Erneut Selbstmord bei Foxconn

Ein 18-Jähriger Arbeiter sprang nach nur 40 Tagen aus einem Hotelfenster. Die Autopsie stellte schon ältere Hämatome fest. Foxconn schließt Missbrauch aus und findet die Angehörigen mit umgerechnet rund 73.000 Euro ab.

Ein 18-jähriger Angestellter von Foxconn hat sich nach angeblich nur 40 Tagen Tätigkeit in der Fabrik Shenzhen das Leben genommen. Chinesischen Zeitungsberichten zufolge ereignete sich der Vorfall schon am 10. Dezember. Der Mann scheint beim Sprung aus einem Hotelfenster zunächst relativ unbeschadet auf einer Werbetafel gelandet zu sein. Anschließend stieg er in eine höheres Stockwerk, von wo er zum zweiten Mal sprang.

Foxconn-Fabrik ShenzhenEingang zum Foxconn-Werk in Shenzhen (Bild: Jay Greene / News.com)

Die chinesischen Medien verwenden nur den Namen Li. Er soll von Hotelangestellten vor dem Haupteingang gefunden worden sein. Der junge Mann wurde mit Schädelbruch noch ins Krankenhaus gebracht, verstarb aber kurz nach der Einlieferung.

Die Familie von „Li“ erhebt nun Vorwürfe gegen Foxconn. Eine Tante sagt: „Er hat mich in der Nacht zuvor angerufen und gesagt, er wolle nicht mehr für Foxconn arbeiten. Warum, wollte er mir nicht sagen.“ Er sei aber auch nicht ihrer Aufforderung gefolgt, in seine Heimat – die Provinz Hunan – zurückzukehren.

Die Autopsie hat ergeben, dass Li schon vor dem Sturz ein Hämatom an einem Auge hatte. Seine Familie vermutet daher, dass er misshandelt worden sein könnte.

„Wir sind geschockt und traurig aufgrund dieser Nachricht“, kommentierte ein Foxconn-Sprecher. „Jeder tote Angestellte ist für uns ein Verlust. Aber es handelt sich um freie Menschen, und wir können nicht jeden ihrer Schritte überwachen.“ Li sei definitiv nie misshandelt worden.

Mit der Familie des Toten ist sich der Konzern inzwischen einig. Er hat eine Entschädigung in Höhe von 600.000 Yuan (73.000 Euro) für die Hinterbliebenen ausgehandelt.

In der Megafabrik Shenzhen wird unter anderem Apples iPhone 5 gefertigt. Das französische Fernsehen konnte letzte Woche erstmals Videomaterial aus dem Werk ausstrahlen. Der Reporterin Anne Poiret zufolge werden die Arbeitszeitregelungen zwar inzwischen im Großen und Ganzen eingehalten, problematisch ist aber nach wie vor die Unterbringung der Arbeiter. Es gelang ihr beispielsweise, einen Vorarbeiter zu filmen, als er Neuankömmlingen erklärt, dass sie mit dem Anschluss von elektrischen Geräten in ihrer Wohnung vorsichtig sein sollten, da am Vortag durch einen Unfall acht Personen den Tod gefunden hätten.

[mit Material von Liu Jiayi, ZDNet.com]

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