Zensur zum Parteitag: China sperrt vorübergehend alle Google-Dienste

Zwölf Stunden lang hielt die bislang massivste Blockade an. Zensurexperten befürchten einen Probelauf für eine dauerhafte Sperrung. Seit 2010 verweigert sich Google den Zensurforderungen und leitet chinesische Surfer auf seine unzensierte Suche in Hongkong um.

China hat praktisch alle Google-Dienste über einen Zeitraum von rund zwölf Stunden unerreichbar gemacht. Chinesische Nutzer vermuteten darin eine Zensurmaßnahme während des beginnenden 18. Parteitags in Peking, bei dem die Kommunistische Partei eine neue Führung bestimmen will.

Wie der Transparenzbericht des Internet-Konzerns ausweist, brach die Erreichbarkeit der Dienste aus China am Freitagabend plötzlich und drastisch ein. Betroffen war die Suchmaschine ebenso wie Gmail, Google Maps, Google Play und Google Drive. Selbst Analytics fiel der umfassenden Blockade zum Opfer, so dass auch ausländische und nicht blockierte Websites Besucher aus China nicht mehr erfassen konnten. Laut Google trugen keine eigenen technischen Probleme zur Nichterreichbarkeit bei. „Wir haben es überprüft und konnten auf unserer Seite keine Probleme feststellen“, erklärte ein Firmen-Sprecher gegenüber News.com.

Google-Dienste in China vorübergehend nicht mehr erreichbarGoogles Transparenzbericht weist einen abrupten Trafficrückgang aus (Bild: Google).

 

Nachdem schon großes Rätselraten über eine eventuelle dauerhafte Blockade in China einsetzte, wurden die Dienste gegen Samstagmorgen wieder erreichbar. Eine nur versehentliche Sperre schließt die Website greatfire.org, die schon länger die chinesischen Zensurpraktiken dokumentiert und analysiert, weitgehend aus. Dagegen spreche, dass nicht nur google.com und Subdomains wie mail.google.com blockiert, sondern auch google-analytics.com sowie mit google.co.hk die unzensierte chinesischsprachige Google-Suchmaschine in Hongkong durch gezielte DNS-Umleitungen unerreichbar gemacht wurden. „DNS-Poisoning“ schickte die Nutzer vielmehr zur IP-Adresse eines südkoreanischen Servers, der nicht einmal eine Webseite auslieferte. Auch DNS-Server außerhalb Chinas erwiesen sich nicht als hilfreich, da der „Große Firewall“ die Domainabfragen störte.

Greatfire.org hält für denkbar, dass die chinesischen Behörden die öffentliche Meinung vor einer möglichen kompletten Abschaltung Googles erkunden wollten. Schon im März 2011 hatte es nach einer vollständigen Sperrung von Gmail ausgesehen – Chinas Zensoren hielten sich dann aber doch zurück und begnügten sich damit, den Zugang zu erschweren und zu verlangsamen. Eine weitere Erklärung sehen die Zensurexperten in der Erprobung eines „Google-Abschalten-Buttons“, um jederzeit eine Blockade aller Dienste verhängen zu können.

Die Situation ist jetzt wie 24 Stunden zuvor. Google ist also in China nicht mehr vollständig blockiert, aber von vielen Behinderungen und einzelnen Blockademaßnahmen betroffen. Insbesondere der Zugang zu Gmail ist offenbar noch immer erschwert.

Seit 2010 verweigert sich der Internet-Konzern der von China verlangten Selbstzensur und leitet chinesische Surfer auf seine unzensierte Suche in Hongkong (google.com.hk) um. Auf diese List reagierte China mit abgestuften indirekten Zensurmaßnahmen, die nicht immer als solche zu erkennen sind und oft wie Verbindungsprobleme erscheinen.

[mit Material von Zack Whittaker , News.com]

Themenseiten: China, Google, Internet, Politik, Suchmaschine, Zensur

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Neueste Kommentare 

2 Kommentare zu Zensur zum Parteitag: China sperrt vorübergehend alle Google-Dienste

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  • Am 11. November 2012 um 9:35 von Stefan Müller

    was die sich alles rausnehmen, und immernoch schön shake hands machen, wie wär’s man würde z.B. mal drei Wochen testhalber Containerschiffe aus Guangzhou, Ningbo, Qingdao, Shanghai … das Anlegen verweigern? Vielleicht weil bald Weihnachten ist? Ach, das widerspräche unseren eigenen Interessen ? Oder käme dann raus, dass wir nicht mal mehr in der Lage sind Klopapier zu fabrizieren, ohne zumindest Vorprodukte aus Fernost?

  • Am 10. November 2012 um 20:35 von mica farha

    Big Brother sollte weltweit gesperrt werden, Fertig

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