Tech City entwickelte sich im Londoner Osten aus einer Ansammlung bereits angesiedelter Technologiefirmen, intensiv und mit großen Erwartungen gefördert von der britischen Regierung. Vor zwei Jahren verkündete Premierminister David Cameron den ehrgeizigen Plan, in diesem Technologiezentrum Start-ups zu fördern und damit wirtschaftliches Wachstum anzustoßen. Mit der Umsetzung dieser Pläne wurde der Investitionsverband Tech City Investment Organisation (TCIO) betraut.
Die Zwischenbilanz nach zwei Jahren fällt eher verhalten aus, obwohl eine große Anzahl von Unternehmen dem Ruf folgten und sich im Umfeld ansiedelten. Noch immer aber laufen neue Initiativen an. Die Tech City Investment Organisation startete ein Ausbildungsprogramm, das 500 arbeitslosen Londonern die Chance gibt, in einem der angesehensten Technologie-Unternehmen zu arbeiten, zu denen auch Google und Facebook gehören. Das Sendezentrum im Olympiapark soll wöchentlich die IT-Fertigkeiten von bis zu 350 jungen Bewerbern fördern.
Neben diesen öffentlich geförderten Initiativen sind auch private Firmen aktiv. Rackspace beispielsweise will Start-ups kostenlos Cloud-Hosting im Wert von 12.000 Britischen Pfund bereitstellen. Auf ähnliche Weise beteiligen sich weitere Technologieriesen wie Cisco, Vodafone und Intel.
Geringere Investitionen
Dennoch fehlt es an wesentlichen Impulsen, wie kritische Beobachter anmahnen. Ein eben veröffentlichter Bericht des Projekts Startup Genome sprach London den weltweit siebten Rang unter den 20 besten Start-up-Ökosystemen zu. Das machte es zum „erfolgreichsten Start-up-Ökosystem in Europa“. Im gleichen Bericht ist aber auch von Ergebnissen die Rede, die noch immer um 63 Prozent hinter dem Silicon Valley zurückliegen – und vor allem bestehe eine gravierende „Finanzierungslücke“. Den Start-ups in London stehe daher 81 Prozent weniger Kapital als den Start-ups im Silicon Valley zur Verfügung, bevor sie mit ihren Produkten in den Markt gehen können.
Den Entrepreneuren in London wirft der Bericht vor, „weniger ehrgeizig und gleichzeitig risikoscheuer“ als ihre Kollegen im Silicon Valley zu sein. Besonders im Argen liege es in der frühen Finanzierungsphase. Ganz allgemein seien auch die Investoren zu weniger Risiken bereit, verlangten nach mehr Validierung und seien auch weniger großzügig bei ihren Bewertungen.
Neidische Blicke nach Kalifornien
Solche Vergleiche hört Benjamin Southworth, stellvertretender CEO der Tech City Investment Organisation, weniger gern. Im Gespräch mit TechWeekEurope warnte er vor Vergleichen mit dem Silicon Valley und argumentierte, es komme nicht nur auf die Höhe der bereitgestellten Gelder an.
„Nachhaltigkeit ist so wichtig wie Investition“, sagte er. „Unternehmen zu schaffen, die einen Zweck haben und gewinnbringend sind, die Arbeitsplätze schaffen – das ist es vor allem, was wir brauchen.“
„Wir sind besessen davon, das Valley sein zu wollen, und ich bin mir nicht sicher, ob wir das Valley sein sollten“, fuhr er fort. „Können wir nicht London sein? Können wir nicht einfach großartige Firmen in London schaffen, wie wir das immer in den verschiedensten Bereichen getan haben? Es geht jetzt einfach darum, das im Technologiesektor zu tun.“
[mit Material von Tom Brewster, TechWeekEurope UK. Dieser Beitrag ist eine „Euro Story“ – eine ausgewählte Geschichte, die gleichzeitig auf mehreren europäischen Sites von NetMediaEurope veröffentlicht wird.]
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