Überwachungssysteme: Erneut Anschuldigungen gegen Blue Coat

Laut Citizen Lab schnüffeln Länder wie Bahrain, China und Irak mit Hilfe von Blue-Coat-Lösungen die eigenen Bürger aus. Es fordert strengere Exportkontrollen von "Dual Use"-Produkten, die sich nicht nur für die legitime Sicherung einsetzen lassen.

Forscher haben erneut Blue Coat vorgeworfen, mit seinen Systemen für Internet-Überwachung und -Filter zu Menschenrechtsverstößen weltweit beigetragen zu haben. Seine Produkte seien unter anderem in China, Ägypten, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem Irak, in Russland, Afghanistan, Bahrain und Indien im Einsatz, heißt es.

Logo von Blue Coat

Konkret geht es um ProxySG, das Internetverkehr filtern und auch verschlüsselte Kommunikation verhindern kann, und PacketShaper, das Internet-Traffic auswertet – etwa zu Überwachungszwecken. Die Forscher von Citizen Lab haben in mehrwöchiger Arbeit 61 Geräte vom Typ ProxySG und 316 PacketShaper entdeckt, von denen 61 „in öffentlichen oder Regierungsnetzen laufen – in Ländern, die für Menschenrechtsverletzungen, Überwachung und Zensur bekannt sind“.

Citizen Lab weist besonders auf den „Dual Use“-Apekt der Produkte von Blue Coat hin. Sie könnten zum einen genutzt werden, um Firmen vor Sicherheitsbedrohungen zu schützen, aber zum anderen eben auch als Mittel für politische Unterdrückung. Die Organisation schreibt in ihrem Bericht, Regierungen und auch Blue Coat selbst müssten strenger als bisher kontrollieren, wo diese zweischneidig einsetzbaren Geräte zum Einsatz kommen.

2011 während des Arabischen Frühlings war bekannt geworden, dass Syrien seine Bürger mittels Blue-Coat-Systemen ausspionierte. Das Unternehmen räumte dies selbst ein. Es teilte mit, es halte sich selbstverständlich an das US-Handelsembargo gegen Syrien. Die Hardware müsse auf einem Umweg nach Syrien gekommen sein.

Von ähnlichen Vorwürfen ist die britische Firma Gamma International betroffen, deren Schnüffelsoftware angeblich in Bahrain und Ägypten zum Einsatz kommt. Diesen Fall beobachtet insbesondere die Organisation Privacy International, die strengere Kontrollen beim Export solcher Produkte fordert. Forschungsleiter Eric King sagte TechWeekEurope: „Exportlizenzen werden für jeden Fall einzeln vergeben, und hunderte ‚Dual Use‘-Produkte werden bereits regelmäßig kontrolliert. Es sollte sich also nicht als schwierig erweisen, den Verkauf von Technik wie der von Blue Coat an repressive Regierungen zu verhindern, die dafür bekannt sind, über die Grundrechte und Freiheiten ihrer Bürger hinwegzusehen.“

[mit Material von Tom Brewster, TechWeekEurope.co.uk]

Themenseiten: Blue Coat, Politik, Zensur, Überwachung

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