Google stoppt Zensurhinweise in China

Ein Skript warnte seit letztem Mai vor in China verbotenen Begriffen. Anwender konnten so beendete Sessions und lange Wartezeiten ohne Ergebnis vermeiden. Unklar bleibt, ob Google sich den Behörden gefügt hat oder an technischen Problemen gescheitert ist.

Google hat die im Mai 2012 eingeführten Zensurhinweise in China wieder eingestellt. Sie informierten Anwender vorab, falls sie einen in China nicht erlaubten Suchbegriff bei Google Hongkong eingaben. Menschenrechtler werfen dem Konzern nun vor, den Kampf gegen die Zensur aufgegeben zu haben.

Google weist nicht mehr auf Suchbegriffe hin, die zu zensurbedingten Unterbrechungen führen können (Screenshot: ZDNet.de).
Google weist auf Suchbegriffe hin, die zu zensurbedingten Unterbrechungen führen können (Screenshot: ZDNet.de).

Seit 2010 verweigert sich Google der von China verlangten Selbstzensur und leitet chinesische Surfer auf seine unzensierte Suche in Hongkong (google.com.hk) um. Hongkong ist zwar nach Bevölkerungszahl eine der größten Metropolregionen der Volksrepublik China, gilt aber als Sonderverwaltungszone, die als frühere britische Kolonie besondere Freiheiten genießt, zu denen auch die Freiheit von der auf Chinas Festland geübten Internetzensur gehört. Auf diese List reagierte China mit einer Zensur, die sich meist nicht als solche zu erkennen gibt, aber die Nutzung der Suchmaschine deutlich erschwert. Die Nutzer bekommen nur Fehlermeldungen wie „Diese Webseite ist nicht verfügbar“ oder „Die Verbindung wurde zurückgesetzt“ zu sehen.

Die Blockade erfolgt oft auch bei völlig unverfänglichen Anfragen. Während „Gelber Fluss“ keine Probleme bereitet, blockieren die Zensoren beispielsweise die Suche nach dem Jangtsekiang, dem längsten Fluss Chinas. Der Grund dafür ist darin zu vermuten, dass in diesem Begriff auch teilweise der Name des früheren chinesischen Präsidenten Jiang Zemin enthalten ist. Nach falschen Gerüchten über seinen Tod wurde die Websuche nach ihm häufig zensiert.

Chinesische Behörden hatten schon 24 Stunden nach dem Start der Funktion vergangenen Mai begonnen, das Google-Javascript zu blocken. Google änderte daraufhin die URL, China zog nach. Daraufhin integrierte Google die Hinweise direkt in den HTML-Code, um die Filterung unmöglich zu machen.

Ein Google-Mitarbeiter hat die Zensurhinweise allerdings gegenüber der Zeitung Guardian als „kontraproduktiv“ bezeichnet. Die chinesischen Behörden seien dadurch nur zu neuen Anti-Google-Maßnahmen provoziert worden.

Die Hinweise hat Google bereits vergangenen Monat eingestellt, ohne darüber zu informieren. Jetzt bemerkte Great Fire ihr Fehlen – und wirft Google vor, eingeknickt zu sein. Es weist allerdings auch darauf hin, dass der umfangreiche Script-Code ohnehin nicht ewig Teil des HTML-Codes der Suchseite hätte bleiben können.

Allerdings gibt es auch die Theorie, dass China Google erpresst hat. Am 9. November war der Zugriff auf die Google-Suche abrupt abgeschaltet worden. Die Reaktivierung könnte mit gewissen Selbstverpflichtungen des amerikanischen Unternehmens einhergegangen sein.

[mit Material von Max Smolaks, TechWeekEurope.co.uk]

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