaturen.
Auch die Home-Linse soll in Zukunft präzisere Einstellungen für die Suche erlauben. Der Canonical-Chef bat um Vorschläge für eine bessere Kontrolle durch den Nutzer. Leicht ironisch versicherte er, bis zur nächsten Langzeitversion 14.04 LTS seien die strittigen Sachen bestimmt ausgebügelt. Bis dahin könne jeder mitkommen – oder eben die aktuelle Version 12.04 LTS beibehalten.
Er selbst bedaure aber, dass die erweiterte Suche erst sehr spät zu Ubuntu 12.10 hinzugefügt wurde: „Die Community hätte früher davon erfahren sollen. Wäre das der Fall gewesen, hätten sich zwar immer noch einige beschwert, aber die Diskussion wäre wohl ruhiger verlaufen.“
[mit Material von Steven J. Vaughan-Nichols, News.com]
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1 Kommentar zu Mark Shuttleworth über Amazon-Integration: Ubuntu ist keine Adware
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Eine Wolfram|Alpha-Integration wäre cool. Dann kann man die Lense wirklich fast alles fragen. Sollte die wirklich kommen, könnte ich sogar langsam darüber nachdenken, von Windows zurück zu Ubuntu zu wechseln.