Aktionäre von Hewlett-Packard haben rechtliche Schritte gegen die Wirtschaftsprüfer Deloitte und KPMG eingeleitet. Sie werfen ihnen Versäumnisse bei der Prüfung der Bilanzen von Autonomy im Vorfeld der Übernahme des Unternehmens durch HP vor. Die von HP im Nachhinein festgestellten „ernsthaften Unregelmäßigkeiten“ hatten den Computerhersteller dazu veranlasst, 8,8 Milliarden Dollar auf den Kaufpreis von 10,3 Milliarden Dollar abzuschreiben.
Eingereicht wurde die Klage von Philip Ricciardi, HP-Aktionär seit 2007, bei einem US-Bezirksgericht in Nordkalifornien. Sie richtet sich auch gegen HP-CEO Meg Whitman und CFO Catherine Lesjak sowie Whitmans Vorgänger Léo Apotheker, der das Geschäft mit Autonomy eingefädelt hatte.
Die Beklagten sollen ihren Sorgfaltspflichten nicht ausreichend nachgekommen sein. Als Folge habe HP einen deutlich überhöhten Kaufpreis gezahlt, der schließlich zu der in der vergangenen Woche angekündigten Abschreibung von 8,8 Milliarden Dollar führte.
HP wiederum wirft Autonomys Management vor, einige seiner Umsätze falsch ausgewiesen zu haben. So soll es Software im Paket mit Hardware zu Verlustpreisen verkauft und später als Umsatz im Programm „Idol“ ausgewiesen haben. Die Geschäftspraktiken wurden HP zufolge im Mai durch einen Informanten aufgedeckt. Die Ergebnisse einer internen Untersuchung übergab das Unternehmen schließlich an Behörden in Großbritannien und den USA. Inzwischen ermittelt auch das FBI.
Whitman erklärte mehrfach, ihr Unternehmen habe sich auf die Prüfberichte von Deloitte, die von KPMG kontrolliert worden waren, verlassen. Der frühere Autonomy-CEO Mike Lynch weist die Anschuldigungen energisch zurück und beruft sich ebenfalls auf die Sorgfaltspflichten des HP-Managements.
Deloitte verteidigte in der vergangenen Woche seine Arbeit bei Autonomy und erklärte, es habe nicht von den Unregelmäßigkeiten gewusst. KPMG wiederum sagte gegenüber Reuters, seine Prüfungen bei Autonomy hätten keinen Bezug zur Übernahme des Unternehmens durch HP gehabt.
HP muss sich noch mit einer weiteren Klage zum Kauf von Autonomy auseinandersetzen. Eine in San Francisco eingereichte Sammelklage unterstellt HP, es habe irreführende Aussagen über die Akquisition getroffen. Sie hätten einen Rückgang des Aktienkurses zur Folge gehabt. Auch hier zählen Whitman und Apotheker zu den Beklagten.
[mit Material von Steve McCaskill, TechWeekEurope]
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