LTE-Messungen: Wer schlägt das iPhone 5?
Bei einer LTE-Messung mit einem einzigen LTE-Endgerät ist immer schwer zu sagen, ob die gemessenen Obergrenzen bei den Ping- und Speed-Ergebnissen nun auf Schwächen im Endgerät selber, oder eher aus den aktuellen Leistungsgrenzen im LTE-Netz resultieren. Letztere unterliegen starken Schwankungen. Idealerweise lassen wir daher bei jeder Messung zeitgleich ein möglichst schnelles LTE-Referenzgerät gegen das iPhone 5 antreten. Das muss natürlich 1800 MHz beherrschen, und davon gibt es noch ganz wenige.
LTE-Fritzboxen 6840 und 6810 versus iPhone 5?
Die bislang faktisch lieferbaren LTE-Router von AVM, die Fritzboxen 6840 und 6810, könnten wir für Outdoor-Messungen zwar im Auto an den 230-Volt-Adapter hängen. Sie verstehen LTE aber nur bei 800 und 2600 MHz, nicht bei 1800 MHz. Vergleichsmessungen im LTE-1800-Netz sind damit nicht möglich.
LTE-Router LANCOM 1781-4G versus iPhone 5?
Im April 2012 kam der 1000-Euro-LTE-Router LANCOM 1781-4G auf den Markt, der fast alle weltweit wichtigen LTE-Frequenzen beherrscht, so auch 1800 MHz. Der käme als iPhone-Herausforderer in Frage, wenn es nicht eine mobilere Lösung gäbe.
LTE-Laptop Sony Vaio S13A versus iPhone 5?
Im Mai 2012 hat Sony den ersten LTE-Laptop Vaio S13A auf den deutschen Markt gebracht. Er verfügt über das gleiche LTE-Funk-Modul wie der teure Lancom-Router. Der edle Laptop hat im Gegensatz zum Lancom auch gleich einen Intel Core i7-Prozessor, 12 GByte Hauptspeicher und eine fast 1000 MByte/sec schnelle RAID-SSD im Gehäuse. Das alles zusammen qualifiziert ihn für eine exzellente LTE-Performance, die ZDNet mit keinem anderen LTE-Gerät bisher aus dem Telekom-Netz herauskitzeln konnte, nämlich über 80 MBit/s Download an optimalen Tagen. Das stellt den besten VDSL-50-Anschluss in den Schatten. Klar, dass der schlanke Japaner als LTE-Referenzgerät zu den iPhone-Messungen fungiert.
Messumgebung 1: Schwache LTE-1800-Versorgung: INDOOR
Wir wollen hier nicht nur die schönsten und besten LTE-Messwerte präsentieren, sondern ein möglichst realistisches Bild vermitteln, was man von LTE in Kombination mit dem iPhone 5 erwarten kann. Also beginnen wir im Büro des Autors, unweit der Messeautobahn A94. Dort haben wir zwei mittelprächtig UMTS- und LTE-versorgte Dachgeschoß-Räume, DG-Süd und DG-West. Das iPhone 5 zeigt in beiden Räumen nur 1 bis 2 von insgesamt 5 Feldstärke-Balken an, der Sony-Laptop ebenso.
Im besser versorgten DG-Süd holt der Sony-Laptop mittlere Pingzeiten von flotten 27 Millisekunden, das Apple-Handy braucht immerhin 99 Millisekunden für einen Ping-Roundtrip. Der Grund: Der Sony bleibt bei allen Messungen nonstop im rasanten LTE-Netz. Das iPhone dagegen kommt bei keiner einzigen Messung überhaupt in das LTE-Netz, meldet meistens eine 3G-Verbindung und schaltet zwischendurch sogar auf das noch langsamere EDGE herunter. Entsprechend liegen auch die Download-Mittelwerte beim Sony um die 16 MBit/s, beim iPhone um 5 MBit/s. In Sachen Upload sind beide Geräte fast gleich schwach: 1,28 MBit/s mit dem Vaio und 1,02 MBit/s mit dem Apple-Smartphone.
Im noch schwierigeren DG-West holt Sonys LTE-Laptop gemittelte Pingzeiten von 25 und Apple von 288 Millisekunden. Der Grund: Der Sony hält wie schon zuvor die LTE-Verbindung aufrecht, während das iPhone wiederum auf 3G und sogar auf EDGE ausweicht. Bei diesem ständigen Hin und Her kann der User auch überhaupt nicht eingreifen. Das iPhone lässt sich nicht in den schnelleren LTE-Modus zwingen. Entsprechend unterschiedlich sind die Downloadraten: Sony schafft Mittelwerte von 18,3 und das Apple-Handy nur 1,8 MBit/s. Beim Upload schwächeln wieder beide: Der Vaio stemmt im Mittel 0,94 und das iPhone 0,35 MBit/s ins LTE-Netz hoch.
Fazit: Bei den gemittelten Pingzeiten und Downloadraten ist der Sony-LTE-Laptop besonders in schwacher LTE-Versorgungslage um ein Mehrfaches schneller als das Apple-LTE-Handy. Bei den gemittelten Uploadraten sind beide ziemlich schwach, wobei sich das
iPhone 5 immer schwächer als der Vaio gezeigt hat. Solange das iPhone wenigstens im 3G-Netz bleibt, fühlt sich das Surfen auch ohne L
TE immer noch relativ flott an. Wechselt es aber ungefragt und automatisch auf EDGE herunter, was nervig häufig vorkam, dann gingen die Pingzeiten beim Apple auf 400 bis 1000 Millisekunden hoch. Das fühlt sich dann sogar beim gemütlichen Surfen richtig lahm an. Ganz zu schweigen von Realtime-Applikationen wie etwa Videotelefonie oder Online-Gaming: Diese machen bei guter LTE-Versorgung richtig Spaß, via EDGE sind sie hingegen kaum zu brauchen.
Aber es geht auch schlechter: An den Rändern einer LTE-Funkzelle fallen die Übertragungsraten noch weiter in den Keller, bis hin zum völligen Funkabriss. LTE-800 versorgt große Zellen bis 10 Kilometer Radius. LTE-2600 ist für kleine Zellen unter 1 km gedacht. Mit LTE-1800 werden circa 5 km versorgt. Zusätzlich bremsen Gebäudemauern und weitere Hindernisse die Funkstrahlen aus.
Lässt das LTE-Endgerät den Anschluss einer externen LTE-Antenne zu, dann kann man die Messwerte an den Zellrändern positiv beeinflussen und verbessern. Viele stationäre LTE-Router und halbmobile LTE-Surfsticks haben solche Kontakt-Buchsen für externe LTE-Antennen. Dadurch kann man bei schlechter Funk-Versorgungslage eine LTE-Antenne auf den Fenstersims, auf den Balkon, vor die Hauswand oder aufs Dach montieren. Beim hochmobilen Apple iPhone 5 und beim mobilen Sony Vaio S13A sind externe Antennen für den Enduser gar nicht vorgesehen. Beim Sony kommt ein High-Tech-Bastler zwar nach Öffnung des Laptop-Bodens leicht an die LTE-Antennen-Anschlüsse. Beim Apple iPhone ist es aber nahezu unmöglich.
Neueste Kommentare
1 Kommentar zu iPhone 5 und LTE: Netzabdeckung, Provider & Bandbreitentest
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Die guten Messergebnisse, selbst auf dicht „bevölkerten“ Plätzen, sind jetzt nicht wirklich verwunderlich. Die Masse der Leute wird wohl noch kein LTE-Handy dabei haben. Eine Funkzelle ist halt ein shared Medium, aber nur für die jeweilige Technologie.