Die Vereinigten Staaten haben kategorisch bestritten, an einer erfolgreichen Cyberattacke auf die französische Regierung beteiligt gewesen zu sein. Eine solche Beteiligung hatte zuvor das französische Nachrichtenmagazin L’Express in einer ausführlichen Titelgeschichte nahegelegt. Es berief sich dabei auf mehrere Informanten, die übereinstimmend die USA als wahrscheinlichsten Akteur bezeichneten.
Dem Bericht zufolge gaben sich die Angreifer gegenüber Mitarbeitern des französischen Präsidentenpalasts als Facebook-Freunde aus und lockten sie auf eine gefälschte Intranetseite der Regierung, um an ihre Zugangsdaten zu kommen. Das erlaubte ihnen, auf den Regierungsrechnern eine Spionagesoftware zu installieren und „geheime Unterlagen“ sowie strategische Pläne des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy zu entwenden.
Experten verglichen die Malware mit der Spionagesoftware Flame, die im Mai entdeckt wurde, nachdem sie im großen Stil iranische Computernetze infiltriert hatte. Die Washington Post berichtete im Juni unter Berufung auf amerikanische Regierungskreise, diese Malware sei von den USA und Israel mit dem Ziel entwickelt worden, die islamische Republik am Bau einer Atomwaffe zu hindern. Die ausgeklügelte Software konnte Computermikrofone anschalten und auch Daten von drahtlos verbundenen Mobiltelefonen abschöpfen.
Als der Angriff auf die französische Regierung bemerkt wurde, spekulierten Medien zunächst über einen Cyberangriff aus China, um an militärische Geheimnisse zu kommen. Laut L’Express deutet jetzt aber vor allem die Flame-Parallele auf eine Spionageaktion des großen Verbündeten USA. Die Motive blieben zwar unklar, aber der Zeitpunkt spreche dafür, dass sich die USA auch weiterer diplomatischer Unterstützung durch Frankreich nach dem Regierungswechsel versichern wollten.
„Wir bestreiten kategorisch diese Anschuldigungen durch ungenannte Quellen“, erklärte dazu die US-Botschaft in Paris. Frankreich sei einer der engsten Verbündeten der Vereinigten Staaten. „Wir haben keinen größeren Partner als Frankreich, wir haben keinen größeren Verbündeten als Frankreich“, versicherte auch Janet Napolitano, US-Ministerin für Heimatschutz, in einem Interview mit L’Express. „Wir arbeiten in vielen sicherheitsbezogenen Bereichen zusammen.“
Eine französische Regierungssprecherin wiegelte ab und erklärte, es gebe keinen Grund für die ernsthafte Besorgnis, dass die Cyberspionage von den USA ausgegangen sei. Dass so etwas auch zwischen befreundeten Ländern vorkommt, muss dem abgewählten französischen Präsidenten Sarkozy andererseits bekannt sein. Wie ein früherer britischer Innenminister enthüllte, wurde er selbst von seinem damaligen Amtskollegen Sarkozy darauf aufmerksam gemacht, dass Frankreich E-Mails der britischen Regierung mitlas.
[mit Material von Don Reisinger, News.com]
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